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  • Die Habilitationsschrift von Ralf Banken zeichnet Bewirtschaftung, Raub und Verwertung von Edelmetallen im "Dritten Reich" quellenbasiert und in großem Detail nach. „In der vorliegenden Untersuchung ist die Frage nach dem Raub von privatem Eigentum ein zentraler Aspekt, wobei der Raub von Edelmetallen in allen praktizierten Formen sowie das System des Transfers und der wirtschaftlichen Verwertung von Edelmetallen beispielhaft für die deutsche Ausbeutungspolitik analysiert wird. Darüber hinaus steht die Entwicklung des Edelmetallsektors und der Edelmetallbewirtschaftung von 1933 bis 1939 im Vordergrund der Untersuchung. Außer der offensichtlichen Tatsache, dass die geraubten Edelmetalle im deutschen Gewerbe eingesetzt wurden und zudem zur Finanzierung von Außenhandels-geschäften dienten sowie der vereinzelten Beteiligung einiger Unternehmen bei der direkten Übernahme von Edelmetallen in den besetzten Gebieten, besteht jedoch auch ein weiterer kausaler Zusammenhang zwischen den beiden Untersuchungsaspekten.
    Aufgrund der staatlichen Wirtschaftspolitik, einer verstärkten Aufrüstung und der Abkoppelung von den außenwirtschaftlichen Märkten sowie des daraus resultierenden Devisenmangels bzw. der vollständigen Devisenbewirtschaftung konnte ab 1934 der größte Teil, der für die deutschen Verarbeiter benötigten Edelmetalle nur noch mit staatlicher Genehmigung importiert werden. Der steigenden Nachfrage nach Edelmetallen, die durch den konjunk¬turellen Aufschwung bzw. durch die verstärkte Rüstungsproduktion hervorgerufen wurde, standen jedoch sinkende Edelmetallimporte gegenüber. Diese Nachfragelücke führte in einem schleichenden Prozess von 1934 bis 1938 zur vollständigen Bewirtschaftung aller kommer¬ziell genutzten Edelmetalle in Deutschland … Der Raub der Edelmetalle von 1938 bis 1945 selbst war wegen der stets das Angebot übersteigenden Nachfrage schon im Bewirtschaftungssystem und der nationalsozialistischen Politik angelegt. Die fehlenden Importmöglichkeiten durch die alliierten Wirtschaftssperren und der Devisenmangel führten zum Raub von Edelmetallen, die für die Rüstungsproduktion und als Devisen verwendet wurden. Die Bewirtschaftung des Edelmetallmangels vor Kriegsausbruch führte in der Logik des NS-Systems zwangsläufig zu einer Großraubwirtschaft im Krieg. In dieser Situation waren die eng mit dem staatlichen Bewirtschaftungssystem verbundenen Unternehmen des Edelmetallsektors vor die Alternative gestellt, prinzipiell die Produktion aufzugeben oder aber die die geraubten Edelmetalle zu verarbeiten.
    Ausgehend von diesem Szenario werden daher in dieser Studie folgende konkrete Fragen untersucht:
    1. Wie entwickelten sich die Edelmetallbranche und die Bewirtschaftung der Edelmetalle von 1933 bis 1945 und wie und warum handelten die einzelnen Akteure in Unternehmen und Staat?
    2. Wie erfolgte die Beschaffung und Finanzierung der Edelmetalle von 1938 bis 1945 und wozu wurden sie anschließend von wem verwandt?
    3. Wer profitierte von dem Bewirtschaftungs- und/oder Beschaffungssystem? Gab es Alternativen zu den herausgebildeten Strukturen oder Handlungsspielräume für die einzelnen Akteure?“ (Banken, 2009, a. a. O., S. 17, S. 19).
    Die Untersuchung ist aus Gründen der überschaubaren Darstellung in zwei große Abschnitte aufgeteilt:
    Im ersten Teil der Untersuchung wird die Entwicklung des deutschen Edelmetallsektors von 1933 bis 1939 aufgezeigt. Zugleich werden die Rahmenbedingungen und die Entscheidungen der verschiedenen Unternehmen in dieser Branche herausgearbeitet. Innerhalb der sektoralen Marktanalyse liegt der Fokus auf dem unternehmerischen Handeln der Aktiengesellschaft Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt vormals Roessler (Degussa) als Marktführer der Branche und größter deutscher Scheideanstalt. Zusammen mit der Darstellung des deutschen Edelmetallbewirtschaftungssystems bis 1939 ermöglichen die Ergebnisse dieser Branchenstudie ein Verständnis der Verwertungswege der geraubten Edelmetalle im Zweiten Weltkrieg. Banken verdeutlicht, dass die Bewirtschaftung der Edelmetalle Gold, Silber und Platin auf keiner sorgfältig durchdachten Konzeption beruhte, sondern sich als "ein System, das keiner anstrebte" (Banken 2009, a. a. O., S. 117) im Zuge von ad hoc-Maßnahmen schrittweise und für die einzelnen Edelmetalle zeitlich versetzt entwickelte. Die Goldbewirtschaftung begann bereits im Verlauf der Devisenkrise von 1934, da Gold eben nicht nur als Rohstoff, sondern vor allem als internationales Zahlungsmittel benötigt wurde. Die Silberbewirtschaftung setzte im Herbst 1935 nach Auslaufen der Lohnscheideaufträge aus der UdSSR ein; die Platinbewirtschaftung wurde im Verlauf der forcierten Aufrüstung ab Mitte 1937 notwendig. Ziel dieser Bewirtschaftungssysteme war es jeweils, angesichts der vorherrschenden Devisenknappheit – Gold, Platin und zu großen Teilen auch Silber mussten importiert werden – die deutsche Rüstungs- und Exportindustrie zu Lasten des einheimischen Verbrauchs von Konsumgütern (wie zum Beispiel Schmuckwaren) mit hinreichenden Mengen an Edelmetallen zu versorgen.
    Im zweiten Teil der Studie werden die Beschlagnahme und der Raub von Edelmetallen in Deutschland und den besetzten Gebieten (Kapitel 4) sowie der Transfer der Edelmetalle ins Reich und ihre Verwertung durch die verschiedenen staatlichen Institutionen, aber auch privaten Unternehmen (Kapitel 5) untersucht. Auch wenn zum Beispiel die Vereinnahmung der Gold- und Devisenreserven der Nationalbanken in den besetzten Ländern nicht unberücksichtigt bleibt, widmet sich Banken in diesem Teil seiner Arbeit doch vorrangig der Ausplünderung der europäischen Juden. Im Kriegsverlauf und insbesondere in Osteuropa vollzog sich eine Radikalisierung des Edelmetallraubs: Der Einsatz von Gewalt bis hin zum Raubmord ersetzte zunehmend den Einsatz von administrativen Lösungen bei der Inbesitznahme der jüdischen Vermögen. In dem fünften Kapitel untersucht Banken auch die Verwertung der geraubten Edelmetalle und kommt zu dem Ergebnis, dass Gold vorrangig zur Finanzierung der Einfuhr kriegswichtiger Güter, Platin und Silber hingegen für die inländische Rüstungsproduktion eingesetzt wurde. Den Schlussfolgerungen Götz Alys widerspricht Ralf Banken hier wiederum deutlich, wenn er betont, dass "die Raubpolitik bei den Edelmetallen dabei fast ausschließlich der Kriegsrüstung und keinesfalls dem Konsum der deutschen Bevölkerung" diente (Banken 2009, a. a. O., S. 846).


    Datentabellen in HISTAT (Thema: Produktion: Bergbau, verarbeitendes Gewerbe, Industrie):
    Die Datentabellen in HISTAT stellen eine Auswahl der Archivtabellen dar. Die vollständigen Archivtabellen (= Anhangstabellen aus der Publikation) können auf Anfrage unter der Studiennummer ZA8443 bereitgestellt werden.
    A.02 Edelmetallproduktion der deutschen Unternehmen (1924-1945)
    A.03: Deutsche Gesamtproduktion von Edelmetallen in kg (1913-1943)
    A.04a Auswärtiger Handel Deutschlands mit Edelmetallen: Einfuhr, Ausfuhr (1913-1942)
    A.04b Deutsche Platineinfuhr (1935-1938)
    A.04c Der Import von Gold und Silber aus der UdSSR (1926-1938)
    A.07 Die Edelmetallversorgung Deutschlands, in kg (1913-1932)
    A.12 Die Silberproduktion in Deutschland, in kg (1929-1940)
    A.13 Der Gesamtbestand von Silber in der Bewirtschaftung (1936-1940)
    Tab.33 Die offiziellen und geheimen Goldreserven der Reichsbank, in Mio. Dollar und RM (1933-1939)
    A.34 Die Platineinfuhr des Deutschen Reiches (nach Quiring), in kg (1929-1939)
    (de)
  • Ralf Banken describes and analyses on the basis of empirical sources in his professoral dissertation management, theft and recovery of precious metals in the German “Third Reich” in great detail. The question of the theft of private property is a central aspect. In doing so, the theft of precious metals in all practiced ways as well as the system of transfers and the economic recovery of precious metals is analyzed as an example of the German exploitation politics at that period. In addition, the development and management of Germany’s precious metals sector from 1933 to 1939 is a focus of the investigation.
    The following research questions are analysed by the primary investigator:
    1. How did the precious metals industry and the management of precious metals developed in the period from 1933 to 1945? How and why acted the single players of the companies and of the state ?
    2. How was the procurement and financing of precious metals conducted in the period from 1938 to 1945 and what they were used then by whom?
    3. Who benefited from the management system and procurement system? Were there alternatives to the developed structures of the system or were there room for maneuver for single players? (see Banken 2009, S. 17, S 19)

    Topics

    Datatables in the search- and downloadsystem HISTAT (Topic: Production – Mining, Manufacturing Business, Industry ( = Produktion: Bergbau, verarbeitendes Gewerbe, Industrie):

    Information: HISTAT is offered only in German language.

    The Datatables in HISTAT are a selection of the arcived study-data-tables. The complete data (Tables of the appendix and of the publication) can be ordered by using the “general order form for archive data“ (see: http://www.gesis.org/en/services/data/retrieval-data-access/data-archive-service/). The data of this study are provided under the study-no ZA8443.

    A.02 Edelmetallproduktion der deutschen Unternehmen (1924-1945)
    (=Precious metal production by German companies)
    A.03: Deutsche Gesamtproduktion von Edelmetallen in kg (1913-1943)
    (=German total production of precious metals in kg)
    A.04a Auswärtiger Handel Deutschlands mit Edelmetallen: Einfuhr, Ausfuhr (1913-1942)
    (=Germany´s foreign trade in precious metals: import, export)
    A.04b Deutsche Platineinfuhr (1935-1938)
    (=Germany’s import of platinum)
    A.04c Der Import von Gold und Silber aus der UdSSR (1926-1938)
    (= Import of gold and silver from the USSR)
    A.07 Die Edelmetallversorgung Deutschlands, in kg (1913-1932)
    (=Germany’s precious metal supply in kg)
    A.12 Die Silberproduktion in Deutschland, in kg (1929-1940)
    (=Germany’s silverproduction, in kg)
    A.13 Der Gesamtbestand von Silber in der Bewirtschaftung (1936-1940)
    (=Total stock of silver in the management)
    Tab.33 Die offiziellen und geheimen Goldreserven der Reichsbank, in Mio. Dollar und RM (1933-1939)
    (=The official and the secret gold reserves of the German Reichsbank, in million Dollar and RM)
    A.34 Die Platineinfuhr des Deutschen Reiches (nach Quiring), in kg (1929-1939)
    (=The German Reich’s Import of platinum (according to Quiring), in kg)

    (en)
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  • Daten Historischer Studien (de)
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  • Banken, Ralf (2011): Die Entwicklung des deutschen Edelmetallsektors im „Dritten Reich“ 1933 – 1945.. GESIS Datenarchiv, Köln. ZA8443 Datenfile Version 1.0.0, https://doi.org/10.4232/1.10303 (de)
  • Banken, Ralf (2011): The development of German’s precious metal sector in the period of the “Third Reich” from 1933 to 1945.. GESIS Data Archive, Cologne. ZA8443 Data file Version 1.0.0, https://doi.org/10.4232/1.10303 (en)
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  • Data and documents are released for academic research and teaching. (en)
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  • Quellen: Daten der amtlichen Statistik (Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich). Zentrale Archivbestände waren die umfangreichen Akten der Degussa im Unternehmensarchiv der Evonik in Frankfurt am Main. Akten der Reichsstelle für Edelmetalle sowie Unterlagen der Reichsbankhauptkasse für die Darstellung der Bewirtschaftung. Archivalien zahlreicher Ministerien (Reichswirtschaftsministerium, Reichsfinanzministerium, Preußisches Finanzministerium), der volkswirtschaftlichen Abteilung der Reichsbank und des Statistischen Reichsamts. Umfangreiches Material konnte ebenfalls aus Nachkriegsunterlagen gewonnen werden, vor allem aus den Omgus - Unterlagen. Archiv für Wiedergutmachung im Landesarchiv Berlin. Archiv im „Center for advanced Holocaust Studies“ in Washington mit seinen umfangreichen Beständen aus osteuropäischen Archiven zum Holocaust. Umfangreiche Einzelrecherchen in zahlreichen Archiven und Beständen sowohl in der Bundesrepublik als auch dem Ausland. (de)
  • Sources: Official Statistics: - Statistical Yearbooks on the German Empire (Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich). Central archive inventories has been the - large file inventory on Degussa in the company´s archive of Evonik in Frankfurt/Main. - files of the ´Reichsstelle´ (the empire´s central office responsible for noble metals) for noble metals. - documents of the German ´Reichsbank´s´ central pay office - Archive materials of numerous ministeries (the empire´s ministery of economics, the empire´s ministery of finance, prussian ministery of finance) - economic department of the German Reichsbank and of the Statistical Office of the German Empire - Archive on compensation of the National Archives Berlin - Archive of the ´Center of advanced Holocaust Studies´ in Washington with it´s large inventories of east european archives on the Holocaust. - individual searches in numerous archives and inventories in the Federal Republic of Germany as well as abroad. (en)
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  • Die Entwicklung des deutschen Edelmetallsektors im „Dritten Reich“ 1933 – 1945. (de)
  • The development of German’s precious metal sector in the period of the “Third Reich” from 1933 to 1945. (en)
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  • GESIS Data Archive, Cologne. ZA8443 Data file Version 1.0.0, https://doi.org/10.4232/1.10303 (en)
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  • Banken, R., 2009: Edelmetallmangel und Großraubwirtschaft. Die Entwicklung des deutschen Edelmetallsektors im „Dritten Reich“ 1933 – 1945. Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte, Beiheft 13. Berlin: Akademie Verlag. (xsd:string)
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