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  • Ausgangspunkt der Untersuchung ist die Hoffmann’sche Interpretation des Zusammenhanges „Finanzierung und Wirtschaftswachstum“ (W.G. Hoffmann u.a., 1965: Das Wachstum der deutschen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Berlin u.a.), die nach Richard Tilly nicht unproblematisch ist. Hoffmann’s „Finanzsektor“ ist abhängig vom „realen“, makroökonomischen System; er hat die Aufgabe, die Nettoinvestition durch Mobilisierung der Ersparnisse der Volkswirtschaft zu finanzieren. Hoffmanns Arbeiten haben die Rolle der Kreditbanken als Kapitalvermittler besonders hervorgehoben. Diese Rolle ist von einigen Schülern Hoffmanns bestätigt oder sogar noch verstärkt worden, so insbesondere von Eistert, E./Ringel, J. (1971) und Eistert, E. (1970). Trotz einiger Unterschiede hinsichtlich der Datenaufbereitung etc. ist die Methode der Identifikation zur Finanzierung des Wachstums im Grunde identisch mit Hoffmann: man vergleicht ex post Zahlen zur Nettokreditabgabe verschiedener Institutionen miteinander und mit makroökonomischen Größen wie dem Sozialprodukt oder der Nettoinvestition. Weil die Wachstumsraten der Kreditabgabe der Kreditbanken an Nichtbanken nach Saldierung wesentlich höher waren als die des Sozialproduktes oder der Nettoinvestition im Zeitraum 1880-1913 könnte man sagen, diese Banken hätten das Wirtschaftwachstum nicht gebremst und seien nach diesem Indikator zumindest als Wachstum erlaubende, wenn nicht sogar Wachstum fördernde Faktoren einzustufen. Im Mittelpunkt der Betrachtung von Tilly steht der Kapitalmarkt, d.h. die Wertpapierbörse; die Kreditbanken bleiben im Blockfeld, weil sie während der Zeit 1880-1913 zu den wichtigsten Akteuren im Kapitalmarkt zählten: als Vermittler bei Wertpapieremissionen und Kreditgeber bei Börsengeschäften aller Art. „Um die Bedeutung des Kapitalmarktes für das Wirtschaftswachstum in Deutschland herauszuarbeiten, genügt es aber nicht, die Entwicklung jenes Marktes mit ex post Daten zu belegen und mit den historischen Aufgaben zum Wachstum der deutschen Wirtschaft zu belegen und zu korrelieren. Der Beitrag einer gegebenen institutionellen Struktur oder Aktivität zum historisch beobachteten Wirtschaftswachstum kann nur über den Weg des Experiments, über die Konstruktion hypothetischer Alternativen, festgemacht werden. Für dieses Problem bietet das Mittel des internationalen Vergleichs … eine Lösung. Ich schlage als hypothetische Alternative den britischen Kapitalmarkt desselben Zeitraumes vor“. Auf der deutschen Seite des Vergleichs geht es natürlich um die Rolle der Großbanken. Seit jeher sind enge Beziehungen zwischen Entwicklung der Großbanken und Entwicklung der Großindustrie konstatiert und z. T. auch nachgewiesen worden … In der britischen Wirtschaftsgeschichtsschreibung dagegen herrscht eher eine negative Einschätzung der Rolle des Kapitalmarktes in diesem Zeitabschnitt vor. Es hat noch kein Land jemals einen so hohen Anteil seiner Ersparnisse in andere Länder exportiert wie Großbritannien in der Zeit von 1870-1914 … Die Aufgabe des nun vorzunehmenden Vergleichs ist also klar definiert: festzustellen, ob signifikante Differenzen zwischen dem britischen und deutschen Kapitalmarkt hinsichtlich der Förderung des industriellen Wachstums nachweisbar sind“ (Tilly, R. a.a.O., S. 264ff).


    Themen

    Datentabellen im Recherche- und Downloadsystem HISTAT (Thema: Geld und Währung, Finanzsektor):

    A.01 Wertpapieremissionen Großbritannien und Deutschland, in Millionen Pfund und Mark (1882-1913)
    A.02 Nettoinvestitionen und industrielle Wertpapieremissionen in Großbritannien und Deutschland, Jahresdurchschnitte (1882-1913)
    A.03 Struktur der industriellen Neuemissionen Großbritanniens, in Tausend Pfund (1882-1912)
    A.04 Neuemissionen inländischer Industrie- und ausländische Wertpapiere in Deutschland, in Millionen Mark (1883-1913)
    A.05 Aktienrendite, Kapitalmarktzins und Anteil der Aktienemissionen an den Gesamtemissionen industrieller Wertpapiere in Deutschland und Großbritannien, in Prozent (1886-1912)
    (de)
  • The starting point of Tilly’s investigation is Hoffmann’s interpretation of the relationship between finance and economic growth (see: W.G. Hoffmann and others, 1965: The growth of the German economy since the mid-19th century, Berlin et al.). Tilly thinks that Hoffman’s interpretation of the relationship is problematical.
    In the center of Tilly’s analysis is the capital market, i.e. the stock exchange; the credit banks remained in the field of view, because they were in the period from 1880 to 1913 the most important players of the capital market: as an agent in the context of the security flotations and as creditors in the context of exchange businesses of all kinds.
    To bring out the significance of the capital market for Germany’s economic development more clearly, Tilly verifies not only the development of the market with collected data and information on the development of the German economy, but he also compares two national economies with the aim to stress the influence of a given institutional structure at the historical observed economic growth. Tilly compares Germany and Great Britain. On the German part the influence of the large banks is in the center of the attention, because a close relationship between the development of large German banks and the development of heavy industry is suspected. Compard with Germany Great Britain has exported a large proportion of its savings into other countries. Against this background, Tilly wants to analyze whether significant differences between the British and the German capital market for the support of industrial growth can be identified (see Tilly, R. (1984): S. 264ff).



    Data tables in the search- and downloadsystem HISTAT (Topic: Mony and Currency, Finance Sector (= Geld und Währung, Finanzsektor) ):

    A.01 Wertpapieremissionen Großbritannien und Deutschland, in Millionen Pfund und Mark (1882-1913)
    A.02 Nettoinvestitionen und industrielle Wertpapieremissionen in Großbritannien und Deutschland, Jahresdurchschnitte (1882-1913)
    A.03 Struktur der industriellen Neuemissionen Großbritanniens, in Tausend Pfund (1882-1912)
    A.04 Neuemissionen inländischer Industrie- und ausländische Wertpapiere in Deutschland, in Millionen Mark (1883-1913)
    A.05 Aktienrendite, Kapitalmarktzins und Anteil der Aktienemissionen an den Gesamtemissionen industrieller Wertpapiere in Deutschland und Großbritannien, in Prozent (1886-1912)


    HISTAT is offered only in German language.
    (en)
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  • Daten Historischer Studien (de)
  • Historical Studies Data (en)
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  • Tilly, Richard (2011): Financing the economic growth in Germany and Great Britain from 1880 to 1913.. GESIS Data Archive, Cologne. ZA8422 Data file Version 1.0.0, https://doi.org/10.4232/1.10283 (en)
  • Tilly, Richard (2011): Zur Finanzierung des Wirtschaftswachstums in Deutschland und Großbritannien 1880 – 1913.. GESIS Datenarchiv, Köln. ZA8422 Datenfile Version 1.0.0, https://doi.org/10.4232/1.10283 (de)
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  • Tilly, Richard, 1984: Zur Finanzierung des Wirtschaftswachstums in Deutschland und Großbritannien 1880 – 1913, in: Helmstädter, E. (Hrsg.), 1987: Die Bedingungen des Wirtschaftswachstums in Vergangenheit und Zukunft. Gedenkschrift für Walther G. Hoffmann. Tübingen: Mohr, S. 263 - 286. (xsd:string)
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