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  • Die vorliegende Studie ist ein Beitrag zur anthropometrischen Geschichtsforschung.
    Wodurch wird Lebensstandard charakterisiert, beeinflusst und wodurch ist er messbar?
    Anthropometrische Geschichte befasst sich mit den Wechselwirkungen zwischen biologischen und wirtschaftlichen Prozessen. Die Körpergröße und Körpergewicht werden als zentrale Indikatoren für den Lebensstandard herangezogen, die auch auf ökonomische Faktoren wie die Arbeitsproduktivität und die Kapitalbildung einwirken.
    Weil die Körpergröße im engen Zusammenhang mit dem Ernährungsstand steht, welcher sowohl die Fruchtbarkeits- als auch die Sterberate beeinflusst, haben Veränderungen in der Körpergröße eines Volkes einen bedeutenden Erklärungswert in der demografischen Forschung und können zudem auch einen Wandel in der Konjunkturlage oder im Lebensstandard einer Bevölkerung widerspiegeln, da die tägliche Kost in früheren Jahrhunderten einen wesentlichen Teil des jeweils zur Verfügung stehenden Einkommens darstellen.

    Die vorliegende Untersuchung ist ein anthropometrischer Beitrag zur Ernährung-, Wirtschafts- und Agrargeschichte einer Region mit Hilfe von Körpergrößendaten von bayrischen Wehrpflichtigen. Die Aufgabenstellung der vorliegenden Arbeit ist:
    1) möglichst differenziert und umfassend die wirtschaftlichen Verhältnisse der unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen zu beschreiben, und
    2) die medizinischen Lebensbedingungen der Bevölkerung - Säuglingssterblichkeit, Krankheitsumfeld, Todesursachen, etc. - in einzelnen Landesbezirken wiederzugeben. Hierfür wurden die Geburtsjahrgänge 1813 bis 1842 in den Landesbezirken München Stadt, München links der Isar, München rechts der Isar, Miesbach, Reichenhall, Tölz und Wasserburg analysiert.

    Es soll die Frage beantwortet werden, was letztendlich für die Unterschiede im jeweiligen biologischen Lebensstandard bestimmend war.
    Zu diesem Zweck werden zuerst die wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen der Untersuchungsgebiete dargestellt. Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Landwirtschaft und dem Gewerbesektor.
    Aufgrund der Auswahl der Regionen, die sich durch unterschiedliche Wirtschafts- und Sozialstrukturen auszeichnen,ist es möglich, auf einem relativ kleinem Raum unterschiedliche soziale und wirtschaftliche Strukturen zu untersuchen und Quervergleiche anzustellen.
    In diesem Zusammenhang werden in einer gesonderten Untersuchung die Arbeitsbedingungen der Arbeiter in der Saline Reichenhall, einem industriell organisierten Produktionsbetrieb mit überregionalem Absatzgebiet, betrachtet.
    Für München wird der großen Bedeutung des Handels- und Gewerbesektors durch einen Exkurs Rechnung getragen, der sich mit dessen konjunktureller Entwicklung und der Auswirkung von Änderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen auf diesen Sektor und die dort Beschäftigten befasst.
    In der sich anschließenden Untersuchung der demographischen Entwicklung der einzelnen Regionen werden die jeweils vorherrschenden Sozialstrukturen und das Bevölkerungswachstum analysiert. In einem umfassenden Abschnitt werden die Determinanten für den biologischen Lebensstandard, wie sie im Abschnitt „Medizinische und ernährungswissenschaftliche Grundlagen und Zusammenhänge´ dargestellt wurden, für die verschiedenen Gesellschaftsgruppen und Landgerichtsbezirke betrachtet.
    Einer eingehenden Untersuchung wird dabei der Einfluss des beruflichen bzw. sozialen Status der Eltern und der Rekruten in verschiedenen Lebensabschnitten des Gemusterten unterzogen.
    Weiterhin wird detailliert auf die individuellen Vermögensverhältnisse der Rektrusten eingegangen, die auf regionaler Ebene und für bestimmte Berufskategorien aggregiert werden, um Quervergleiche anstellen zu können. Auch der Gesundheitszustand der Rekruten in den einzelnen Regionen, der aus den Musterungslisten und den damit korrespondierenden Tauglichkeitsquoten konstruiert werden konnte, geht in die Analyse mit ein.

    In einem weiteren Kapitel werden die allgemeinen Körpergrößentrends in den Landgerichtsbezirken beschrieben und die Münchner Rekruten - als Repräsentanten einer urbanen Bevölkerung - und die Beschäftigten der Saline - als Vertreter eines frühindustriellen Betriebes - einer eingehenden anthropometrischen Untersuchung unterzogen. Dabei werden Quervergleiche zwischen einzelnen Bevölkerungsschichten angestellt und deren Zeittrends analysiert.

    Ein eigenes Kapitel ist der Säuglingssterblichkeit gewidmet, die in Bayern während des gesamten 19. Jahrhunderts immens hoch war und daher einen großen Einfluss auf die Humankapitalbildung und letztendlich auf den biologischen Lebensstandard der einzelnen Bevölkerungen ausübte. Gegenstand der Untersuchungen werden die wechselseitigen Beziehungen von Fertilität, Säuglingssterblichkeit und Unehelichkeit sein und der Einfluss von Preisniveauveränderungen auf das Säuglingssterblichkeitsniveau.

    Abschließend wird in einer ausführlichen Analyse die Lebenserwartung der Miesbacher Rekruten untersucht. Diese wird - neben der Körpergröße - als Indkator für den biologischen Lebensstandard verstanden. In diesem Zusammenhang werden die Einflussgrößen, die schon bei der Körpergröße betrachtet werden, und darüber hinaus Informationen aus den Sterbelisten - wie z.B. Familienstand und Beruf vor dem Tod des ehemaligen Rekruten - herangezogen, um herauszufinden, was das Lebensalter beeinflusst hat.

    Die Todesursachen werden dabei einer eingehenden Betrachtung unterzogen und an Daten aus Bayern und München Stadt - einem urbanen Untersuchungsgebiet - gespiegelt, um die epidemiologischen Rahmenbedingungen dieser Regionen zu vergleichen und somit Aussagen über den biologischen Lebensstandard -nachen zu können. Auch hier werden wieder die sozioökonomischen Variablen aus den Konskriptionslisten und den Sterbebüchern - einschließlich der Körpergröße - herangezogen, um Ursachenkomplexe für die einzelnen Todesursachen zu identifizieren.

    Zentrale Variablen (n = 19562):
    - Landgerichtsbezirk
    - Geburtsjahr
    - Körpergröße der Rekruten, in verschiedenen Maßeinheiten ausgrdrückt
    - Legitimität der Geburt (ehelich, unehelich)
    - Beruf des Rekruten
    - Beruf des Vaters
    - Tod der Mutter bzw. des Vaters, oder Tod von beiden Elternteilen
    - Diagnostische Ergebnisse der Musterung (Gründe für die Befreiung vom Wehrdienst)
    - Ergebnisse der physischen Einstufung (Tauglichkeit)

    Schwerpunkte der Studie:
    (1) Strukturelle Untersuchung der Landgerichtsbezirke
    (2) Demographische Beschreibung der Untersuchungsgebiete
    (3) Determinanten des biologischen Lebensstandards in den Landgerichtsbezirken
    - Die Bedeutung von Beruf und Klassenzugehörigkeit für den biologischen Lebensstandard
    - Die Bedeutung der Vermögensverhältnisse für den biologischen Lebensstandard
    - Der Einfluss von Krankheiten auf den biologischen Lebensstandard
    - Der Einfluss der Wohnungsverhältnisse auf den biologischen Lebensstandard
    (4) Körpergrößentrends
    - Grundsätzliche Zeittrends
    - Vergleich des biologischen Lebensstandards von Rekruten, deren Eltern bei der Saline angestellt sind mit Söhnen aus Bauern- und Handwerkerfamilien
    - Anthropometrische Untersuchung der Münchener Stadtbevölkerung
    (5) Säuglingssterblichkeit, Fertilität und Unehelichkeit
    - Säuglingssterblichkeit in Süddeutschland und Bayern
    - Säuglingssterblichkeit in München
    - Säuglingsernährung und -betreuung in den Landgerichtsbezirken
    - Geschlechtsspezifische Säuglingssterblichkeit
    - Säuglingssterblichkeitsniveaus von ehelich vs. unehelich geborenen Kindern
    - Zusammenhang von Säuglingssterblichkeit und Fertilität
    - Todesursachen
    - Zusammenhang von Preisniveau und Säuglingssterblichkeit
    (6) Mortalität, Lebenserwartung und Körpergröße

    (de)
  • This study is a contribution to hitorical anthropometric research.

    Anthropometric historiy deals with the interaction of biological and economical processes. Body height and body weight are important indicators of the living standard, having strong effects on economic factors like work productivity and capital formation. Because of the close connection between nutritional status and body height, fertility rate and mortality rate, changes of body height serves a very valuable support for explaining demographic processes. Changes in body height are also indicators for changes in economic situation and for changing living standards of the population.


    The study is an anthropometric contribution to the nutrition, economics and agrarian history of a region, using body size data of Bavarian people liable for military service.
    Two topics are treated:
    1) The economic circumstances of various goups of society should be described in a very differentiated way.
    2) Medical care and living conditions of the population (infant mortality, emergence of deseases, causes of death, etc.) in different county districts should be described. For this purpose the birth cohorts 1813 to 1842 of the county districts Munich city, Munich on the left hand of the Isar, Munich on the right hand of the Isar, Miesbach, Reichenhall, Toelz and Wasserburg were analyzed.


    Variables (n = 19562):
    - District of the provincial court (Landgerichtsbezirk)
    - Birth year
    - Body height of inductees, in different measures
    - Legitimacy of Birth (born in wedlock, born out of wedlock)
    - Occupation of inductees
    - Occupation of the Father
    - Death of mother and the father respectively (or of both parents)
    - Results of the medical examination (reasons for the exemption from military service)
    - Results of physical categorization (fitness)

    Key aspects of the study:
    (1) structural investigation of the districts of the provincial court
    (2) demographic description of the research areas (districts)
    (3) determinants of biological standard of living of the districts:
    - the importance of occupation and social class affiliation
    - the importance of deseases
    - the importance of livin conditions
    (4) Trend of body height
    - fundmental trend
    - comparison of inductees’ biological living standards, whose parents are employed at the saline with inductees’ biological living standards, whose parents are farmers and craftspeople.
    - anthropometric investigation of the population in Munich.
    (5) Infant mortality, fertility and illegitimacy
    - infant mortality in Southern Germany and in Bavaria
    - infant mortality in Munich
    - infant feeding and infant care in the districts of the provincial court
    - sex-related infant mortality
    - mortality of infants, born in wedlock and of infants, born out of wedlock
    - interrelationship of infant mortality and fertility
    - causes of death
    - interrelationship of level of prices and infant mortality
    (6) Mortality, life expectancy and body height.

    (en)
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  • Daten Historischer Studien (de)
  • Historical Studies Data (en)
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  • Schuster, Klaus (2006): Economic Development, Social Structure and biological living standard in Munich and in Southern Bavaria in the 19th. century. GESIS Data Archive, Cologne. ZA8227 Data file Version 1.0.0, https://doi.org/10.4232/1.8227 (en)
  • Schuster, Klaus (2006): Wirtschaftliche Entwicklung, Sozialstruktur und biologischer Lebensstandard in München und im südlichen Bayern im 19. Jahrhundert. GESIS Datenarchiv, Köln. ZA8227 Datenfile Version 1.0.0, https://doi.org/10.4232/1.8227 (de)
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  • Quellen: Conscriptionsliste der Altersklasse 1813-1842, Abteilung II, der Haupt- und Re¬sidenzstadt München, des kgl. Landgerichts Toelz, etc., Staatsarchiv München. Für die Landgerichtsbezirke Miesbach, Tölz, Wasserburg und Reichenhall wurden sämtliche im Staatsarchiv verfügbaren Konskriptionslisten bearbeitet und alle Rekruten der Geburtsjahrgänge 1813 bis 1842 erfasst. Für Reichenhall stehen die Konskriptionslisten nur bis 1840 zur Verfügung. (de)
  • Sources: Conscription lists of the birth cohorst 1813-1842, Department II, - of the capital and royal seat Munich, - of the royal county court Toelz and - of the public records office of Munich. Reichenhall: conscription lists are available only for the birth cohort 1840. Districts Miesbach, Toelz, Wasserburg and Reichenhall: all available conscription lists of the public records office are evaluated and all inductees of the birth cohorts 1813 to 1842 are collected. (en)
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  • Districts of the provincial court in Southern Bavaria: Munich-City, Munich on the right of the Isar, Munich on the left of the Isar, Miesbach, Reichenhall, Toelz, Wasserburg. (en)
  • Landgerichtsbezirke im südlichen Bayern: München links der Isar, München rechts der Isar, München-Stadt, Miesbach, Reichenhall, Tölz, Wasserburg. (de)
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