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schaften gesucht werden. In diesem Artikel werden die Beziehungen zwischen Indien und Indonesien als dem größten und bevölkerungsreichsten Land Südostasiens untersucht. Jahrzehntelang konnte in vielen asiatischen Ländern eine rasante wirtschaftliche Entwicklung mit zumeist zweistelligen Wachstumsraten beobachtet werden. Einige Länder wie die Tigerstaaten schlossen innerhalb kürzester Zeit zu den Industrieländern auf und erzielten einen ähnlich hohen Lebensstandard oder erreichten den Status eines Schwellenlandes. Im Wesentlichen waren diese Entwicklungsfortschritte von der Integration in die Weltwirtschaft und der Liberalisierung des Außenhandels getragen. 1 Waren zunächst die USA, Japan und die europäischen Länder die wichtigsten Wirtschaftspartner, so stieg auch der Handel zwischen den einzelnen asiatischen Ländern und damit der wirtschaftliche Verflechtungsgrad innerhalb Asiens. Mittlerweile beträgt der Anteil des intraregionalen Handels am gesamten Außenhandel ca. 40%, so dass die gegenseitige Abhängigkeit in der Region gerade in den letzten Jahren sehr stark zugenommen hat. Kennzeichnend für diesen Prozess ist allerdings, dass die wirtschaftlichen Erfolge auf südostasiatische bzw. ostasiatische Länder konzentriert waren. Angesichts des rasanten Wirtschaftswachstums gilt nun China als bedeutendste Wachstums-und Zukunftsregion, das sich in den letzten zwanzig Jahren schrittweise in die Weltwirtschaft integrierte und im November 2001 der WTO beitrat. Aufgrund seiner Größe und Wirtschaftskraft stieg China in nur wenigen Jahren zu einem der wichtigsten Handelspartner innerhalb Asiens empor. Dagegen blieb Südasien von diesen Entwicklungsfortschritten weitestgehend ausgeschlossen und zählt nach wie vor zu einer der ärmsten Regionen der Welt, in der etwa die Hälfte der weltweiten Armutsbevölkerung am Rande des Existenzminimums lebt. Allerdings konnte Indien in den Jahren nach der Einführung der Reformpolitik 1991 nach einer anfänglichen Wachstumskrise fast unbemerkt von der Weltöffentlichkeit beachtliche Wachstumsraten zwischen 6 und 7% erzielen. Dennoch fielen diese Globalisierungs-und Wachstumserfolge gerade im Vergleich zu seinem Erzrivalen China eher bescheiden aus. Südasi-en und Indien spielten dann bisher als Wirtschafts-und Handelspartner für südostasiatische und ostasiatische Länder eine sehr untergeordnete Rolle. Die bisher beispiellose wirtschaftliche Entwicklung in Südost-und Ostasien ist mit zunehmenden Krisenerscheinungen und wachsenden Unsicherheiten verbunden. Zahlreiche Konflikte in der Region konnten durch den Wirtschaftsboom nicht gelöst werden. Die im Juli 1997 ausgebrochene Asienkrise bedeutete für fast alle asiatischen Volkswirtschaften einen dramatischen Rückschlag und gefährdete insgesamt die wirtschaftliche, soziale und politische Stabilität der Region. Sie machte plötzlich die gegenseitige Abhängigkeit der asiatischen Länder deutlich. Am meisten war Indonesien von der Krise betroffen. In Indonesien wurde das Suharto-Regime gestürzt, und Indonesien hat seither mit massiven sozialen und politischen Stabilitätsproblemen zu kämpfen, auch wenn inzwischen erste Zeichen einer leichten wirtschaftlichen Erholung zu erkennen sind. Nach wie vor ist der schwierige Transformationsprozess in Indonesien zusammen mit dem Osttimorkonflikt ein möglicher destabilisierender Faktor innerhalb Asiens. Die offene Nuklearisierung Asiens seit 1998 und der anhaltende Kaschmirkonflikt in Südasien stellen ebenfalls eine besondere Bedrohung für die Region Asiens dar. 5 Darüber hinaus strebt China angesichts seiner Wirtschaftserfolge selbstbewusst eine zunehmende weltpolitische und regionalpolitische Rolle an, was die Konflikte mit den USA, aber auch innerhalb der Region intensivierte sowie die Rivalität zwischen China und Indien weiter verstärkte. 6 Durch die Ereignisse am 11. September 2001 wurden die internationale Staatengemeinschaft sowie die einzelnen asiatischen Länder vor eine weitere große Herausforderung gestellt. Es müssen nicht nur Wege aus der wirtschaftlichen Krise gefunden werden, sondern auch einschneidende Maßnahmen gegen die Destabilisierung Asiens und die weltweite Bedrohung für Frieden und Sicherheit durch internationalen Terrorismus ergriffen werden. Die Länder Asiens versuchen dabei in unterschiedlicher Weise, durch eine Intensivierung der regionalen und überregionalen Kooperation, auf die zahlreichen politischen und wirtschaftlichen Krisen sowie auf die zunehmenden Herausforderungen der wirtschaftlichen Integration zu antworten und Probleme verstärkt gemeinsam anzugehen. Auf dem 7. Gipfeltreffen der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) in Brunei im November 2001 wurde die zweifache Krise (Asienkrise und weltweite Sicherheitslage) als die vielleicht größte Herausforderung in der Geschichte der ASEAN bezeichnet. 7 Bronger, D., "Indien -China, Vergleich zweier Entwicklungswege ", in: Draguhn, W. (Hrsg.), Indien 2001. Vgl. Mittlerweile bestehen seitens der ASEAN ernsthafte Bestrebungen, die Beziehungen zu den ostasiatischen Ländern, einschließlich China, zu verstärken. 11 Im Rahmen der sogenannten ASEAN+1-bzw. ASEAN+3-Treffen einigte sich die ASEAN mit der Volksrepublik China, bis zum Jahr 2011 eine Freihandelszone nach dem Vorbild der AFTA einzurichten. Hier geht es um einen Markt mit 1,2 Mrd. Konsumenten und um Volkswirtschaften, deren BIP 2 Billionen US$ beträgt und deren Gesamthandel sich auf 1,23 Billionen US$ beläuft. Beim nächsten ASEAN-Gipfel in Kambodscha Ende 2002 soll darüber entschieden werden, ob die Zone auf die ASEAN+3-Region (einschließlich Südkorea und Japan) ausgedehnt werden soll. Südkorea und Japan haben noch Vorbehalte gegenüber der Freihandelszone, da sie befürchten, dass billige Importe landwirtschaftlicher Produkte ihre heimischen Märkte überschwemmen. Inwieweit Indien als Dialogpartner in die Gipfelgespräche der ASEAN mit einbezogen wird, bleibt noch abzuwarten. Eine Annäherung zwischen Südasien einerseits und Südostasien bzw. Ostasien andererseits sowie die Stärkung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen diesen beiden Regionen erfolgt, wenn überhaupt nur sehr zögerlich. Auch der wirtschaftspolitische Zusammenschluss des pazifisch-atlantischen Raumes im Rahmen der Atlantic-Pacific Economic Co-operation (APEC) mit mehr als zwanzig Mitgliedern (einschließlich der USA, Japan, China und Russland) erfolgte ohne Indien. Die ASEAN war 1989 trotz anfänglicher Skepsis an der Gründung der APEC beteiligt, um die Beziehungen zu den großen Absatzmärkten USA und Japan zu vertiefen. Es handelt sich hier um einen Markt mit etwa 2,4 Mrd. Menschen, auf dem ca. 55% des Welteinkommens und ca. 44% der Weltexporte gehandelt werden, also um eine Region, die praktisch die Hälfte der Welt einschließt. Dennoch gibt es einige überregionale Initiativen, die überregionale Kooperation zwischen Südasien und Südostasien zu stärken, an denen auch Indien beteiligt ist. Die Bangladesh-India-Myanmar-Sri-Lanka-Thailand Economic Cooperation (BIMSTEC) wurde 1997 als ein Forum zur Förderung der Kooperation in den Bereichen Handel, Industrie, Technologie, Ausbildung, Tourismus, Landwirtschaft, Energie und Transport gegründet. Auch hier ist in Planung, innerhalb der nächsten fünf Jahre eine BIMSTEC-Freihandelszone nach dem Vorbild der AFTA mit Zöllen zwischen 0% und 5% einzurichten. An der ebenfalls 1997 gegründeten Indian Ocean Rim Association for Regional Cooperation (IORARC) beteiligen sich neben Indien auch die ASEAN-Staaten Thailand, Singapur und Indonesien. In dieser Außenseiterposition versucht nun Indien, im Rahmen der Look East Policy den bilateralen Beziehungen einen höheren Stellenwert zu verleihen. Seit der Beendigung des Ost-West-Konfliktes und der Auflösung der Sowjetunion befindet sich Indien in einem Prozess der erneuten Standortbestimmung. Indien erhebt den Anspruch, im 21. Jahrhundert eine größere weltpolitische Bedeutung zu erhalten und sich zu einem der größten Global Players in einer multipolaren Welt zu entwickeln. Indien und Indonesien wollen an ihre historisch-kulturellen Wurzeln und Gemeinsamkeiten anknüpfen. Beide Länder haben eine große geografische Ausdehnung und sind Vielvölkerstaaten mit territorialen Integrationsproblemen, wobei Indonesien noch besondere Strukturprobleme aufgrund seiner ca. 17.500 Inseln aufweist. Indonesien ist nach China und Indien mit seinen knapp 210 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land in der Region Asien. Ferner handelt es sich in beiden Fällen um multiethnische Gesellschaften, die mit vielfältigen sozialen Stabilitätsproblemen und Unabhängigkeitsbestrebungen zu kämpfen haben. Ebenso wichtig wie die eher traditionellen Bindungen und soziographischen Gemeinsamkeiten sind zum einen die geographische Nähe der beiden Länder und zum anderen die daraus resultierenden gemeinsamen Sicherheits-und Stabilitätsinteressen. Auf diesen Gemeinsamkeiten aufbauend möchten Indien und Indonesien ihre ehemals engen Beziehungen in der Zeit vor und nach Erlangung ihrer Unabhängigkeit wiederbeleben. Erste diplomatische Kontakte wurden bereits 1947 hergestellt. Allerdings haben sich die beiden Länder schon vorher in ihrem Unabhängigkeitskampf gegenseitig moralisch und materiell unterstützt. Indonesien erkennt nach wie vor die unterstützende Rolle an, die Indien unter der Führung von J. Nehru im indonesischen Unabhängigkeitskampf 1945-1949 gegen die Niederländer gespielt hat. Die engen persönlichen Beziehungen, die sich zwischen den beiden charismatischen Führern Nehru und Sukarno in den 50er Jahren entwickelten, bildeten die Grundlage für die weitere Intensivierung der Beziehungen. Im Jahr 1951 wurde ein Freundschaftsvertrag unterzeichnet, und sowohl Indien als auch Indonesien waren Gründungsmitglieder der Blockfreienbewegung, die sich 1955 auf der Asia-Afrika-Konferenz in Bandung, Indonesien formierte. Nach dem Sturz Sukarnos 1965 verschlechterten sich die bilateralen Beziehungen in der Soeharto-Ära zunächst und verbesserten sich erst wieder, nachdem Soeharto 1980 Indien einen Staatsbesuch abgestattet hatte und in der Folgezeit Abkommen über die friedliche Nutzung von Atomenergie sowie über eine stärkere Zusammenarbeit im technischwissenschaftlichen Bereich abgeschlossen wurden. Mit den Wahlen im Juli 1999 erhielten die Beziehungen zwischen Indien und Indonesien eine neue Dynamik. Indonesien ist seitdem auf dem Weg, sich zur drittgrößten Demokratie zu entwickeln und durchläuft einen schwierigen Transformationsprozess verbunden mit einem rasanten Strukturwandel und erheblichen sozialen und ökonomischen Folgeproblemen. Infolgedessen erhielt die Zusammenarbeit in ökonomischen und politischen Bereichen einen höheren Stellenwert und eröffnete ein neues Kapitel in den bilateralen Beziehungen zwischen Indien und Indonesien. Im Februar 2000 reiste der damalige Präsident Abdurrahman Wahid nach Indien. Der Besuch wurde auf Wahids Anregung zum Anlass genommen, regelmäßige Treffen auf höchster Ebene zu vereinbaren und die bilaterale Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen zu stärken. Im Januar 2001 erfolgte der Gegenbesuch durch Premierminister Atal Bihari Vajpayee in Begleitung seines Außenministers, seines Ministers für Handel und Industrie sowie einer hochrangigen Wirtschaftsdelegation. Während seines viertägigen Aufenthaltes in Indonesien unterschrieb Premierminister Vajpayee ein Verteidigungsabkommen mit Indonesien. Während dieses Treffens wurde gleichzeitig zur Verbesserung des bilateralen Austausches eine gemeinsame Kommission der Außenminister eingerichtet und die Kooperation weiter institutionalisiert. Darüber hinaus wurden in einem "Joint Business Council Meeting " ökonomische und kommerzielle Aspekte der bilateralen Zusammenarbeit vor allem im Bereich der Informationstechnologie, der Computer-Software, der Biotechnologie, des Finanzmanagements und nicht zuletzt der Weltraumtechnologie diskutiert und indische Investitionsmöglichkeiten sowie die Nutzung indonesischer Öl-und Gasressourcen erörtert. In der Vergangenheit war der Außenhandel durch hohe Zuwachsraten gekennzeichnet. Seit 1985 nahm der Handelsaustausch zwischen Indien und Indonesien im jährlichen Durchschnitt um ca. 30% zu. Außergewöhnlich hohe Wachstumsraten waren Anfang der 90er Jahre zu verzeichnen, nachdem Indien be- Maaß, C.D. , "Indiens ehrgeiziges Nuklearkonzept ", in: Draguhn, W. (Hrsg.), 6 Vgl. Hiebert, M., "Fight Evils or Win Friends ", in: Far Eastern Vgl. Dorn, J.; Wagner, Chr., ASEAN und SAARC. Regionale Kooperation in Asien, Hamburg 1999. Vgl. Südasien aktuell, Januar 2002, S.6. Vgl. Köllner, P., Wither ASEM? Lessons from APEC and the Future of Transregional Cooperation between Asia and Europe, Friedrich-Ebert-Stiftung, Seoul 2000. Vgl. Wiek, H.-G., "Die Bedeutung des Indischen Ozeans für die Sicherheit Asiens und für den Welthandel -Die Rolle Indiens ", in: Draguhn, W. (Hrsg.), Indien 2000.Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, a.a.O., S.313ff. Vgl. Ramamurty, R., "Finance Minister Yashwant Sinha on India's Changing Role in the World Economy ", in: Academy of Management Executive (2001), Vol.15, Nr.2, S.8ff. Vgl. Wagner, Chr., "Indien und Südostasien: Von der Indifferenz zur Partnerschaft ", in: Draguhn, W. (Hrsg.), Indien 2001. Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, a.a.O., S.239ff. Vgl. Kruse, B., "Zur Globalisierung in Indien ", a.a.O., S.264ff. Vgl. "Indonesia, India sign a defense agreement ", in: The Jakarta Post vom 12. Januar Vgl. Dieter, H., Die Asienkrise. Ursachen, Konsequenzen und die Rolle des Internationalen Währungsfonds, Marburg 1999, S.69. 21 Vgl. Economic Intelligence Unit, Country Profile Indonesia 2001. Der 7. Asiengipfel und das Projekt einer ASEAN-China-Freihandelszone Wirtschaftliche Integration und Kooperation im asiatisch-pazifischen Raum Die APEC Wither ASEM? Lessons from APEC and the Future of Transregional Cooperation between Asia and Europe, Friedrich-Ebert-Stiftung Zur Globalisierung in Indien Indien 2001. Politik, Wirtschaft Asia's Competitiveness Endgame: Life after China's WTO Entry China Business Review Indiens ehrgeiziges Nuklearkonzept Indien 2000. Politik, Wirtschaft The Export-Oriented Industrialization of Pacific Rim Nations and Their Presence in the Global Market The Four Asian Tigers. Economic Development and the Global Political Economy Indonesia, India sign a defense agreement The Jakarta Post vom 12 Finance Minister Yashwant Sinha on India's Changing Role in the World Economy Der 7. Asiengipfel und das Projekt einer ASEAN-China-Freihandelszone Indien und Südostasien: Von der Indifferenz zur Partnerschaft Indien 2001. Politik, Wirtschaft, Gesellschaft Die Bedeutung des Indischen Ozeans für die Sicherheit Asiens und für den Welthandel -Die Rolle Indiens Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Institut für Asienkunde Manuskriptbearbeitung: Vera Rathje Satz und Textgestaltung in L A T E X auf Linux: Ruth Cordes, Dörthe Riedel Gesamtherstellung: einfach-digital print edp GmbH IFA Aufgabe des Instituts für Asienkunde ist die gegenwartsbezogene Beobachtung und wissenschaftliche Untersuchung der politischen die jedoch grundsätzlich die Auffassung des jeweiligen Autors und nicht unbedingt die des Instituts darstellen. Nähere Informationen zu den Publikationen sowie eine Online-Bestellmöglichkeit bietet die Homepage: www.duei.de/ifa. Alle Publikationen des Instituts für Asienkunde werden mit Schlagwörtern und Abstracts versehen und in die Literaturdatenbank des Fachinformationsverbundes Internationale Beziehungen und Länderkunde (www.duei.de/dok) eingegeben. Anfragen zur Asienliteratur richten Sie bitte an die Übersee-Dokumentation seinen Publikationen verschiedene Meinungen zu Wort kommen zu lassen Indonesien im Rahmen der indischen "Look East Policy " Beate Bergé Indonesien im Rahmen der indischen "Look East Policy " C2E61A3F863F76702F94EE1DB061CD60 GROBID - A machine learning software for extracting information from scholarly documents Asien zählt auch nach der Asienkrise zu den dynamischsten Regionen der Welt. Allerdings ist gerade diese Region durch zahlreiche Krisen und Konflikte gekennzeichnet, die die internationalen Beziehungen zwischen den einzelnen Ländern und Ländergruppen innerhalb Asiens prägen und beeinflussen. Auffällig ist, dass die einzelnen Subregionen politisch und wirtschaftlich eine unterschiedliche Entwicklungsdynamik aufweisen. Südasien blieb in der Vergangenheit weitestgehend isoliert und unterhielt mit den Ländern Südostasiens eher unbedeutende Wirtschaftsbeziehungen. Auch die Wirtschaftskontakte zu China blieben für südasiatische Länder trotz des Wirtschaftsbooms in diesem Land von untergeordneter Bedeutung. In Indien leiteten die Wirtschaftsreformen 1991 eine neue Phase der Außenorientierung ein, und im Rahmen der Look East Policy der indischen Regierung wurde eine Annäherung vor allem an die Region Südostasien gesucht. Die Annäherung erfolgt nur zögerlich und gestaltet sich aus verschiedenen Gründen eher schwierig. Bei den vielfältigen Bestrebungen, die regionale Kooperation innerhalb Asiens zu stärken, spielt Indien in der Regel eine Außenseiterrolle und wird auf regionaler Ebene nur bedingt in den südostasiatischen Integrationsprozess einbezogen. Die regionale Kooperation wird in erster Linie zwischen Südostasien und Ostasien, hier vor allem nach China, ausgedehnt. Die Rivalität zwischen Indien und China erhält damit neuen Auftrieb. Indien scheint damit weiter an regionalpolitischer Bedeutung zu verlieren, versucht aber durch intensivere bilaterale Beziehungen wieder an Einfluss zu gewinnen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie sich die Beziehungen Indiens zu einzelnen südostasiatischen Ländern entwickeln und neue Partner- schaften gesucht werden. In diesem Artikel werden die Beziehungen zwischen Indien und Indonesien als dem größten und bevölkerungsreichsten Land Südostasiens untersucht. Asien -ein Kontinent in Bewegung Jahrzehntelang konnte in vielen asiatischen Ländern eine rasante wirtschaftliche Entwicklung mit zumeist zweistelligen Wachstumsraten beobachtet werden. Einige Länder wie die Tigerstaaten schlossen innerhalb kürzester Zeit zu den Industrieländern auf und erzielten einen ähnlich hohen Lebensstandard oder erreichten den Status eines Schwellenlandes. Im Wesentlichen waren diese Entwicklungsfortschritte von der Integration in die Weltwirtschaft und der Liberalisierung des Außenhandels getragen. 1 Waren zunächst die USA, Japan und die europäischen Länder die wichtigsten Wirtschaftspartner, so stieg auch der Handel zwischen den einzelnen asiatischen Ländern und damit der wirtschaftliche Verflechtungsgrad innerhalb Asiens. Mittlerweile beträgt der Anteil des intraregionalen Handels am gesamten Außenhandel ca. 40%, so dass die gegenseitige Abhängigkeit in der Region gerade in den letzten Jahren sehr stark zugenommen hat. 2 Kennzeichnend für diesen Prozess ist allerdings, dass die wirtschaftlichen Erfolge auf südostasiatische bzw. ostasiatische Länder konzentriert waren. Angesichts des rasanten Wirtschaftswachstums gilt nun China als bedeutendste Wachstums-und Zukunftsregion, das sich in den letzten zwanzig Jahren schrittweise in die Weltwirtschaft integrierte und im November 2001 der WTO beitrat. 3 Aufgrund seiner Größe und Wirtschaftskraft stieg China in nur wenigen Jahren zu einem der wichtigsten Handelspartner innerhalb Asiens empor. Dagegen blieb Südasien von diesen Entwicklungsfortschritten weitestgehend ausgeschlossen und zählt nach wie vor zu einer der ärmsten Regionen der Welt, in der etwa die Hälfte der weltweiten Armutsbevölkerung am Rande des Existenzminimums lebt. Allerdings konnte Indien in den Jahren nach der Einführung der Reformpolitik 1991 nach einer anfänglichen Wachstumskrise fast unbemerkt von der Weltöffentlichkeit beachtliche Wachstumsraten zwischen 6 und 7% erzielen. Dennoch fielen diese Globalisierungs-und Wachstumserfolge gerade im Vergleich zu seinem Erzrivalen China eher bescheiden aus. 4 Südasi-en und Indien spielten dann bisher als Wirtschafts-und Handelspartner für südostasiatische und ostasiatische Länder eine sehr untergeordnete Rolle. Die bisher beispiellose wirtschaftliche Entwicklung in Südost-und Ostasien ist mit zunehmenden Krisenerscheinungen und wachsenden Unsicherheiten verbunden. Zahlreiche Konflikte in der Region konnten durch den Wirtschaftsboom nicht gelöst werden. Die im Juli 1997 ausgebrochene Asienkrise bedeutete für fast alle asiatischen Volkswirtschaften einen dramatischen Rückschlag und gefährdete insgesamt die wirtschaftliche, soziale und politische Stabilität der Region. Sie machte plötzlich die gegenseitige Abhängigkeit der asiatischen Länder deutlich. Am meisten war Indonesien von der Krise betroffen. In Indonesien wurde das Suharto-Regime gestürzt, und Indonesien hat seither mit massiven sozialen und politischen Stabilitätsproblemen zu kämpfen, auch wenn inzwischen erste Zeichen einer leichten wirtschaftlichen Erholung zu erkennen sind. Nach wie vor ist der schwierige Transformationsprozess in Indonesien zusammen mit dem Osttimorkonflikt ein möglicher destabilisierender Faktor innerhalb Asiens. Die offene Nuklearisierung Asiens seit 1998 und der anhaltende Kaschmirkonflikt in Südasien stellen ebenfalls eine besondere Bedrohung für die Region Asiens dar. 5 Darüber hinaus strebt China angesichts seiner Wirtschaftserfolge selbstbewusst eine zunehmende weltpolitische und regionalpolitische Rolle an, was die Konflikte mit den USA, aber auch innerhalb der Region intensivierte sowie die Rivalität zwischen China und Indien weiter verstärkte. 6 Durch die Ereignisse am 11. September 2001 wurden die internationale Staatengemeinschaft sowie die einzelnen asiatischen Länder vor eine weitere große Herausforderung gestellt. Es müssen nicht nur Wege aus der wirtschaftlichen Krise gefunden werden, sondern auch einschneidende Maßnahmen gegen die Destabilisierung Asiens und die weltweite Bedrohung für Frieden und Sicherheit durch internationalen Terrorismus ergriffen werden. Die Länder Asiens versuchen dabei in unterschiedlicher Weise, durch eine Intensivierung der regionalen und überregionalen Kooperation, auf die zahlreichen politischen und wirtschaftlichen Krisen sowie auf die zunehmenden Herausforderungen der wirtschaftlichen Integration zu antworten und Probleme verstärkt gemeinsam anzugehen. Auf dem 7. Gipfeltreffen der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) in Brunei im November 2001 wurde die zweifache Krise (Asienkrise und weltweite Sicherheitslage) als die vielleicht größte Herausforderung in der Geschichte der ASEAN bezeichnet. 7 Bronger, D., "Indien -China, Vergleich zweier Entwicklungswege ", in: Draguhn, W. (Hrsg.), Indien 2001. Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, a.a.O., S.279ff. 5 Vgl. Mittlerweile bestehen seitens der ASEAN ernsthafte Bestrebungen, die Beziehungen zu den ostasiatischen Ländern, einschließlich China, zu verstärken. 11 Im Rahmen der sogenannten ASEAN+1-bzw. ASEAN+3-Treffen einigte sich die ASEAN mit der Volksrepublik China, bis zum Jahr 2011 eine Freihandelszone nach dem Vorbild der AFTA einzurichten. Hier geht es um einen Markt mit 1,2 Mrd. Konsumenten und um Volkswirtschaften, deren BIP 2 Billionen US$ beträgt und deren Gesamthandel sich auf 1,23 Billionen US$ beläuft. Beim nächsten ASEAN-Gipfel in Kambodscha Ende 2002 soll darüber entschieden werden, ob die Zone auf die ASEAN+3-Region (einschließlich Südkorea und Japan) ausgedehnt werden soll. Südkorea und Japan haben noch Vorbehalte gegenüber der Freihandelszone, da sie befürchten, dass billige Importe landwirtschaftlicher Produkte ihre heimischen Märkte überschwemmen. Inwieweit Indien als Dialogpartner in die Gipfelgespräche der ASEAN mit einbezogen wird, bleibt noch abzuwarten. Eine Annäherung zwischen Südasien einerseits und Südostasien bzw. Ostasien andererseits sowie die Stärkung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen diesen beiden Regionen erfolgt, wenn überhaupt nur sehr zögerlich. Auch der wirtschaftspolitische Zusammenschluss des pazifisch-atlantischen Raumes im Rahmen der Atlantic-Pacific Economic Co-operation (APEC) mit mehr als zwanzig Mitgliedern (einschließlich der USA, Japan, China und Russland) erfolgte ohne Indien. Die ASEAN war 1989 trotz anfänglicher Skepsis an der Gründung der APEC beteiligt, um die Beziehungen zu den großen Absatzmärkten USA und Japan zu vertiefen. Es handelt sich hier um einen Markt mit etwa 2,4 Mrd. Menschen, auf dem ca. 55% des Welteinkommens und ca. 44% der Weltexporte gehandelt werden, also um eine Region, die praktisch die Hälfte der Welt einschließt. 12 Dennoch gibt es einige überregionale Initiativen, die überregionale Kooperation zwischen Südasien und Südostasien zu stärken, an denen auch Indien beteiligt ist. Die Bangladesh-India-Myanmar-Sri-Lanka-Thailand Economic Cooperation (BIMSTEC) wurde 1997 als ein Forum zur Förderung der Kooperation in den Bereichen Handel, Industrie, Technologie, Ausbildung, Tourismus, Landwirtschaft, Energie und Transport gegründet. Auch hier ist in Planung, innerhalb der nächsten fünf Jahre eine BIMSTEC-Freihandelszone nach dem Vorbild der AFTA mit Zöllen zwischen 0% und 5% einzurichten. 13 An der ebenfalls 1997 gegründeten Indian Ocean Rim Association for Regional Cooperation (IORARC) beteiligen sich neben Indien auch die ASEAN-Staaten Thailand, Singapur und Indonesien. 14 In dieser Außenseiterposition versucht nun Indien, im Rahmen der Look East Policy den bilateralen Beziehungen einen höheren Stellenwert zu verleihen. Indiens Look East Policy Seit der Beendigung des Ost-West-Konfliktes und der Auflösung der Sowjetunion befindet sich Indien in einem Prozess der erneuten Standortbestimmung. Indien erhebt den Anspruch, im 21. Jahrhundert eine größere weltpolitische Bedeutung zu erhalten und sich zu einem der größten Global Players in einer multipolaren Welt zu entwickeln. 15 Entwicklung der bilateralen Beziehungen nach 1945 Indien und Indonesien wollen an ihre historisch-kulturellen Wurzeln und Gemeinsamkeiten anknüpfen. Beide Länder haben eine große geografische Ausdehnung und sind Vielvölkerstaaten mit territorialen Integrationsproblemen, wobei Indonesien noch besondere Strukturprobleme aufgrund seiner ca. 17.500 Inseln aufweist. Indonesien ist nach China und Indien mit seinen knapp 210 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land in der Region Asien. Ferner handelt es sich in beiden Fällen um multiethnische Gesellschaften, die mit vielfältigen sozialen Stabilitätsproblemen und Unabhängigkeitsbestrebungen zu kämpfen haben. Ebenso wichtig wie die eher traditionellen Bindungen und soziographischen Gemeinsamkeiten sind zum einen die geographische Nähe der beiden Länder und zum anderen die daraus resultierenden gemeinsamen Sicherheits-und Stabilitätsinteressen. Auf diesen Gemeinsamkeiten aufbauend möchten Indien und Indonesien ihre ehemals engen Beziehungen in der Zeit vor und nach Erlangung ihrer Unabhängigkeit wiederbeleben. Erste diplomatische Kontakte wurden bereits 1947 hergestellt. Allerdings haben sich die beiden Länder schon vorher in ihrem Unabhängigkeitskampf gegenseitig moralisch und materiell unterstützt. Indonesien erkennt nach wie vor die unterstützende Rolle an, die Indien unter der Führung von J. Nehru im indonesischen Unabhängigkeitskampf 1945-1949 gegen die Niederländer gespielt hat. Die engen persönlichen Beziehungen, die sich zwischen den beiden charismatischen Führern Nehru und Sukarno in den 50er Jahren entwickelten, bildeten die Grundlage für die weitere Intensivierung der Beziehungen. Im Jahr 1951 wurde ein Freundschaftsvertrag unterzeichnet, und sowohl Indien als auch Indonesien waren Gründungsmitglieder der Blockfreienbewegung, die sich 1955 auf der Asia-Afrika-Konferenz in Bandung, Indonesien formierte. Nach dem Sturz Sukarnos 1965 verschlechterten sich die bilateralen Beziehungen in der Soeharto-Ära zunächst und verbesserten sich erst wieder, nachdem Soeharto 1980 Indien einen Staatsbesuch abgestattet hatte und in der Folgezeit Abkommen über die friedliche Nutzung von Atomenergie sowie über eine stärkere Zusammenarbeit im technischwissenschaftlichen Bereich abgeschlossen wurden. Mit den Wahlen im Juli 1999 erhielten die Beziehungen zwischen Indien und Indonesien eine neue Dynamik. Indonesien ist seitdem auf dem Weg, sich zur drittgrößten Demokratie zu entwickeln und durchläuft einen schwierigen Transformationsprozess verbunden mit einem rasanten Strukturwandel und erheblichen sozialen und ökonomischen Folgeproblemen. Infolgedessen erhielt die Zusammenarbeit in ökonomischen und politischen Bereichen einen höheren Stellenwert und eröffnete ein neues Kapitel in den bilateralen Beziehungen zwischen Indien und Indonesien. Im Februar 2000 reiste der damalige Präsident Abdurrahman Wahid nach Indien. Der Besuch wurde auf Wahids Anregung zum Anlass genommen, regelmäßige Treffen auf höchster Ebene zu vereinbaren und die bilaterale Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen zu stärken. Im Januar 2001 erfolgte der Gegenbesuch durch Premierminister Atal Bihari Vajpayee in Begleitung seines Außenministers, seines Ministers für Handel und Industrie sowie einer hochrangigen Wirtschaftsdelegation. Während seines viertägigen Aufenthaltes in Indonesien unterschrieb Premierminister Vajpayee ein Verteidigungsabkommen mit Indonesien. 19 Während dieses Treffens wurde gleichzeitig zur Verbesserung des bilateralen Austausches eine gemeinsame Kommission der Außenminister eingerichtet und die Kooperation weiter institutionalisiert. Darüber hinaus wurden in einem "Joint Business Council Meeting " ökonomische und kommerzielle Aspekte der bilateralen Zusammenarbeit vor allem im Bereich der Informationstechnologie, der Computer-Software, der Biotechnologie, des Finanzmanagements und nicht zuletzt der Weltraumtechnologie diskutiert und indische Investitionsmöglichkeiten sowie die Nutzung indonesischer Öl-und Gasressourcen erörtert. Die Wirtschaftbeziehungen zwischen Indien und Indonesien In der Vergangenheit war der Außenhandel durch hohe Zuwachsraten gekennzeichnet. Seit 1985 nahm der Handelsaustausch zwischen Indien und Indonesien im jährlichen Durchschnitt um ca. 30% zu. Außergewöhnlich hohe Wachstumsraten waren Anfang der 90er Jahre zu verzeichnen, nachdem Indien be- Aus den wirtschaftlichen Erfolgen bei den Softwareexporten und durch die von der Regierung Vajpayee im Mai 1998 erfolgreich durchgeführten Atomwaffentests schöpft Indien offenbar neues Selbstvertrauen und strebt einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat an.Die indische Außenpolitik war vier Jahrzehnte durch das Engagement in der Bewegung der Blockfreien und die starke Bindung an die Sowjetunion geprägt. Wirtschaftspolitisch verfolgte Indien einen Kurs der wirtschaftlichen Unabhängigkeit und koppelte sich vom Weltmarkt ab. Indien nahm die Rolle einer regionalen Führungs-und Ordnungsmacht ein. Aufgrund seiner hegemonialen Ansprüche waren die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu den südasiatischen Nachbarstaaten lange Zeit durch vielfältige regionale Konflikte überlagert. Aufgrund seiner geographischen Lage war Indien in nahezu alle regionalen Konflikte involviert, die nachhaltig auch die wirtschaftlichen Beziehungen beeinträchtigt haben, zumal die Spannungen und Konflikte verhinderten, dass in den Ausbau der Infrastruktur, insbesondere des Straßennetzes, investiert wurde. Der Handel zwischen den südasiatischen Ländern blieb deshalb auch nur auf wenige Prozente des Außenhandels beschränkt.Erst mit der Einleitung der Neuen Wirtschaftspolitik 1991 begann Indien sich nachhaltig zu öffnen, und die Außenbeziehungen erhielten eine neue Qualität.16 Indien verlor mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion seinen wichtigsten Handelspartner. So musste Indien Alternativen suchen. Als zukünftiger Global Player bedurfte es vertrauensvoller Beziehungen zu den Staaten der näheren und weiteren Nachbarschaft. Zunächst standen deshalb die Öffnung gegenüber den westlichen Staaten und eine Ausweitung des Interesses nach Südasien und Südostasien im Vordergrund. Im Verhältnis zu seinen unmittelbaren Nachbarstaaten wurde in den 90er Jahren grundsätzlich das generelle Bemühen um Entspannung, Verbesserung und Intensivierung erkennbar. Dies beinhaltete eine deutliche Akzent-und Konzeptverschiebung in der indischen Außenpolitik. Im Rahmen des "Konzeptes der guten Nachbarschaft " verzichtete Indien auf die Betonung seiner Rolle als regionale Führungsmacht, wie sie noch von der Kongresspartei unter J. Nehru angestrebt worden war, und stellte als vertrauensbildende Maßnahme mehr die gemeinsamen Interessen in den Vordergrund. Indien entdeckte die SAARC als ein Instrument für die Verbesserung regionaler Zusammenarbeit, insbesondere auf wirtschaftlichem Gebiet. Die Beziehungen zu Pakistan bleiben dabei auf unabsehbare Zeit das mit Abstand größte außenpolitische Problem Indiens, das nicht nur wegen der Nuklearpolitik beider Staaten, sondern auch wegen der Kargilkrise 1999 und im Rahmen der internationalen Terrorbekämpfung eine neue Dimension erfahren hat.Die Beziehungen zwischen Indien und den südostasiatischen Nachbarstaaten erhielten ebenfalls einen neuen Stellenwert in der indischen Außenpolitik. Während des Ost-West-Konfliktes war das Verhältnis aufgrund der unterschiedlichen Anbindung an die Großmächte eher distanziert. Mitte der 70er Jahre unternahm Indien mit engen Verbindungen zur Sowjetunion dennoch den Versuch, die Beziehungen zu den eher westlich orientierten ASEAN-Staaten zu formalisieren. Zwar wurde Indien von der ASEAN als Dialogpartner eingeladen, im Zuge des Kambodschakonfliktes und seiner Haltung zu Vietnam kühlten die Beziehungen zur ASEAN jedoch schnell wieder ab, und der Status als Dialogpartner wurde verwehrt.Erst als Rajiv Gandhi die ersten Schritte unternahm, die indische Wirtschaft zu liberalisieren und nach außen zu öffnen, veränderten sich die Beziehungen zu den ASEAN-Staaten wieder. 17 Als Indien 1991 Strukturreformen und eine konsequente Umsetzung der außenwirtschaftlichen Liberalisierung forcierte und attraktivere Bedingungen für Auslandsinvestitionen bot, standen nunmehr ökonomische Interessen auf beiden Seiten im Vordergrund, während vorher ausschließlich strategisches und sicherheitspolitisches Denken die Beziehungen prägte. Indien gewann hierdurch als potenzieller Kooperationspartner einen neuen Stellenwert, da die ASEAN bislang nicht daran interessiert war, durch eine zu rasche und enge Anbindung von Indien an die ASEAN den Indien-Pakistan-Konflikt zu importieren.Die ASEAN-Staaten begannen, sich für den großen liberalisierten Binnenmarkt mit einer wachsenden Mittelklasseschicht zu interessieren. Indien sah in einer stärkeren Anbindung an die ASEAN eine Aufwertung seiner angestrebten Rolle als Global Player. Im Jahre 1996 wurde Indien dann letztlich auch als Dialogpartner aufgenommen und Mitglied im ASEAN Regional Forum.Die zwischenstaatlichen Beziehungen wurden damit weiter institutionalisiert, und eine Reihe gemeinsamer Institutionen wurden ins Leben gerufen. Aus südostasiatischer Sicht wird die konsequente Fortführung der Wirtschaftsreformen sowie der Ausbau der Handels-und Verkehrsinfrastruktur als Voraussetzung für die weitere Intensivierung der Handels-und Investitionsbeziehungen gesehen.Für Indien sind die südostasiatischen Länder zwar zunehmend wichtige Handelspartner und Gastländer für indische Auslandsinvestoren geworden. Mitte der 90er Jahre lag der Anteil des Handels mit der ASEAN bereits bei ca. 7%, wobei besonders hohe Zuwachsraten im indisch-indonesischen Handel zu verzeichnen waren. Trotz der Größe des Binnenmarktes blieb Indien als Handelspartner und Investitionsstandort für die ASEAN-Länder verhältnismäßig unbedeutend. Der Anteil Indiens am Gesamthandel der ASEAN lag auch zehn Jahre nach Beginn der indischen Öffnungspolitik bei lediglich ca. 1%. Erst wenn Indien für Südostasien ein stärkeres wirtschaftliches Gewicht erhält, kann es auch an politischer Stärke und Einflussnahme in dieser Region gewinnen.4 Bilaterale Beziehungen zwischen Indien und Indonesien Als Teil seiner Look East Policy sucht Indien seine Position in Südostasien auszuweiten und seine Rolle als ASEAN-Dialogpartner und die Mitgliedschaft im ASEAN Regional Forum zu nutzen, um die bilateralen Beziehungen zu den südostasiatischen Ländern auszuweiten. Durch die verbesserten politischen und wirtschaftlichen Beziehungen kann Indien einerseits seine Rolle als regionale Ordnungsmacht stärken und seinen Einflussbereich nach Südostasien ausdehnen. Andererseits liegt es im beiderseitigen Interesse, durch die Annäherung Indiens an Südostasien den Einfluss Chinas zurückzudrängen. Neben den traditionell guten Beziehungen zwischen Indien und Malaysia wurden vor allem die wirtschaftlichen Kontakte zu Singapur und Indonesien ausgebaut. gonnen hatte, im Rahmen der Neuen Wirtschaftspolitik den Außenhandel zu liberalisieren. Das Handelsvolumen stieg innerhalb von nur vier Jahren von 285 Mio. US$ im Jahr 1992 auf 1,4 Mrd. US$ im Jahr 1996. Das bedeutet eine Steigerung um ca. 400%, wobei allerdings das niedrige Ausgangsniveau berücksichtigt werden muss. Die Hauptexportprodukte Indiens sind Futtermittel, Baumwolle, Eisen und Stahl, Maschinen und Ausrüstungen, Farbstoffe, Autozubehörteile und "Two-Wheelers ". Indien importiert aus Indonesien hauptsächlich Agrarprodukte und Primärgüter wie pflanzliche und tierische Fette, Früchte und Nüsse sowie Ölprodukte, chemische Erzeugnisse, Kohle, Kupfer und Glaswaren. Im Zuge der 1997 ausgebrochenen Asienkrise brach der bilaterale Handel ein. Indonesien war von der Krise am stärksten betroffen. Die indonesische Rupiah wurde um 80% abgewertet mit verheerenden Folgen für den Außen-handel und die indonesische Volkswirtschaft. 20 Die Gesamtimporte Indonesiens fielen von 42 Mrd. US$ im Jahr 1997 auf 27 Mrd. US$ im darauffolgenden Jahr. Das Bruttoinlandsprodukt nahm 1998 gegenüber dem Vorjahr um 14% ab, verbunden mit weiter rasant steigender Arbeitslosigkeit und Armut. Soziale Unruhen mündeten letztlich im Sturz des Soeharto-Regimes und in der politischen Destabilisierung des Landes. Die gewaltsamen Übergriffe auf die wirtschaftlich erfolgreiche chinesische Bevölkerung verschärften die Krise und verhinderten eine vergleichsweise schnelle wirtschaftliche Erholung. Die größte Herausforderung Indonesiens war deshalb zunächst, den friedvollen Übergang zur drittgrößten Demokratie zu bewältigen und notwendige Wirtschaftsreformen einzuleiten. Erst im Jahr 2000 zeigte Indonesien erste moderate Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung mit Zunahme des Wirtschaftswachstums um 4,8% im Jahr 2000 und einer positiven Entwicklung der Handelsbilanz durch abwertungsbedingte Exportsteigerungen und hohe Ölpreise. 21 Die unmittelbaren Auswirkungen der Asienkrise waren dagegen in Indien aufgrund des geringen Verflechtungsgrades mit den südost-und ostasiatischen Ländern vergleichsweise wenig zu verspüren. Im Gefolge der Krise wurde die indische Rupie nur um 8% abgewertet. Dennoch erlitt der indische Außenhandel Einbußen durch den Verlust der Exportmärkte in Südostasien. Indonesien war auch noch nicht bereit, sich in einigen Bereichen von seiner protektionistischen Politik zu lösen. Viele indonesische Unternehmen, die z.B. Stahl, Industriemaschinen, elektrische Geräte oder Öl-und Gasprodukte herstellen, sind international noch nicht wettbewerbsfähig genug. Nach dem krisenbedingten Einbruch des indisch-indonesischen Außenhandels konnte bereits zwei Jahre später das Niveau von 1996 wieder erreicht werden. Nach vorläufigen Zahlen für das Jahr 2000 beträgt das Handelsvolumen 1,6 Mrd. US$, wobei Indien nach wie vor ein Handelsbilanzdefizit mit Indonesien aufweist. Im Finanzjahr 1999/2000 wurden indische Waren im Wert von 354 Mio. US$ exportiert, während indonesische Produkte im Wert von 1,08 Mrd. US$ importiert wurden. Trotz hoher Zuwachsraten in der Vergangenheit ist die Bedeutung des bilateralen Handels für den Gesamthandel eher gering. Für beide Länder beträgt er lediglich ca. 1% des gesamten Außenhandels. Das hohe Wachstum im bilateralen Handel deutet aber darauf hin, dass sich zukünftig ein hohes Potenzial für den Ausbau der Handelsbeziehungen vermuten lässt, vor allem wenn Indien und Indonesien weiter konsequent eine Politik der Exportdiversifizierung verfolgen. Mit dem Ausbau der Handelsbeziehungen in den 90er Jahren erhielt Indonesien ebenfalls einen höheren Stellenwert als Standort für indische Auslandsinvestitionen. Bereits in den 60er Jahren, als Indonesien ernsthafte Li-beralisierungsschritte unternahm, investierten einige indische Unternehmen in Indonesien. Investitionen erfolgten hauptsächlich in den Bereichen Textil, Stahl, Transport sowie im Hotel-und Bausektor. Als ein Beispiel für indonesische Investitionen in Indien in der Zeit gilt die Papiermanufaktur in Pune mit einem Investitionsvolumen von 250 Mio. US$. In den 80er Jahren wurden von indischer Seite Zementwerke, Zuckerfabriken sowie zahlreiche "Toolroom-cum-Training "-Zentren eingerichtet. Darüber hinaus waren indische Firmen beim Ausbau des Schienenverkehrs sowie beim Bau von Straßen, Überführungen und Pipelines beteiligt. In den letzten Jahren interessierten sich indische Unternehmen zunehmend dafür, Investitionen im Öl-und Gassektor, im pharmazeutischen Bereich und im Landmaschinenbau vorzunehmen und Kooperationsbeziehungen zu intensivieren. Einige Unternehmen aus dem IT-Bereich haben bereits begonnen, in Indonesien Ausbildungszentren einzurichten, da Indonesien am indischen Know-how im Bereich der Softwareentwicklung starkes Interesse zeigt. In diesem Bereich haben im Gefolge des Besuches von A. Wahid in Indien im Jahr 2000 bereits mehrere Ministertreffen in Indien und Indonesien stattgefunden, gefolgt von verschiedenen gegenseitigen Besuchen von Wirtschaftsdelegationen, um die Zusammenarbeit in diesem für die weitere Entwicklung Indonesiens so wichtigen Bereich zu vertiefen. Beim letzten Joint Business Council Meeting, das von der indischen und indonesischen Industrie-und Handelskammer (FICCI bzw. KADIN) als Interaktionsforum koordiniert wird, wurden mehrere Investitionsvereinbarungen unterzeichnet. Sie beziehen sich zum einen auf Vorhaben im Informationstechnologiebereich, auf den Bau einer Zuckerfabrik in Lampung sowie die Zusammenarbeit zwischen der India's Shiv Vani Universal Ltd. und Indonesia's PT Gunanusa Utama Fabricators beim Bau einer Ölplattform bzw. der PT Ganilag Technodrill Paripurna im Bereich der Öl-und Gasexploration. 22 Indische Unternehmen haben Investitionen im Umfang von 820 Mio. US$ getätigt. Diese Summen sind im Vergleich zu anderen asiatischen Ländern äußerst bescheiden. In nur wenigen Jahren ist China zum größten Konkurrenten der südostasiatischen Staaten um ausländische Direktinvestitionen aufgestiegen. China allein erhielt ausländische Direktinvestitionen in Höhe von 40,8 Mrd. US$, auf die ASEAN-Länder zusammen entfiel mit 13,8 Mrd. US$ nur etwa ein Drittel dieser Summe. Dennoch lässt sich auch hier vermuten, dass mit dem Ausbau der Handelsbeziehungen auch die Investitionen folgen und in Zukunft das Investitionsvolumen steigt. Viel versprechende Ansätze gibt es in den Bereichen Informationstechnologien, Landmaschinenbau und Landwirtschaft sowie im Öl-und Gassektor. 5 Ausblick Innerhalb Asiens lässt sich seit den 80er Jahren die Zunahme regionaler und überregionaler Kooperations-und Integrationsansätze beobachten. Der Integrationsprozess zwischen den südostasiatischen Ländern ist bereits weit fortgeschritten. Es bestehen ernsthafte Ansätze, den Integrationsraum weiter nach Ostasien und hier vor allem nach China auszuweiten. Eine Ausdehnung nach Südasien ist nur in den Anfängen zu erkennen und im Vergleich zu den entstehenden gigantischen Wachstums-und Absätzmärkten in Südostasien und Ostasien von sehr geringer Bedeutung. Indien ist trotz der Größe seines Binnenmarktes bisher wenig integriert. Im Rahmen der Look East Policy versucht Indien deshalb, sich dieser Region weiter anzunähern und seine bilateralen Beziehungen zu den einzelnen südostasiatischen Ländern zu vertiefen. Politisch gewinnt Indien an Gewicht, weil es als weitere Atommacht in Asien neben Pakistan und China als regionale Ordnungsmacht auftreten kann und damit den zunehmenden Einfluss Chinas in der Region zurückdrängen kann. Wirtschaftlich ist allein schon aufgrund der Größe Indiens ein erhebliches Potenzial für intraregionalen Handel gegeben. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass Indien seine Liberalisierungspolitik konsequent fortsetzt bzw. fortsetzen kann und attraktive Bedingungen für ausländische Investoren anbietet. Das lässt sich aber angesichts der gegenwärtigen politisch instabilen Lage und des vielfältigen innenpolitischen Widerstands gegen eine weitere Liberalisierung nur schwer abschätzen. Literaturverzeichnis Bronger, D., "Indien -China, Vergleich zweier Entwicklungswege ", in: Draguhn, W. (Hrsg.), Indien 2001. Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Institut für Asienkunde, Hamburg 2001, S.279-318 Dieter, H., Die Asienkrise. Ursachen, Konsequenzen und die Rolle des Internationalen Währungsfonds, Marburg 1999 Dorn, J.; Wagner, Chr., ASEAN und SAARC. Regionale Kooperation in Asien, Hamburg 1999 Economic Intelligence Unit, Country Profile Indonesia 2001 Gerhold, A.M., Wirtschaftliche Integration und Kooperation im asiatischpazifischen Raum. Die APEC, Hamburg 1998 Hiebert, M., "Fight Evils or Win Friends ", in: Far Eastern Economic Review, 21. Februar 2002, S.14-18 zur Stärkung der Beziehungen zwischen Europa und Asien das Asia- Europe Meeting (ASEM) eingeführt. Hier handelt es sich um ein informelles Dialogforum zwischen den südostasiatischen und europäischen Regierungen, in dem Kooperationsansätze diskutiert und vereinbart werden. 10 Indien wird zu diesen Gipfeltreffen nicht Indien 2000. Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, a.a.O., S.264. eingeladen. Erstmals im Juni 2000 fand ein separater Gipfel zwischen Europa und Indien in Portugal statt. Dennoch bleibt der südasiatische Raum und hier insbesondere Indien als Kooperations-und Wirtschaftspartner von untergeordneter Bedeutung in die- sen Kooperations-und Integrationsprozessen und nimmt sowohl politisch als auch wirtschaftlich eine Außenseiterposition ein. Ansätze zur regionalen oder überregionalen Kooperation sind unterschied- lich ausgeprägt. Die Regionalisierungstendenzen verliefen in Asien in unter- schiedlichen Geschwindigkeiten. Aufgrund der Vormachtstellung Indiens und der zahlreichen bilateralen Konflikte Indiens mit fast allen Nachbarländern kam die Regionalisierung in Südasien nur schleppend voran. Vor allem der eskalierende Konflikt zwischen Indien und Pakistan um Kaschmir machte ei- ne verstärkte regionale Kooperation nahezu unmöglich. Erst 1987 wurden die Bemühungen um eine verstärkte Zusammenarbeit von Erfolg gekrönt, und auf Initiative von Bangladesch wurde die South Asian Association of Regional Co- operation (SAARC) ins Leben gerufen. 8 Wenn auch die Gründung der SAARC allein schon als Erfolg verbucht werden kann, sind Kooperationserfolge und die Integrationsschritte eher bescheidener Natur geblieben. Es ist zwar die Einrichtung einer SAARC-Freihandelszone (SAFTA) angestrebt, aber auch nach jahrelangen Verhandlungen ist ihre Realisierung noch ungewiss. Solan- ge sich Indien und Pakistan gegenseitig blockieren, wird das Vorhaben wenig Aussicht auf Erfolg haben. Die Regionalisierung der südostasiatischen Länder begann bereits in den 60er Jahren und mündete 1967 in die Gründung der ASEAN. Seit Anfang der 80er Jahre hat die ASEAN eine turbulente Entwicklung durchlaufen. War sie zunächst auf die Intensivierung der sicherheitspolitischen Kooperation ausge- richtet, standen nach Ende des Ost-West-Konfliktes wirtschaftspolitische In- itiativen im Vordergrund. Beim Gipfel in Singapur 1992 einigten sich die Mit- gliedsländer auf die Einrichtung einer ASEAN Free Trade Zone (AFTA). Die Freihandelszone trat im Januar 2002 in Kraft und bezieht sich auf ca. 40.000 innerhalb dieser Region gehandelte Produkte. 9 Darüber hinaus bemühte sich die ASEAN erfolgreich um eine stärkere Verflechtung
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