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  • 1. Das Erwerbsverhalten von Frauen wurde bislang meist entweder mit Quer¬ schnittsdaten, die für einen einzigen Zeitpunkt auf Individualebene erhoben wurden, oder mit tängsschnittdaten, die dann allerdings häufig nur als unver- bundene Aggregatdaten vorhanden waren, analysiert (z.B. Handl 1978, Schwarz 1981, 1985)1. Das Ausmaß der Erwerbsbeteiligung, das auf diese Weise ermittelt wurde, wurde in der Auswertung des öfteren graphisch oder tabellarisch über Zuordnung zu sukzessiven Altersgruppen oder zu sich hier¬ archisch entwickelnden Familienphasen dargestellt. Nicht selten wurden sol¬ che, in Analogie zu Verläufen gewählte Darstellungsformen analysiert und interpretiert, als ob es sich um Entwicklungsprozesse auf individueller Ebene handeln würde. Ein solches Vorgehen impliziert -ohne daß dies thematisiert und problematisiert wird -zum einen, daß alle Frauen in gleicher Weise den tebensweg durchschreiten, also unabhängig von ihrer Zugehörigkeit zu unter¬ schiedlichen Geburtsjahrgängen und damit unabhängig von den je spezifi¬ schen gesellschaftlichen Gelegenheitsstrukturen. Zum anderen impliziert es, daß die einzelnen Familienphasen in stets gleicher Weise auf Verhaltenswei¬ sen in anderen tebensbereichen einwirken. Veränderungen, bedingt durch gesellschaftliche Wandlungsprozesse, werden nicht mitgedacht. In neuerer Zeit werden zunehmend Untersuchungen durchgeführt, die tängs¬ schnittdaten auf Individualebene erheben, also den Entwicklungsprozeß in einzelnen oder mehreren tebensbereichen mit jeder Veränderung für jedes Individuum kontinuierlich erfassen (z.B. die Projekte "tebensverläufe und Wohlfahrtsentwicklung" des Sonderforschungsbereichs 3, Mayer 1978; " Sozio- ökonomisches Panel ", Krupp 1981; "Familienentwicklung in Nordrhein-Westfa¬ len", Kaufmann u.a. 1984). Mit solchen Datensätzen werden Entwicklungspro¬ zesse im Verlauf des tebens für einzelne tebensbereiche analysierbar und auch die Interdependenz zwischen tebensbereichen kann auf Individualebene sowohl in ihren unmittelbaren als auch in ihren längerfristigen Konsequenzen aufgezeigt werden. Indem darüber hinaus unterschiedliche Geburtsjahrgänge in das Erhebungsdesign einbezogen werden, wird es möglich, auch das Aus¬ maß des allgemeinen sozialen Wandels zu erfassen und periodenspezifisch 1 Mit den Daten einiger und der Volkszählung 1970 lagen zumindest für den Erwerbsbereich kontinuierliche Verläufe vor; familiäre Veränderungen wurden jedoch auch hier nur grob er¬ faßt. zu verorten. Unzulänglichkeiten traditioneller Analyseperspektiven Sowohl traditionelle Untersuchungsdesigns, die ausschließlich Informationen zur gegenwärtigen Situation erheben, als auch neuere Erhebungsverfahren, die den exakten zeitlichen Verlauf erfassen, beziehen bei der Analyse des Er¬ werbsverhaltens von Frauen Informationen über die Familiensituation als zen¬ trale erklärende Faktoren mit ein. Das Drei-Phasen-Modell von Myrdal und Klein (1956), das in den 50er Jahren als theoretisches Konzept zur Erklärung des Erwerbsverhaltens von Frauen entwickelt wurde, und das Familienzykluskonzept sind theoretisch und empirisch immer wieder in Frage gestellt wor¬ den (z.B. Höhn 1982, Marbach 1987, Nock 1979) und zwar nicht erst für Frauen in jüngerer Zeit, sondern auch bereits für Frauen, die zu Beginn die¬ ses Jahrhunderts geboren wurden und für die dieses Modell zur Erklärung ihres Erwerbsverhaltens entwickelt wurde. Grob zusammengefaßt wurde po¬ stuliert, daß mit zunehmender Belastung in der Phase der Familiengründung und -erweiterung die Erwerbsarbeit unterbrochen und in der Phase der Schrumpfung wieder aufgenommen wird. Das Zusammenspiel von Erwerbs¬ verlauf und Familienentwicklung ist jedoch erheblich komplexer als in diesen Konzepten angenommen wird und doch sind die theoretischen Überlegungen nicht vollkommen obsolet. Durch Differenzierung des Familienzykluskonzepts, insbesondere durch Hinzunahme der Anzahl und des Alters der Kinder und Ausweitung auf den tebenszyklus wurde eine Annäherung an die real ab¬ laufenden Prozesse gesucht Aus solchen Darstellungen -insbesondere aus dem Erwerbsverlauf verheirate¬ ter Frauen -wurde meist eine Bestätigung des Drei-Phasen-Modells bzw. der Auswirkungen des Familienzyklus gezogen. D.h. Daten im Aggregat wurden als Beschreibung und zur Erklärung individuellen Handelns im tebensverlauf herangezogen. Das Problem hierbei liegt auf der Hand. Es wird unterstellt, daß z.B. Frauen, die zum Zeitpunkt der Befragung 50 Jahre alt sind, sich als 20jährige in gleicher Weise verhalten haben wie Frauen, die zum Erhebungs¬ zeitpunkt 20 Jahre alt sind; oder umgekehrt, daß die zum Interviewzeitpunkt 20jährigen in 30 Jahren das gleiche Erwerbsverhalten zeigen werden wie die 50jährigen. Es wird implizit eine statische Beziehung zwischen Erwerbsverhal¬ ten und Familienzyklus unterstellt, Wandel wird nicht thematisiert. Neben dieser versteckt statischen Perspektive zum Zusammenhang von Fa¬ milienzyklus und Erwerbsbeteilung stellt sich ein weiteres grundlegendes Pro¬ blem. Erwerbsverhalten wird in der empirischen Umsetzung dieser konzeptio¬ nellen Ansätze ausschließlich für Zustände ermittelt und ausgewertet. Erklärt werden sollen die Verteilungen auf die Zustände erwerbstätig bzw. nichter¬ werbstätig, wobei diese durchaus z.B. nach dem Umfang der Erwerbsarbeit noch weiter differenziert sein können. Die Prozesse jedoch, die zu den jewei¬ ligen tebenssituationen führen, nämlich der Prozeß des Unterbrechens der Erwerbsarbeit und der des Wiedereintretens in den Arbeitsmarkt, bleiben un¬ berücksichtigt. Berufsausbildung erfolgreich abgeschlossen haben, tängerfristig zeigen Volksschülerinnen ohne Berufsausbildung im Durchschnitt aber die längsten Erwerbszeiten. Eine Erklärung hierfür ist, daß sie schneller wieder auf den Arbeitsmarkt zurückkehren. In Querschnittsbetrachtungen, wo nur die aktuelle Situation erfaßt wird, verwischen diese Prozesse. Es würde konstatiert wer¬ den, daß Frauen mit Volksschulabschluß ohne Berufsausbildung zu höheren Anteilen erwerbstätig sind; die möglicherweise häufigeren Unterbrechungen und damit stärker diskontinuierlichen Erwerbsverläufe können aus den Zu- Standsbetrachtungen nicht erkannt werden. Darüber hinaus kann die unter¬ schiedliche Bedeutung der auf diese beiden Prozesse Einfluß nehmenden Faktoren nicht analysiert werden. In den folgenden eigenen Analysen wird ein Aspekt des Erwerbslebens her¬ ausgegriffen, nämlich der Übergang von erwerbstätig zu nicht erwerbstätig. Der Prozeß des -vorübergehenden -Ausscheidens aus dem Arbeitsmarkt markiert den Beginn einer nicht kontinuierlichen Berufsarbeit und ist somit der einschneidende Wendepunkt; der Wiedereintritt ergibt sich erst als Folgepro¬ zeß. Ziel der Analyse ist es, den Stellenwert und Bedeutungswandel der Fa¬ milienentwicklung bei Entscheidungen über eine Unterbrechung der Erwerbs¬ tätigkeit in unterschiedlichen soziohistorischen Situationen herauszuarbeiten. Es wird hierbei ein zweifacher Entwicklungsprozeß unterstellt: Erwerbsver¬ halten verändert sich mit dem Voranschreiten im tebensweg -insbesondere mit der Familienentwicklung -und steht zugleich in Beziehung zu den sich ebenfalls wandelnden gesellschaftlichen Gelegenheitsstrukturen. Bevor die Ergebnisse deskriptiver Analysen und einer komplexen statistischen Modellberechnung zu Unterbrechungen der Erwerbsarbeit auf der Basis von individuellen tebensverlaufsdaten vorgestellt werden, zunächst einige Anga¬ ben zur Datenbasis. 3. Die folgenden Analysen zu Erwerbsunterbrechungen basieren auf retrospekti¬ ven tebensverlaufsdaten, die im Projekt 'tebensverläufe und Wohlfahrtsent¬ wicklung' im Sonderforschungsbereich 3 zwischen 1981 und 1983 erhoben wurden (Mayer 1984a, Mayer 1984b, Brückner u.a. 1984). Es wurden Inter¬ views mit 2171 Männern und Frauen durchgeführt, die zu einer der drei Ge¬ burtskohorten 1929-31, 1939-41, 1949-51 gehören. Bei den folgenden Analy¬ sen beziehe ich mich ausschließlich auf Frauen (1086 Fälle). Vollständig vergleichbare Informationen über Ereignisse im tebensverlauf sind für alle drei Kohorten bis zum Alter von 30 Jahren vorhanden, dem Alter der jüngsten Kohorte zum Zeitpunkt der Erhebung; die Analysen beschränken sich deshalb auf diese tebensspanne. Theoretisches Modell zur Verknüpfung von Erwerbsverhalten und Familienentwicklung Nachdem oben auf die Notwendigkeit hingewiesen wurde, Veränderungen im individuellen tebensweg nachzuzeichnen, um Entwicklung als Prozeß adäquat darstellen zu können, wird hierzu nun ein theoretisches Konzept entworfen. Nach theoretischen Überlegungen, läßt sich der tebensverlauf nach kritischen und weniger kritischen Phasen für Unterbrechungen der Erwerbsarbeit glie¬ dern. In der Aufbauphase der Familie ist in gewissen Zeitspannen um ein familiäres Ereignis (Heirat, Geburt) herum in deutlich höherem Ausmaß mit Unterbrechungen der Erwerbsarbeit zu rechnen als in Phasen, in denen sol¬ che Einschnitte nicht erfolgen (während der Ehe, während der Elternschaft). Folgende Aspekte gilt es bei der Modellierung der Familienentwicklung im Hinblick auf Erwerbsunterbrechungen zu unterscheiden. Zunächst ist es wich¬ tig, die Familienstandsphasen in Anlehnung an den traditionellen Familien¬ zyklus zu berücksichtigen, nämlich: nicht verheiratet und kein(e) Kind(er), Zwischen diesen Statusphasen muß man von unterschiedlichen Wahrschein¬ lichkeiten für Erwerbsunterbrechungen ausgehen, da die Möglichkeiten und Belastungen unterschiedlich groß sind. Beim Wechsel von Statusphasen, bei einem familiären Ereignis also, ist für eine gewisse Zeitspanne ein im Ver¬ gleich zu den Statusphasen erhöhtes Risiko2 für Unterbrechungen der Er¬ werbsarbeit bei Frauen zu erwarten, da neue Anforderungen auftreten, für die auf der Handlungsebene in der Familie bzw. individuell neue Handlungsmu¬ ster und Routinen entwickelt werden müssen. Die Zeitspanne beim Wechsel der familiären tebenssituation wird im folgenden als Übergangsphase be¬ zeichnet. Fallen zwei familiäre Statuswechsel zeitlich -fast -zusammen, z.B. 2 Der Begriff Risiko (auch Neigung oder Übergangsrate) ist eine mathema¬ tisch definierte Größe. Er wird im folgenden aber auch für die inhaltlichen Aussagen übernommen, da Unterbrechungen der Erwerbsarbeit meist nach¬ teilige Folgen für eine berufliche Karriere bedeuten. eine Eheschließung und der Übergang zur Elternschaft, so ist hierfür eben¬ falls ein anderes, höheres Risiko zu unterstellen, als wenn zu verschiedenen Zeitpunkten jeweils nur ein Wechsel stattfindet. Bei den folgenden Ereignissen sollten Übergangsphasen explizit modelliert werden: Tätigkeit beenden zu können, und insbesondere der Kinderwunsch können aber auch noch heute für Frauen Gründe für eine Beendigung des Arbeits¬ verhältnisses bei der Eheschließung sein. Entscheidungen über eine Unterbre¬ chung der Erwerbsarbeit bei Heirat werden -so ist zu vermuten -in einer kurzen Zeitspanne in die Tat umgesetzt. Ich habe die Zeitspanne des Über¬ gangs zur Ehe, für die höhere Unterbrechungsrisiken zu erwarten sind, mit zwei Monaten vor bis zwei Monate nach Eheschließung unterstellt; diese Einschätzung wird im nächsten Kapitel empirisch überprüft. Die Übergangsphase bei Geburt eines Kindes erstreckt sich auf einen et¬ was längeren Zeitraum. Mit der sicheren Kenntnis und Akzeptanz der Schwangerschaft bis kurze Zeit nach der Geburt durchlaufen die Eltern ver¬ schiedene soziale, psychologische und biologische Phasen . Überlegungen werden angestellt, wie die Betreuung des Kindes orga¬ nisiert werden kann, wie berufliche Anforderungen und Vorstellungen vom Familienleben vereinbart werden könnten. Am Ende des gesetzlichen Mutter- Schaftsurlaubs, also zwei bzw. drei Monate nach der Niederkunft, ist die Zeit¬ spanne eines erhöhten Risikos, unmittelbar hervorgerufen durch Schwanger¬ schaft und Geburt, vorüber. Hat eine Frau während dieser Phase die Er¬ werbsarbeit nicht niedergelegt, hat sie also die Entscheidung getroffen, so¬ wohl Erwerbs-als auch Familienarbe'it auszuüben, so ist für sie nun die Wahrscheinlichkeit für eine Erwerbsunterbrechung sicher niedriger. Die Über¬ gangsphase bei einer Geburt ist im folgenden zeitlich eingegrenzt auf sechs Monate vor bis drei Monate nach der Niederkunft. Der Mutterschaftsurlaub sowie der Mitte 1979 eingeführte Erziehungsurlaub werden in den folgenden Analysen nicht als Unterbrechung3 gewertet. In den Übergangsphasen erwarten wir jeweils eine höhere Zahl an Erwerbs¬ unterbrechungen als in den Statusphasen. In letzteren sind bereits Routinen zur Bewältigung des Alltags gefunden. Diese können prinzipiell natürlich wie¬ der in Frage gestellt und verworfen werden, doch ist dies nicht für die Mehr¬ heit der Frauen zu erwarten. Selbst wenn einmal getroffene Entscheidungen und praktizierte Routinen in Frage gestellt werden, läßt sich theoretisch nur schwer herleiten, zu welchen Zeitpunkten in einer Statusphase sich dies er¬ eignet und es ist auch ungewiß, ob aus der Infragestellung unmittelbar ein verändertes Erwerbsverhalten resultiert. Aus diesen Überlegungen heraus wurde ein Modell der Familienentwicklung entworfen, das differenzierter als der traditionelle Familienzyklus sensible Phasen im Hinblick auf Erwerbsunter¬ brechungen4 herausstellt. Von diesem Modell wird erwartet, daß es Erwerbs¬ unterbrechungen angemessener abbildet. Dieses Modell ist in Schaubild 2 graphisch dargestellt. Es zeigt -im mittleren Pfad -Phasen einer 'Normalbio¬ graphie' sowie, parallel versetzt, zwei nicht untypische 'Seitenwege', nämlich zum einen den Fall, wo bei Heirat bereits Mutterpflichten anstehen, und zum anderen den Fall, wo eine Frau nicht verheiratet ist (ledig, geschieden, ver¬ witwet) und mindestens ein Kind zu versorgen hat. Der tebensverlauf beginnt mit dem Status 'nicht verheiratet'. Das Ereignis der Heirat ist in der Normalbiographie der Ausgangspunkt der Familiengründung. 3 Als Unterbrechung der Erwerbsarbeit gilt, wenn eine Frau mehr als einen Monat nicht in einem Arbeitsverhältnis stand; längere Krankheiten, Mutter¬ schafts-und Erziehungsurlaub gelten nicht als Unterbrechung. Mit einer Eheschließung verändert sich die Wahrscheinlichkeit für eine Unter¬ brechung der Erwerbsarbeit. Sie erhöht sich -für Frauen verschiedener Ge¬ burtsjahrgänge -in vermutlich unterschiedlichem Umfang. Nach dieser Über¬ gangsphase, also ab dem dritten Monat nach der Eheschließung, wird die Neigung, die Erwerbsarbeit niederzulegen, deutlich niedriger sein. Erst wenn sich dem Paar durch eine Schwangerschaft eine Veränderung der familiären Situation ankündigt, ist wieder mit einer erhöhten Wahrscheinlich¬ keit für eine Erwerbspause zu rechnen. Haben Frauen diese kritische Über¬ gangsphase ohne Unterbrechung überstanden, so ist in der anschließenden Zeitder Statusphase Verheiratet, ein Kind1 -mit deutlich weniger Erwerbs¬ austritten zu rechnen. Das gleiche trifft auf Frauen zu, die zwar eine Erwerbs¬ pause eingelegt haben, aber in dieser Familiensituation -verheiratet, ein Kinderneut die Arbeit aufgenommen haben. Erst bei der Ankündigung ei¬ nes weiteren Kindes wird die Neigung, die Erwerbsarbeit niederzulegen, er¬ neut steigen. Die kritische Übergangsphase bei der Geburt eines weiteren Kindes ist zeitlich in der gleichen Weise definiert wie die bei Geburt des er¬ sten Kindes. Für die beiden 'Seitenwege' der Familienentwicklung können andere Wahr¬ scheinlichkeiten unterstellt werden als beim 'Normalverlauf. Deshalb werden sie im theoretischen Modell explizit als Pfade berücksichtigt. Eine Eheschlies¬ sung, bei der die Frau schwanger ist oder bereits ein Kind hat, wirkt in ande¬ rer Weise auf das Erwerbsverhalten ein als eine Heirat, bei der unmittelbar noch keine Versorgungsaufgaben für ein Kind anstehen. Nach einer soge¬ nannten 'Mußheirat', oder anders ausgedrückt, nach dem zweifachen famili¬ ären Ereignis, ist die Frau im Status Verheiratet, ein Kind1. Auch für den zweiten 'Seitenweg', nämlich Mütter, die nicht verheiratet sind, also ledig, geschieden oder verwitwet sind, ist ein anderes Erwerbsverhalten zu erwarten als bei Frauen der 'Normalbiographie'. Auch sie werden deshalb explizit als Gruppe bzw. als mögliche Lebensphase in das Modell aufgenom¬ men. Für den Lebensweg der Nichtverheirateten wäre es ebenfalls wün¬ schenswert, zwischen Übergangsund Statusphasen zu differenzieren. Im Hinblick auf die Analysen, die weiter unten mit den Daten der Lebensverlaufs¬ studie durchgeführt werden, wird hierauf verzichtet; die Besetzungszahlen würden für diese Gruppe zu klein werden. Die einzelnen Phasen dieses Familienentwickiungsmodells beinhalten eine se¬ quentielle Abfolge, doch ist stets auch ein 'Ausstieg' aus einer Phase bzw. eine 'Umkehr' möglich. Eine verheiratete Frau kann z.B. durch Scheidung wieder in die Phase 'nicht verheiratet' eintreten, durch eine erneute Heirat erfährt sie nochmals eine Übergangsphase zur Ehe usw. Für eine Modellierung der Familienentwicklung im Hinblick auf Risiken für Er¬ werbsunterbrechungen ist es wünschenswert, diese jeweils von Statusphasen und von Übergangsphasen ausgehenden spezifischen Wirkungen explizit zu erfassen. 5. Auswirkungen des Übergangs zur Ehe auf die Erwerbsbeteiligung Um Stellenwert und Bedeutungswandel der Eheschließung für das faktische Erwerbsverhalten erfassen zu können, werden im folgenden Veränderungen in der Erwerbsbeteiligung in den Monaten unmittelbar vor und nach der Heirat als Entwicklungsprozeß, vergleichend für die drei Geburtskohorten, dargestellt. In die Analyse sind alle Eheschließungen einbezogen, die sich vor dem 31. Lebensjahr ereigneten. Aus der Gesamtstichprobe der Lebensver¬ laufsstudie wurden Frauen, die im siebten Monat vor der Heirat erwerbstätig waren, ein Jahr lang, also bis zum sechsten Monat nach der Eheschließung, daraufhin beobachtet, ob bzw. in welchem Monat es zu einer Erwerbsunter¬ brechung kam. Frauen, die im siebten Monat vor der Heirat erwerbstätig wa¬ ren, wurden somit für die folgende Analyse als Grundgesamtheit (100%) ge- nommen, und für jeden Monat -bis zu einem halben Jahr nach der Heirat - wurde der Anteil der Unterbrecherinnen ermittelt Es wurden nur Frauen in die Betrachtung einbezogen, die bei Heirat nicht schwanger waren und auch noch kein Kind hatten. Hierdurch kann der 'reine Effekt' der Heirat auf die Erwerbsbeteiligung ermittelt werden. Schaubild 3 ist zu entnehmen, daß noch zwei Monate vor einer Heirat die Er¬ werbstätigenquote bei Frauen aller drei Kohorten fast unverändert bei 100% liegt; es erfolgten also kaum Erwerbsaustritte. In der Zeitspanne von zwei Mo¬ naten vor der Heirat bis zum Ende des Monats, in dem die Eheschließung erfolgte, ist dagegen eine deutliche Abnahme der Erwerbstätigenquote zu ver¬ zeichnen. In der Kohorte 1929-31 fällt diese Reduktion am deutlichsten aus. Nur noch 65% derjenigen Frauen, die noch ein halbes Jahr vor der Ehe¬ schließung erwerbstätig waren, sind es auch noch zum Zeitpunkt der Heirat. D.h. bei 35%, also bei jeder dritten Frau, hat eine Heirat -ohne daß unmit¬ telbar Aufgaben zur Versorgung eines Kindes anstanden -in den 50er Jahren zu einer Erwerbsunterbrechung geführt. Bei Frauen der Kohorte 1939-41 se¬ hen wir in der gleichen Lebensphase im Vergleich zur älteren Geburtskohorte eine geringfügig erhöhte Erwerbsbeteiligung. Aber auch bei ihnen war für im¬ merhin noch 28% in den 60er Jahren eine Eheschließung Anlaß für eine Er¬ werbspause. Eine deutliche Veränderung registrieren wir dagegen in den 70er Jahren bei Frauen der jüngsten Kohorte (1949-51). Hier hat nur noch bei 13% der Frauen die Eheschließung zu einer Veränderung der Erwerbsbeteili¬ gung geführt; 87% sind in der Zeitspanne von einem halben Jahr vor bis mindestens ein halbes Jahr nach diesem familiären Ereignis kontinuierlich auf dem Arbeitsmarkt verblieben. dung für eine Erwerbspause somit deutlich ab. War es in der ältesten Kohor¬ te noch jede dritte Frau, so ist es in der jüngsten Kohorte nur noch etwa jede achte, bei der die Heirat zu einer Erwerbsunterbrechung oder zum Aus¬ scheiden aus dem Erwerbsleben führt. Für Frauen aller drei Kohorten gilt aber, daß unmittelbar bei Heirat die Entscheidung über eine Erwerbsunter¬ brechung auch faktisch umgesetzt wird. In der Statusphase, drei Monate nach dem Ereignis beginnend, treten fast keine Veränderungen mehr ein; die Erwerbstätigenquote, die am Ende des Heiratsmonats erreicht wurde, ver¬ bleibt im ersten halben Jahr nach der Heirat auf ungefähr diesem Niveau. Eine Eheschließung hat somit unmittelbare und nicht erst zeitlich verzögerte oder zeitlich vorgezogene Auswirkungen auf das Erwerbsverhalten. Es bestä¬ tigt sich die Vermutung, daß es nur eine kurze Zeitspanne von wenigen Mo¬ naten ist, in der Entscheidungen über eine Fortsetzung der Erwerbsarbeit in die Tat umgesetzt werden. 5.2 Auswirkungen des Übergangs zur Elternschaft auf die Erwerbsbe¬ teiligung Die faktischen Auswirkungen des Übergangs zur Elternschaft auf die Erwerbs¬ beteiligung der Frau sind in gleicher Weise, wie sie bereits für die Heirat dar¬ gestellt wurden, in Schaubild 4 aufgezeigt. In diese Darstellung gehen nur die Geburten ein, die mindestens ein halbes Jahr nach der Heirat erfolgten, um den 'reinen Geburtseffekt' bei verheirateten Paaren ermitteln zu können. Die Zahl der verheirateten Frauen, die zu Beginn der Schwangerschaft be¬ rufstätig sind, ist zwischen den drei Kohorten deutlich gestiegen; in der älte¬ sten Kohorte waren es in dieser Stichprobe 99, in der mittleren 131 und in der jüngsten 137 Frauen. Die Erwerbstätigenquoten dieser Frauen wurden für die einzelnen Monate bis ein dreiviertel Jahr nach der Geburt berechnet. Es zeigt sich, daß mit Beginn der Schwangerschaft bis etwa zwei oder drei Mo¬ nate nach der Niederkunft die Erwerbsbeteiligung für Frauen aller drei Kohor¬ ten kontinuierlich und nicht abrupt fällt. Es gibt also nicht wie bei der Heirat einen klaren Einschnitt bei Eintritt des Ereignisses, sondern eine sich über ein halbes bis dreiviertel Jahr hinziehende erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine Unterbrechung. teiligung von verheirateten Frauen bei der Geburt des er¬ sten Kindes (Survivalwerte) Der gleichmäßig abnehmende Anteil der erwerbstätigen Frauen vom Beginn der Schwangerschaft bis zur Geburt ist insofern überraschend, da die gesetz¬ liche Regelung des Mutterschaftsurlaubs eher eine erhöhte Unterbrechungs¬ quote etwa zwei Monate nach der Niederkunft erwarten ließe. Es (xsd:string)
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