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ity, orientation, income, ego, ego-protection, process of comparison, mass-media, politics, party-ties, political delegitimation Personen beurteilen ihre eigene wirtschaftliche Lage über Jahre hinweg fast gleichbleibend positiv und günstiger als die allgemeine wirtschaftliche Lage. Dies zeigen unterschiedliche Umfragen. Die Einschätzung der allgemeinen wirtschaft¬ lichen Situation entwickelt ein "Eigenleben": Von 1982 bis 1990 zuerst positiv an¬ steigend, von 1990 bis 1992 negativ leicht abfallend und von 1992 bis 1996 rapide fallend. Damit folgt die Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage in etwa auch den objektiven Konjunkturverläufen, während die Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage davon unberührt bleibt. Beide Beurteilungen sind Resultat unterschiedlicher Wahrnehmungsquellen. Das belegt eine im Jahre 1997/1998 in Frankfurt durchgeführte empirische Für die Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Situation ist die direkte Reali¬ tätserfahrung, also das, was direkt erfahren wird, ausschlaggebend. Hier spielen neben objektiven Faktoren wie z.B. Einkommenshöhe, einige sozialpsychologi¬ sche Faktoren eine nachweisbare Rolle. In der Studie wurde z.B. der Zusammen¬ hang zwischen Selbstwertschutz-und Selbstwerterhöhungsstrategien und der Be¬ urteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage nachgewiesen. Es wurden sowohl die Präsenz solcher Strategien, als auch die sich auf die Beurteilung der eigenen wirt¬ schaftlichen Lage positiv auswirkenden Effekte verdeutlicht. Auch intrinsische Vergleichsprozesse, also Vergleiche mit z.B. anderen (besse¬ ren oder schlechteren) Zeiten oder Personen, spielen für die Beurteilung der eige¬ nen wirtschaftlichen Situation eine Rolle. Für die Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Situation ist die indirekte Realitätserfahrung ausschlaggebend, denn hier kann nicht auf eigene Erfahrungen zurückgegriffen werden. Es stehen andere Informationsquellen, z.B. die Massen¬ medien, im Vordergrund. In den Medien wird die allgemeine wirtschaftliche Lage tendenziell zwar zutref¬ fend beschrieben, der Leser wird aber mit mehr negativen als positiven Nachrich¬ ten versorgt. Es ist ja bekannt, dass negative Nachrichten einen höheren Nachrich¬ tenwert und daher auch eine erhöhte Chance auf Veröffentlichung haben. Dies fuhrt bei den Lesern zu einer tendenziell zutreffenden, jedoch negativ akzentuier¬ ten Wahrnehmung. Die Ergebnisse der Studie sind eindeutig: Je häufiger man sich durch Zeitungen, Zeitschriften, Fernsehen und Radio informiert, desto eher sind Beurteilungen, bei denen man auf vermittelte Information angewiesen sind, nega¬ tiv verzerrt, um so schlechter fällt die Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage aus. Dies macht ein weiteres Ergebnis der Studie plausibel, dass nämlich Per¬ sonen, die in politische Problematiken Einblick zu haben glauben, die allgemeine wirtschaftliche Situation negativ beurteilen. Diese Personen sind es ja gerade, die sich verstärkt über Medien informieren. Des weiteren konnte nachgewiesen werden, dass die Parteibindung eine Rolle bei der Beurteilung der allgemeinwirtschaftlichen Lage spielt. In CDU-regierten Jahren smd es die Anhanger dieser Partei, die die allgemeine wirtschaftliche Lage positiv einschätzen Diese schätzen die allgemeinwirtschafthche Lage in SPDregierten Jahren schlecht ein Die Anhanger der Sozialdemokraten verfahren genau umgekehrt Dies smd grundlegende Strategien der politischen Delegitimierung, die empirisch nachgewiesen wurdenund die u a für die vergleichsweise instabile Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Situation im Zeltverlauf verantwort¬ lich sind Die Untersuchung geht einem weiteren interessanten In der Bevölkerung existieren bezuglich der Beurteilung wirtschaftlicher Lagen vier Gruppen Erstens diejenigen, die ihre eigene wirtschaftliche und die allgemei¬ ne wirtschaftliche Lage gut beurteilen Zweitens diejenigen, die ihre eigene wirt¬ schaftliche Lage sowie die allgemeinwirtschafthche Lage schlecht beurteilen Drittens der Personenkreis, der die eigene wirtschaftliche Lage schlecht, die allge¬ meine gut beurteilt und viertens diejenigen, die die eigene wirtschaftliche Situation gut und gleichzeitig die allgemeine wirtschaftliche Situation schlecht beurteilen Letztere legen durch diese unterschiedliche Beurteilung gewissermaßen eine asymmetnsche Beurteilung an den Tag Diese Beurteilungskombination ist in der Bevölkerung am stärksten vertreten, daher ist eine Analyse der für eme solche asymmetrische Beurteilung beeinflussenden Faktoren besonders interessant Aus der Studie geht hervor, dass diese asymmetrische Beurteilung von sechs Faktoren signifikant beeinflusst wird Dem politischen Informationsniveau, der Er¬ fahrung mit Arbeitslosigkeit, der Furcht vor Arbeitslosigkeit, dem Haushaltsnetto¬ einkommen, der subjektiven Schichteinordnung sowie der Parteibmdung Die folgenden Erörterungen dokumentieren zunächst die verwendete Datenba¬ sis, nachfolgend die auf Basis von linearen Regressionen ermittelten beeinflussen¬ den Faktoren der Beurteilung der eigenen und allgemeinen wirtschaftlichen Lage Zuletzt werden die unter Verwendung von logistischen Regressionen ermittelten Einflussgroßen für asymmetrische Beurteilungen wirtschaftlicher Lagen beschneben Bei der empirischen Überprüfung der für die Bewertung wirtschaftlicher Lagen relevanten Faktoren wurden ALLBUS- und der Wohlfahrtssurvey des Jahres 1993 analysiert Der ALLBUS (Allgemeine Bevolkerungsumfrage der Sozialwissenschaften) wurde Mitte der siebziger Jahre als gemeinsames Vorhaben vom Zentrum für Um¬ fragen, Methoden und Analysen e V (Zuma) und dem Zentralarchiv für empiri¬ sche Sozialforschung konzipiert und im Jahre 1979 erstmals unter dem Namen "Nationaler Sozialer Survey für die Bundesrepublik Deutschland" eingerichtet Der ALLBUS 1982 (n=2991), (n=3095) sowie der ALL¬ BUS 1991 (n=3058) sind repräsentative Haushaltsstichproben, die vor der Analyse durch Gewichtungsprozeduren in repräsentative Personenstichproben umgewan-delt wurden. Der ALLBUS 1994 (n=3450) wie auch der ALLBUS 1996 (n=3518) sind bereits als repräsentative Personenstichproben angelegt. Der Wohlfahrtssurvey des Jahres 1993 (n=3062) ist eine repräsentative Haushalts¬ stichprobe, die ebenfalls mittels Gewichtung in eine repräsentative Personenstich¬ probe umgewandelt wurde. Sofern Auswertungen für Gesamtdeutschland durchgeführt werden, wurden in allen Datensätzen Ost-West-Gewichte verwendet. Einschätzungen bezüglich wirtschaftlicher Lagen weichen stark voneinander ab, je nachdem ob eine Person über sich selbst oder über die Allgemeinheit Auskunft ge¬ ben soll. Nachfolgende Graphik verdeutlicht die Diskrepanz zwischen den positi¬ ven Beurteilungen (sehr gut/gut) bei den Fragen "Wie beurteilen Sie ganz allge¬ mein die heutige wirtschaftliche Lage in Deutschland?" und "Wie beurteilen Sie Ihre eigene wirtschaftliche Lage heute?" Grafik 1: Anteile positiver Beurteilungen der wirtschaftlichen Lage Quelle: ALLBUS, eigene Berechnungen Es wird deutlich, dass die Einschätzung der eigenen wirtschaftlichen Situation mehrheitlich positiv gefärbt ist und zudem noch über die Jahre hinweg einen rela¬ tiv konstanten Verlauf zeichnet. Der Anteil positiver Beurteilungen der allgemei¬ nen wirtschaftlichen Lage hingegen schwankt von Jahr zu Jahr und fällt zudem, abgesehen von den Jahren kurz nach der Wiedervereinigung Deutschlands, we¬ sentlich niedriger aus als der Anteil positiver Beurteilungen der eigenen wirt¬ schaftlichen Lage. Dies kann auf zwei ökonomische Realitäten hinweisen Einerseits eine tendenziell negative, instabile und unruhige gesellschaftliche Realität, andererseits eme relativ stabile und positiv gefärbte individuelle ökonomische Realität Beide Realitäten werden anscheinend voneinander unabhängig erlebt und wahrgenommen Um diese differierenden Einschatzungen erklaren zu können, kann angenom¬ men werden, dass für die unterschiedliche Beurteilung wirtschaftlicher Lagen zwi¬ schen zwei verschiedenen Wahrnehmungsquellen differenziert werden muss, die für die Konstituierung der Einschätzung verantwortlich sind l Es smd dies Wahr¬ nehmungen, die im Falle der Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage, einer individuellen Orientierung, in emem Mikro-Umfeld liegen, also durch primäre Re¬ al itatserfahrungen mit dem sozialen Umfeld geprägt sind Bei Beurteilungen der allgemeinen wirtschaftlichen Lage, einer kollektiven Orientierung, hegt die Wahr¬ nehmung in einem Makro-Umfeld und ist durch sekundäre Reahtatserfahrung ge¬ prägt 2 A Die Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage Die eigene wirtschaftliche Lage wird tendenziell über Jahre hinweg von einem ahnlich hohen Anteil der Bevölkerung positiv eingeschätzt Zur Erklärung dieser stabilen und mit positivem Blas versehenen Einschätzung der eigenen wirtschaftlichen Situation spielt das Bedürfnis, so die These in dieser Studie, das eigene Selbstwertgefuhl zu schützen bzw zu erhohen, eine Rolle 3 Das Selbstwertgefuhl kann z B durch Beurteilungen von eigenen, sozialrele¬ vanten Leistungen, auf die unmittelbar Einfluss genommen werden konnte, beein¬ trächtigt werden Der Zustand der eigenen wirtschaftlichen Situation stellt eine sol¬ che sozialrelevante Leistung dar, denn die eigene wirtschaftliche Situation ist em weitestgehend im Verantwortungsbereich des Individuums liegender Zustand und unterliegt somit einer relativ direkten Einflussnahme des Betroffenen Gleichzeitig spielt die wirtschaftliche Situation eine Rolle bei der Beurteilung durch andere Per¬ sonen Dementsprechend wurde eme negative Beurteilung der eigenen wirtschaft¬ lichen Lage eme Schwächung des Selbstwertgefühls mit sich bringen, wahrend man eine kollektive Lage, wie die allgemeine wirtschaftliche Situation, ohne Kon¬ sequenzen für das Selbstwertgefuhl negativ beurteilen kann, da man die Verant¬ wortung hierfür auf andere Personen oder Umstände übertragen kann Wir gehen noch etwas weiter Der kollektive Zustand kann nicht nur ohne gleichzeitige Reduzierung des Selbstwertgefühls negativ beurteilt werden, sondern eine negative Beurteilung erfüllt weitergehend noch den Zweck des Selbstwert- Quelle Im wesentlichen beurteilt der Personenkreis mit negativer individueller Beurtei¬ lung auch die allgemeine wirtschaftliche Situation eher schlecht Eine auf Grund¬ lage dieser Ergebnisse sich bestätigende These lautet Bedurfnisse nach Selbst¬ wertschutz und Selbstwerterhohung steigen, je mednger das Selbstwertgefuhl ei¬ ner Person, d h je weniger ihr Bedürfnis nach positiver Selbstbewertung erfüllt ist4 Im Durchschnitt schätzen zu den vier Zeitpunkten über 75 Prozent der Befrag¬ ten mit einer negativen Beurteilung ihrer eigenen wirtschaftlichen Lage die allge¬ meine wirtschaftliche Lage ebenfalls als schlecht ein Nur ca 38 Prozent der Be¬ fragten mit emer positiven Eigeneinschatzung beurteilen die allgemeine Situation negativ Dieser emprnsch interessante Tatbestand kann auf selbstwertdienhche Attnbution zurückgeführt werden, die im Resultat die Stabilisierung bzw Erhöhung des Selbstwertgefühls zur Folge hat Die Ursache für die eigene schlechte wirtschaftli¬ che Situation wird hier offensichtlich in externen Quellen gesucht5 Der Befragte kann sich von emem Kollektivschicksal getroffen fühlen, das, aus seiner Sicht, ein Großteil der Allgemeinheit aufgrund widriger Umstände mit ihm teilt 6 Die Einschätzung der eigenen wirtschaftlichen Situation wird in der Survey-Forschung mit der Standardfrage erfasst "Wie beurteilen Sie Ihre eigene wirt¬ schaftliche Lage heute" 7 Um ein solches Urteil zu fallen, benotigen wir Bezugs¬ großen, die wir unserer Situation gegenüberstellen können Erst dann ist es mög¬ lich, zwischen gut und schlecht, klein und groß, reich und arm zu unterscheiden Die Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage basiert somit auf Vergleichs-prozessen8 Dieser Art ist z B der Vergleich des Status quo mit einem Zustand m der Vergangenheit oder emem zukunftig zu erwartenden Zustand So kann empi¬ risch nachgewiesen werden, dass z B die Erfahrung mit Arbeitslosigkeit oder auch die Furcht vor Stellungsverlust einen signifikanten Effekt auf die Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage ausübt Personen, die in der Vergangenheit bereits einmal arbeitslos waren, schätzen ihre derzeitige wirtschaftliche Situation signifi¬ kant schlechter ein, als Personen, die noch nicht arbeitslos waren Auch Erwerbs¬ tätige, die ihren Stellungsverlust befürchten, schätzen ihre derzeitige wirtschaftli¬ che Situation signifikant schlechter ein, als Personen, die einen (subjektiv oder objektiv) sicheren Arbeitsplatz haben Dieser Effekt wurde völlig unabhängig von anderen Variablen nachgewiesen Die Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Situation wird nicht ausschließlich durch die genannten Faktoren beeinflusst, sondern auch durch emige bekannte demographische Komponenten, wie z B Haushaltsnettoemkommen oder subjekti¬ ve Schichteinordnung Personen, die sich der Oberschicht zuordnen, bewerten ihre wirtschaftliche Lage besser als Personen, die sich der Unterschicht zugehörig füh¬ len Auch die wechselseitige Beeinflussung zwischen Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage und der Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage hat einen nachweisbaren Effekt Der empirische Nachweis wurde mittels Regressi¬ onsmodellen, separat für 4 Zeitpunkte, in dieser Studie geführt Aus den Ergebnis-6 Ausgangspunkt der Attributionsforschung ist, dass nicht Erfolgs-oder Mißerfolgserlebnisse immer auch ein erhöhtes bzw ein reduziertes Selbstwertgefuhl nach sich ziehen, sondern die Effekte im entscheidenden Maße von der Ursachenzuweisung der Erfolge und Mißerfolge abhangen Ein erlebter Mißerfolg senkt nur dann das Selbstwertgefuhl, wenn er den eigenen Fehlleistungen zugeordnet wird, also intern attribuiert wird wah¬ rend externe Attribuierung das Selbstwertgefuhl schützen kann Kraussner, P (1980) Effekte interner vs externer Ursachenattribution und selbst vs nicht selbst veränderbarer Konsequenzen aversiver Stimulation auf Leistung und emoti¬ onale Betroffenheit Unveröffentlichtes Manuskript 7 Vgl ALLBUS-Datensatze, ZUMA Mannheim 8 Die Theorie der sozialen Vergleichsprozesse wurde in ihren Grundzugen in Festingers Arbeiten über informelle Kommunikation und Gruppendruck entwickelt, explizit als Theorie der sozialen Konstruktion individueller Realität jedoch erst vier Jahre spater vorgestellt Vgl Festinger, L A (1954) A theory of social comparison processes Hu¬ man Relations Stanford sen der Schätzungen wurde das nachfolgende Modell entwickelt, das über die Ef¬ fektrichtung relevanter unabhängiger Variablen Auskunft gibt. Ein Minus-Zeichen indiziert im statistischen Sinne einen negativen Zusammenhang (ein höherer Wert auf der empirischen Skala der unabhängigen Variable hat einen fallenden Wert auf der empirischen Skala der abhängigen Variable zur Folge), ein Plus-Zeichen einen im statistischen Sinne positiven Zusammenhang (ein höherer Wert auf der empiri¬ schen Skala der unabhängigen Variable hat einen höheren Wert auf der empiri¬ schen Skala der abhängigen Variable zur Folge). Gleichzeitig wurden die Faktoren so angeordnet, dass jene mit dem stärksten Effekt (standardisierter Regressionskoefizient) links oben stehen, jene mit dem schwächsten Effekt auf die Beur¬ teilung der eigenen wirtschaftlichen Lage rechts unten. Der Anteil erklärter Varianz liegt zwischen 10% (1982) und 28% (1991); Kollinearität zwi¬ schen den direkten unabhängigen Variablen < 0,4. Kurz gesagt, fällt die Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Situation dann am besten aus, wenn Personen die allgemeine wirtschaftliche Situation möglichst po¬ sitiv beurteilen, ein möglichst hohes Nettoeinkommen haben und sich der oberen Schicht zugehörig fühlen. Personen schätzen weiterhin ihre wirtschaftliche Lage besonders gut ein, wenn sie stark in einen Arbeitsprozess eingebunden sind, ihre berufliche Stellung in der Zukunft als nicht gefährdet ansehen und bisher keine Er¬ fahrung mit Arbeitslosigkeit gemacht haben. Jeder der 6 Effekte wurde signifikant in den Jahren nachgewiesen und wirkt unabhängig von anderen Variablen. Bei der Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage ist zunächst zu bemer¬ ken, dass diese (wie nachfolgende Graphik verdeutlicht) den objektiven Konjunk-turverläufen (gemessen in Zuwachsraten des Bruttosozialproduktes (BSP) und Veränderung der Arbeitslosigkeit) zu folgen scheint und somit einen deutlichen Realitätsgehalt aufweist. Steigt, wie deutlich zu erkennen ist, die Zuwachsrate des BSP, steigen auch die Anteile positiver Beurteilungen der wirtschaftlichen Lage. Gleichzeitig ist immer auch eine Reduzierung der Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich zu erkennen. Betrachten wir das Jahr 1990, zeigt sich ein Zuwachs des BSP um über 5%, gleichzeitig eine Reduzierung der Arbeitslosigkeit und damit einhergehend auch ein hoher Anteil positiver Beurteilungen der allgemeinen wirtschaftlichen Lage. Dieser Anteil geht zurück bei niedrigeren Zuwachsraten des BSP im Vergleich zum Vorjahr (siehe 1991 und 1992), und er steigt bei höheren Zuwachsraten des BSP im Vorjahresvergleich . Eines wird deutlich: Der Konjunkturzustand wird von der Bevölkerung relativ feinsinnig wahrgenommen. Die Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Situ¬ ation lässt sich aber nicht ausschließlich durch den objektiven Konjunkturverlauf erklaren, denn eme Veränderung der objektiven Wirtschaftsindikatoren zieht keine proportionale Veränderung der positiven Beurteilungen der allgemeinen wirt¬ schaftlichen Lage nach sich Erklarungsbedurftig ist weiterhm auch, dass die Be¬ urteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage im Jahre 1994 negativ geprägt ist Trotz emer Zuwachsrate des BSP um ca 2,3 Prozent liegen die Anteile positiver Beurteilungen der allgemeinen wirtschaftlichen Lage immer noch bei nur knapp uber 20% Es müssen also, jenseits der objektiven wirtschaftlichen Lage, zusätzliche Faktoren für die Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage vorhanden Aspekten der wirtschaftlichen Entwicklung em höherer Nachrichtenwert beige¬ messen wird als positiven Aspekten9 Noelle-Neumann bemerkte, dass bei der Auswahl eines Ereignisses all diejenigen Ereignisse Priorität besitzen, die Gefühle ansprechende negative Elemente besitzen 10 Diese einheitlichen Selektionskntenen führen zu einer gleichartigen Auswahl von Ereignissen, die massenmedial vermittelt werden Dadurch entsteht ein konsonantes Bild, dh Medienbotschaften bestätigen sich oft gegenseitig " Hierbei ent¬ steht oft em negativ gefärbtes Bild von der Realität Dies führt zu der These, dass Personen, die sich häufig durch verschiedene Medienkanale über das politische Tagesgeschehen informieren, die wirtschaftliche Lage tendenziell negativ beurteilen Da Fragen zur Häufigkeit der Informationsre¬ zeption nicht gememsam mit anderen hier untersuchten Fragestellungen in den ALLBUS-Datensatzen abgefragt werden, muss für die Überprüfung dieser These ein anderer Datensatz, der Wohfahrtssurvey 1993, herangezogen werden Die Frage "Wie oft informieren Sie sich über das politische Tagesgeschehen44, unterteilt nach 5 Mediengattungen, wurde zu einem Index zusammengefasst, der über Häufigkeit der Mediennutzung und Anzahl verschiedener Medien Auskunft gibt Hiernach wurde überprüft, inwiefern Darüber hmaus sind in der Analyse der 4 ALLBUS-Datensatze weitere Faktoren ermittelt worden, die zu allen Zeitpunkten einen signifikanten Effekt auf die Be¬ urteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage ausüben Hierunter fallen beispielsweise die Auswirkungen von Legitimierungs-bzw Delegitimierungsstrategien der Parteien Die wirtschaftliche Situation wird be¬ kanntlich als wichtiges Legitimationsfeld der Regierungspohtik betrachtet und ur¬ sachlich auf Regierungskompetenz zurückgeführt Oppositionelle Kräfte wie auch regierungsnahe Kräfte versuchen genau dies uber die Medien auszunutzen Beide Kräfte produzieren regelmäßig Nachrichten, m deren Fokus das Thema "Wirtschaft" steht Allerdings werden die Realitatsbilder unterschiedlich konstruiert Die Opposition konstruiert ein Reahtatsbild, das nega¬ tiv geprägt ist, um wirtschaftliche Befürchtungen innerhalb der Bevölkerung zu schüren Ziel dieser Vorgehensweise ist es, durch Schuldzuweisungen an die Re¬ gierung, einen Delegitimierungsprozess in Gang zu setzen und gleichzeitig sich selbst als potentielle Regierungspartei zu legitimieren I3 Die Regierung ihrerseits, versucht ein positiveres Reahtatsbild zu konstruieren Selektionsprozesse der Massenmedien, wie sie beschrieben wurden, und die Dele¬ gitimierungsstrategien der Opposition, stehen sich nahe Die von Oppositionspar¬ teien konstruierten negativen Bilder der Realität, haben so eine erhöhte Chance auf Veröffentlichung Es ist zu vermuten, dass Personen, die der regierenden Partei sehr nahe stehen, auch zu einem Teil deren Sichtweise bezüglich der wirtschaftli¬ chen Lage übernehmen und umgekehrt Personen, die oppositionellen Kräften nahe stehen, der Sichtweise dieser Parteien folgen In der Analyse konnte diesbezüglich signifikant für alle untersuchten Zeitpunkte ein starker Effekt auf die Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage nach¬ gewiesen werden Eine positive Einstellung zur Regierungspartei begünstigt eme gute Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage Mit den 4 ausgewählten Zeitpunkten fließen 3 "CDUregierte" Zeitpunkte und 1 "SPD-regiertes" Jahr in die Analyse em Der Effekt ist stets eindeutig 1982 beurteilten SPD-Anhanger die allgemeine wirtschaftliche Si¬ tuation besser als Anhanger anderer taten dies die CDU-Anhanger Weiterhin zeigte sich, dass Personen, die eher pessimistisch smd, die allgemeine wirtschaftliche Situation, unabhängig von anderen Faktoren, auch eher duster zeichnen als Personen, die nicht als allgemein pessimistisch bezeichnet werden können M der nächsten ALLBUS-Studien diese, für unseren Forschungsgegenstand wich¬ tige Fragestellung enthalten sein wud 13 Vgl Schulz, W (1976) Die Konstruktion von Realität in den Nachrichtenmedien, aaO,S 68 14 Als pessimistisch wurde der Personenkreis bezeichnet, der nachfolgende Meinung ver¬ tritt "Egal was manche Leute sagen Die Situation der einfachen Leute wird nicht bes¬ ser, sondern schlechter" und "So wie die Zukunft aussieht, kann man es kaum noch ver¬ antworten, Kinder auf die Welt zu bringen" Auch das politische Informationsniveau übt emen Einfluss auf die Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage aus Je mehr Einblick Personen m politische Probleme zu haben glauben, desto schlechter fallt ihre Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage aus Unsere Vermutung ist, dass diese Variable relativ stark mit dem leider nur für den Wohlfahrtssurvey 1993 berechneten Index "Politische Informationsrezeption" korreliert Personen, die sich häufig durch verschiedene Medienkanale über das politische Tagesgeschehen informieren, durften wohl auch eher glauben, Einblick in die politischen Probleme zu haben Insofern erhärtet die¬ ses Ergebnis den bereits dargestellten Zusammenhang zwischen Medienrezeption und Beurteilung der allgememwirtschaftlichen Lage Zusätzlich wurde m der Analyse deutlich, dass sich Beurteilungen der eigenen wirtschaftlichen Lage und der allgemeinen wirtschaftlichen Lage gegenseitig be¬ emflussen Em weiteres mteressantes Ergebnis wurde hinsichtlich den demographischen Variablen Einkommen und Alter deutlich Diese Variablen beeinflussen die Beur¬ teilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage signifikant, jedoch schwacher, als man vielleicht vermuten konnte Je hoher das Einkommen, desto besser fallen Be¬ urteilungen der allgemeinen wirtschaftlichen Lage aus Dieser Zusammenhang zeigt sich allerdings nur 1991 und 1996 signifikant (zu diesen Zeitpunkten relativ stark) In den beiden anderen Jahren gab es kernen statistisch abgesicherten Zu¬ sammenhang Daher tritt, ahnlich wie im Falle des nachfolgend geschilderten Al¬ terseffekts, diese Variable im Vergleich zu anderen Variablen, deren Effekt durch¬ gangig zu allen Zeitpunkten signifikant nachgewiesen wurde, etwas m den Hinter¬ grund Für zwei von vier Jahre (1986 und 1991) konnte ein signifikanter Altersef¬ fekt nachgewiesen werden Je alter die Personen sind, desto positiver beurteilen sie die allgemeine wirtschaftliche Situation Dies konnte damit zusammenhangen, dass mit zunehmendem Alter die private ökonomische Situation stabiler wird Gleich¬ zeitig wurde dies bedeuten, dass die Alters-Variable ihren Effekt zum größten Teil über das Einkommen ausübt, was auf hohe Multikollmeantat dieser beiden Vari¬ ablen schließen lassen wurde Dies konnte verworfen werden Als plausible Erklä¬ rung des Alterseffektes kommt die Erfahrung alterer Personen mit vielen Perioden wirtschaftlicher Missstande in Frage Dies kann eme aktuelle ungunstige Situation relativieren Des weiteren beurteilen Personen mit geringem politischen Interesse die allgemeinwirtschafthche Situation eher schlecht An dieser Stelle wird ein inte¬ ressanter Sachverhalt deutlich Der Effekt, der durch ein hohes politisches Infor¬ mationsniveau einer Person hervorgerufen wird, ist zwar starker, geht jedoch in dieselbe Richtung wie der Effekt, der durch politisches Desinteresse hervorgerufen wird Beide Effekte verursachen eine negative Beurteilung der allgemeinen wirt¬ schaftlichen Lage Wiederum wurde für die Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage ein Modell entwickelt, aus dem die Richtung und die relative Starke der Effekte von Faktoren auf die Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage abgelesen werden kann Em Minus-Zeichen indiziert erneut einen negativen Zusammenhang (ein hö¬ herer Wert auf der empirischen Skala der unabhängigen Variable hat einen fallen¬ den Wert auf der empirischen Skala der abhangigen Variable zur Folge), ein Plus-Zeichen einen positiven Zusammenhang (höhere Werte auf der empirischen Skala der unabhängigen Variable haben einen höheren Wert auf der empirischen Skala der abhängigen Variable zur Folge). Faktoren mit dem stärksten Effekt stehen links oben, jene mit dem schwächsten Effekt auf die Beurteilung der eigenen wirt¬ schaftlichen Lage rechts unten. Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage (sehr gut->sehr schlecht) Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage (Sehr gut ->Sehr schlecht) * Kollinearität zwischen den direkten unabhängigen Variablen < 0,39 Die Erklärungsleistung des Modells ist in den einzelnen Jahren, ähnlich dem Mo¬ dell zur Untersuchung der Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Situation, un¬ terschiedlich hoch, jedoch im Unterschied zu dem ersten Modell viel stärker schwankend und insgesamt etwas unbefriedigender. Der Anteil erklärter Varianz in den Modellen liegt zwischen neun Prozent im Jahre 1982 und 20 Prozent im Jahre 1986. 1991 konnte 14 Prozent der Gesamtvarianz erklärt werden und im Jahre 1996 12 Prozent. Dabei fällt auf, dass R2 in den Jahren, die nach objektiven wirtschaftlichen Kri¬ terien etwas günstiger waren, am höchsten ist und im Jahre 1982, einem Jahr der Wirtschaftskrise, lediglich bei neun Prozent lag. Aus der verhältnismäßig niedrigen Erklärungsleistung des Modells lässt sich ableiten, dass, neben den durch die ge¬ nannten Faktoren herbeigeführten Effekten, ein Objektivitätsgehalt in der Beurtei¬ lung der allgemeinen wirtschaftlichen Situation steckt, der mit dem in dieser Studie entwickelten Modell nicht direkt empirisch nachzuweisen ist. 2. Die positive Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage und die negative Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage -Determinanten einer asymmetrischen Beziehung Nachdem für die Beurteilung der eigenen und der allgemeinen wirtschaftlichen Lage über die Jahre hmweg valide Effektvanablen analysiert wurden, werden diese insgesamt neun Variablen nun zur Erklärung der Asymmetrie bei Einschatzungen wirtschaftlicher Lagen verwendet Unter Asymmetrie ist eine gegenläufige Beur¬ teilung der eigenen und der allgemeinen wirtschaftlichen Lage zu verstehen Bei der Beurteilung der eigenen und der allgemeinen wirtschaftlichen Lage gibt es für den Befragten msgesamt vier potentielle Reaktionskombinationen 1) Die eigene wirtschaftliche Situation wird mit gut, die allgemeine Situation schlechter bewertet 2) Die allgemeine wirtschaftliche Situation wird mit gut, die eigene Situation schlechter bewertet 3) Die eigene wirtschaftliche Situation wird mit gut, die allgemeine Situation ebenfalls gut bewertet 4) Die eigene wirtschaftliche Situation wird mit schlecht, die allgemeine Situati¬ on ebenfalls schlecht bewertet Jede der potentiellen Möglichkeiten taucht empirisch auf Die erste Kombination ist jedoch am stärksten vertreten und wird daher hier genauer analysiert Im Jahre 1996 beurteilten 40% der Befragten ihre eigene wirtschaftliche Lage mit gut und gleichzeitig die allgemeine schlechter, und legten damit in unserem Sinn eine asymmetnsche Beurteilung an den Tag Die restlichen 60% der Befragten taten dies nicht Somit hegt in dieser Analyse eine abhangige Variable mit zwei Ausprägun¬ gen vor Aus diesem Grund wurde kerne lmeare, sondern die binomiale logistische Regression verwendet Dies hat zusätzlich den Vorteil, dass der Effekt einer unab¬ hängigen Vanablen als Zuwachs der prozentualen Wahrscheinlichkeit für oder ge¬ gen das Eintreten des emen oder des anderen Ereignisses der zu erklärenden Vari¬ ablen besenneben werden kann Zunächst hat sich herausgestellt, dass von den ur¬ sprünglich neun Variablen sechs Vanablen der Signifikanzprufung standhielten Für die Analyse der asymmetrischen Beurteilung spielen der Grad der Erwerbsta¬ tigkeit, der allgemeine Pessimismus und das politische Interesse kerne Rolle Für alle anderen Variablen wurden SPSS-gestutzt die Logitkoeffizienten (B) für jede unabhängige Variable errechnet Mit Hilfe dieser Logitkoeffizienten können die Veränderungen der Wahrscheinlichkeiten berechnet werden, dass wirtschaftli¬ che Lagen asymmetrisch beurteilt werden 15 Lage schlechter beurteilt, um 9,5 Prozentpunkte (0,095), also von 40% auf 49,5% Nahe zur Regierungspartei Aus den Analysen zur Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage wissen wir, dass Personen, die Oppositionsparteien nahe ste¬ hen, die allgemeine wirtschaftliche Lage eher schlecht beurteilen Bei der asym¬ metrischen Beurteilung fallt auf, dass dieser Personenkreis jedoch eme relativ ge¬ ringe Wahrscheinlichkeit hat, wirtschaftliche Lagen asymmetrisch zu beurteilen Steht die befragte Person eher oppositionellen Kräften und nicht der Regierungs¬ partei nahe, fallt die Wahrscheinlichkeit, wirtschaftliche Lagen asymmetrisch zu beurteilen, von 40 Prozent auf 23 Prozent, eme Reduktion um 17 Prozentpunkte Dieser Personenkreis beurteilt anscheinend wirtschaftliche Lagen homogen, wahrscheinlich homogen schlecht Haushaltsnettoeinkommen Erhöht sich hmgegen das Haushaltsnettoeinkommen um DM 1 -, verändert sich die ursprüngliche Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent auf 40,0024 Prozent, eine Erhöhung um 0,0024 Prozentpunkte Politik-Informationsmveau Gibt eine Person an, nur einen guten, anstatt einen sehr guten Einblick m politische Probleme zu haben, verändert sich also die Vannicht auf das Prinzip der logistischen Regression eingegangen werden Eine gut ver¬ ständliche Einfuhrung bietet Urban, D (1993) Logit-Analyse Stuttgart able "Politik-Informationsmveau" um eme Einheit, so smkt die Wahrscheinlich¬ keit dieser Person, die eigene wirtschaftliche Lage gut und die allgemeine schlechter zu beurteilen, um 7,4 Prozentpunkte (-0,074) auf 32,6 Prozent (40 Pro¬ zent -7,4 Prozentpunkte). Umgekehrt gilt also, je höher das Informationsniveau, desto eher werden wirtschaftliche Lagen asymmetrisch Erfahrung mit Arbeitslosigkeit Hat eine Person noch keine Erfahrung mit Ar¬ beitslosigkeit, so steigt die Wahrscheinlichkeit, die eigene wirtschaftliche Lage mit gut und die allgemeine schlechter zu beurteilen, um 14 Prozentpunkte auf 54 Pro¬ zent gegenüber den Personen, die bereits Erfahrungen mit Arbeitslosigkeit sam¬ meln müssten. Furcht vor Stellungsverlust Ähnlich verhält es sich mit den beruflichen Zu¬ kunftsaussichten der Befragten. Hat eine Person Furcht, in Zukunft seme Stellung zu verlieren, hat dies negative Konsequenzen für die Wahrscheinlichkeit, die eige¬ ne wirtschaftliche Lage gut und die allgemeine schlechter zu bewerten Die Wahrscheinhchkeit smkt um 13 Prozentpunkte, also von 40 Prozent auf 27 Prozent Als Besonderheit der logistischen Regression sei angemerkt, dass enechnete prozentuale Veränderungen nicht als Konstante zu verstehen sind, sondern in Ab¬ hängigkeit von den jeweils neuen Wahrschemhchkeitsverhältnissen immer neu be¬ rechnet werden müssen. Die S-fÖrmige Verteilungsform der logistischen Regressi¬ on unterstellt, dass die Effekte im mittleren Bereich der Skala der unabhängigen Variable stärker ausgeprägt smd als m den extrem rechten oder linken Bereichen Um die Variablen hinsichtlich der Stärke ihres Effektes auf die asymmetrische Beurteilung wirtschaftlicher Lagen zu evalmeren, werden in der folgenden Tabelle die standardisierten Effektkoeffizienten der unabhängigen Variablen ausgewiesen, dies ermöglicht eine vergleichende Betrachtung Je höher der Effektkoeffizient, unabhängig vom Vorzeichen, desto starker ist der Effektl6 (Ja -> Nein) Die Variable "Nähe zur Regierungspartei" hat den stärksten Effekt auf die asym¬ metrische Beurteilung wirtschaftlicher Lagen, gefolgt vom "Pohtik-Informationsniveau" und der "Subjektiven Schichteinordnung". An vierter Stelle ist die Vari¬ able "Erfahrung mit Arbeitslosigkeit" einzuordnen, gefolgt von der Variable "Haushaltsnettoeinkommen". Den geringsten Effekt hat die Variable "Furcht vor Stellungsverlust". Nach Durchführung der empirischen Analysen ist deutlich geworden, dass für die Konstituierung der Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage und der Beur¬ teilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage verschiedene Wahrnehmungsquellen verantwortlich sind. Insgesamt wird ersichtlich, dass die individuelle und kollektive Orientierung am Beispiel der Einschätzung wirtschaftlicher Lagen von verschiedenen Wahrneh¬ mungsquellen geprägt ist. Die Untersuchung der asymmetrischen Beurteilung wirtschaftlicher Lagen bringt eines deutlich zu Tage. Die beeinflussenden Faktoren sind ein Konglomerat aus sozialpsychologischen Faktoren, die soziale Vergleichsprozesse beeinflussen, und Faktoren, die Aufschluss geben über die Häufigkeit medial vermittelter Infor¬ mationsrezeption politischer Geschehnisse. Ebenso beeinflussen die Einstellung zur regierenden Partei sowie weitere Faktoren, die man als objektive Indikatoren des Wohlstands bezeichnen könnte, die ungleiche Beurteilung wirtschaftlicher La¬ gen. Gleichzeitig fällt auf, dass objektive Indikatoren des Wohlstandes, wie das Haushaltsnettoeinkommen, zwar eine signifikante Rolle spielen, die Effektstärke jedoch vergleichsweise gering ist. Von den insgesamt sechs beeinflussenden Vari¬ ablen im Modell, hat das Haushaltsnettoeinkommen den zweitschwächsten Effekt auf die asymmetrische Beurteilung wirtschaftlicher Lagen. Im Laufe dieser Untersuchungen wurde erkannt, dass mit sekundäranalytischen Mitteln nur ein Teil der Problemstellung geklärt werden konnte. Die Ursache hier¬ für ist darin zu sehen, dass die für Problemstellungen dieser Art notwendigen Fra¬ gestellungen bisher noch nicht alle in einem Erhebungsinstrument vereinigt wur¬ den. Zwar konnten mit Hilfe der ALLBUS Datensätze Vergleichsprozesse nach¬ gewiesen werden, jedoch nur solche, die sich auf einen Vergleich der eigenen der¬ zeitigen Situation mit einer vergangenen oder einer zukünftig zu erwartenden Situ¬ ation beziehen. Dies sind intrapersonelle Vergleiche. Zu einer vollständigen Ana¬ lyse sollten aber auch Fragestellungen, die sich auf das direkte soziale Umfeld der Befragten beziehen, einbezogen werden. Auf diese Weise könnte eine Relativie¬ rung der Beurteilung eigener wirtschaftlicher Lagen der Befragten durch deren Vergleich mit wirtschaftlichen Situationen von Freunden oder Bekannten sichtbar gemacht werden. Dahinter steckt die These, dass unter Umständen ein überdurch¬ schnittliches Einkommen subjektiv unterbewertet wird, wenn Personen des direk¬ ten sozialen Umfeldes sehr viel wohlhabender sind. Dies würde dann auch umge¬ kehrt zutreffen. Um eine vollständige Analyse bezüglich der Beurteilung der allgemeinen wirt¬ schaftlichen Lage durchzuführen, ist es notwendig, in zukünftigen Untersuchungen die Frage nach der Häufigkeit der Informationsrezeption bezüglich politischer Ge¬ schehnisse über Massenmedien zusammen mit den anderen hier untersuchten Faktoren in einem Datensatz zu vereinigen. In der hier geschilderten Untersuchung fand eine Annäherung an die Lösung des Problems statt, dass dadurch entstand, dass wichtige Fragestellungen nicht in einem Datensatz vereinigt sind. Die Aus¬ wirkungen der einheitlichen Nachrichten-Selektionskriterien, die als Resultat be¬ vorzugt die Veröffentlichung von negativen Nachrichten zur Konsequenz haben, wurden mit Hilfe eines anderen Datensatzes, dem Wohlfahrtssurvey, erfasst. Das dies keine optimale Lösung darstellt, dürfte dem Leser nicht entgangen sein. Zwar konnte dieser Effekt nachgewiesen werden, es können aber keine Aussagen über die Stärke dieses Effektes im Vergleich zu der Stärke anderer, durch die Analyse der ALLBUS Datensätze berechneter Einflussstärken, getroffen werden. Eine Lö¬ sungsmöglichkeit, die zu einer vollständigeren Analyse der Beurteilung wirt-schaftlicher Lagen beitragen wird, besteht dann, im ALLBUS auch Fragen nach der Rezeptions-Häufigkeit der über Medien vermittelten politischen Nachnchten zu stellen Die hier behandelte Thematik ist grundsätzlich im Bereich der Haushaltsund Familienforschung anzusiedeln, denn wirtschaftliche Lagenund damit auch die Sicherung der Existenz durch Einkommenspielen eme erhebliche Rolle für pri¬ vate Haushalte und werden dies auch zukunftig tun. Die Untersuchung dieser Thematik unter besonderer Berücksichtigung individueller subjektiver Wahrneh¬ mungsprozesse ist bisher in der empirischen Sozialforschung zu kurz gekommen Insofern zeigt diese Studie wohl Ergebnisse auf, die zur Erhellung einer selten thematisierten, aber für die Haushaltsforschung und Familienforschung relevanten Problematik beiträgt. Boski, P (1983) Egotism and evaluation in seifand other attributions for achievement re¬ lated outcomes European Journal of Social Psychology, Dittes, J E (1959) Attractiveness of group as a function of self-esteem and acceptance by group Journal of Abnormal and Social Psychology, 59, Festinger, L (1954) A theory of social comparison processes Human Situation, Haus¬ halt, Wahrnehmung, Reahtatserfahrung, Wahrnehmungsquellen, Orientierung, Ein¬ kommen, Selbstwertschutz, Selbstwertge¬ fuhl, Vergleichsprozesse, Massenmedien, Politik, Parteibindung, politische Schlagworte Wirtschaft year to year From 1982 to 1990 positively nsing, from 1990 to 1992 shghtly falhng and from 1992 to 1996 rapidly falhng GROBID - A machine learning software for extracting information from scholarly documents Economy financial-situation household perception experience of real- Wahrnehmungen der eigenen und der allgemeinen wirtschaftlichen Lage privater Haushalte Zusammenfassung Verschiedenste Umfragen bringen immer wieder ein Ergebnis hervor, für das bisher noch keine eindeutige Erklärung vorliegt Personen beurteilen ihre persönliche wirt¬ schaftliche Lage viel gunstiger als die allge¬ meine wirtschaftliche Lage Neben dieser Diskrepanz ist auch der unterschiedliche Verlauf beider Einschatzungen über Jahre hinweg auffällig Wahrend die eigene wirtschaftliche Lage immer von einem ähnlich hohen Anteil der Bevölkerung positiv eingeschätzt wird, folgt die Einschätzung der allgemeinen wirt¬ schaftlichen Lage in etwa den objektiven Konjunkturverlaufen Die Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage bleibt davon unberührt Wie die unterschiedliche Beurteilung von auf den ersten Blick verwandten Sach¬ verhalten geklart werden kann, und warum die Umfrageergebnisse z B nicht mit der weit verbreiteten Meinung, wir hatten " immer weniger im Portemonnaie" über¬ einstimmen, analysiert eine im Jahre 1997/ 1998 in Frankfurt durchgeführte empirische Studie Die Studienergebnisse dokumentie¬ ren, dass beide Beurteilungen Resultat un¬ terschiedlicher Wahrnehmungsquellen sind Die direkte Reahtatserfahrung und die indi¬ rekte Reahtatserfahrung ity, orientation, income, ego, ego-protection, process of comparison, mass-media, politics, party-ties, political delegitimation Einleitung Personen beurteilen ihre eigene wirtschaftliche Lage über Jahre hinweg fast gleichbleibend positiv und günstiger als die allgemeine wirtschaftliche Lage. Dies zeigen unterschiedliche Umfragen. Die Einschätzung der allgemeinen wirtschaft¬ lichen Situation entwickelt ein "Eigenleben": Von 1982 bis 1990 zuerst positiv an¬ steigend, von 1990 bis 1992 negativ leicht abfallend und von 1992 bis 1996 rapide fallend. Damit folgt die Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage in etwa auch den objektiven Konjunkturverläufen, während die Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage davon unberührt bleibt. Beide Beurteilungen sind Resultat unterschiedlicher Wahrnehmungsquellen. Das belegt eine im Jahre 1997/1998 in Frankfurt durchgeführte empirische Studie. Für die Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Situation ist die direkte Reali¬ tätserfahrung, also das, was direkt erfahren wird, ausschlaggebend. Hier spielen neben objektiven Faktoren wie z.B. Einkommenshöhe, einige sozialpsychologi¬ sche Faktoren eine nachweisbare Rolle. In der Studie wurde z.B. der Zusammen¬ hang zwischen Selbstwertschutz-und Selbstwerterhöhungsstrategien und der Be¬ urteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage nachgewiesen. Es wurden sowohl die Präsenz solcher Strategien, als auch die sich auf die Beurteilung der eigenen wirt¬ schaftlichen Lage positiv auswirkenden Effekte verdeutlicht. Auch intrinsische Vergleichsprozesse, also Vergleiche mit z.B. anderen (besse¬ ren oder schlechteren) Zeiten oder Personen, spielen für die Beurteilung der eige¬ nen wirtschaftlichen Situation eine Rolle. Für die Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Situation ist die indirekte Realitätserfahrung ausschlaggebend, denn hier kann nicht auf eigene Erfahrungen zurückgegriffen werden. Es stehen andere Informationsquellen, z.B. die Massen¬ medien, im Vordergrund. In den Medien wird die allgemeine wirtschaftliche Lage tendenziell zwar zutref¬ fend beschrieben, der Leser wird aber mit mehr negativen als positiven Nachrich¬ ten versorgt. Es ist ja bekannt, dass negative Nachrichten einen höheren Nachrich¬ tenwert und daher auch eine erhöhte Chance auf Veröffentlichung haben. Dies fuhrt bei den Lesern zu einer tendenziell zutreffenden, jedoch negativ akzentuier¬ ten Wahrnehmung. Die Ergebnisse der Studie sind eindeutig: Je häufiger man sich durch Zeitungen, Zeitschriften, Fernsehen und Radio informiert, desto eher sind Beurteilungen, bei denen man auf vermittelte Information angewiesen sind, nega¬ tiv verzerrt, um so schlechter fällt die Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage aus. Dies macht ein weiteres Ergebnis der Studie plausibel, dass nämlich Per¬ sonen, die in politische Problematiken Einblick zu haben glauben, die allgemeine wirtschaftliche Situation negativ beurteilen. Diese Personen sind es ja gerade, die sich verstärkt über Medien informieren. Des weiteren konnte nachgewiesen werden, dass die Parteibindung eine Rolle bei der Beurteilung der allgemeinwirtschaftlichen Lage spielt. In CDU-regierten Jahren smd es die Anhanger dieser Partei, die die allgemeine wirtschaftliche Lage positiv einschätzen Diese schätzen die allgemeinwirtschafthche Lage in SPDregierten Jahren schlecht ein Die Anhanger der Sozialdemokraten verfahren genau umgekehrt Dies smd grundlegende Strategien der politischen Delegitimierung, die empirisch nachgewiesen wurdenund die u a für die vergleichsweise instabile Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Situation im Zeltverlauf verantwort¬ lich sind Die Untersuchung geht einem weiteren interessanten Tatbestand nach In der Bevölkerung existieren bezuglich der Beurteilung wirtschaftlicher Lagen vier Gruppen Erstens diejenigen, die ihre eigene wirtschaftliche und die allgemei¬ ne wirtschaftliche Lage gut beurteilen Zweitens diejenigen, die ihre eigene wirt¬ schaftliche Lage sowie die allgemeinwirtschafthche Lage schlecht beurteilen Drittens der Personenkreis, der die eigene wirtschaftliche Lage schlecht, die allge¬ meine gut beurteilt und viertens diejenigen, die die eigene wirtschaftliche Situation gut und gleichzeitig die allgemeine wirtschaftliche Situation schlecht beurteilen Letztere legen durch diese unterschiedliche Beurteilung gewissermaßen eine asymmetnsche Beurteilung an den Tag Diese Beurteilungskombination ist in der Bevölkerung am stärksten vertreten, daher ist eine Analyse der für eme solche asymmetrische Beurteilung beeinflussenden Faktoren besonders interessant Aus der Studie geht hervor, dass diese asymmetrische Beurteilung von sechs Faktoren signifikant beeinflusst wird Dem politischen Informationsniveau, der Er¬ fahrung mit Arbeitslosigkeit, der Furcht vor Arbeitslosigkeit, dem Haushaltsnetto¬ einkommen, der subjektiven Schichteinordnung sowie der Parteibmdung Die folgenden Erörterungen dokumentieren zunächst die verwendete Datenba¬ sis, nachfolgend die auf Basis von linearen Regressionen ermittelten beeinflussen¬ den Faktoren der Beurteilung der eigenen und allgemeinen wirtschaftlichen Lage Zuletzt werden die unter Verwendung von logistischen Regressionen ermittelten Einflussgroßen für asymmetrische Beurteilungen wirtschaftlicher Lagen beschneben Datenbasis Bei der empirischen Überprüfung der für die Bewertung wirtschaftlicher Lagen relevanten Faktoren wurden ALLBUS- Datensatze der Jahre 1982 , 1986 , 1991 und 1996 und der Wohlfahrtssurvey des Jahres 1993 analysiert Der ALLBUS (Allgemeine Bevolkerungsumfrage der Sozialwissenschaften) wurde Mitte der siebziger Jahre als gemeinsames Vorhaben vom Zentrum für Um¬ fragen, Methoden und Analysen e V (Zuma) und dem Zentralarchiv für empiri¬ sche Sozialforschung konzipiert und im Jahre 1979 erstmals unter dem Namen "Nationaler Sozialer Survey für die Bundesrepublik Deutschland" eingerichtet Der ALLBUS 1982 (n=2991), der ALLBUS 1986 (n=3095) sowie der ALL¬ BUS 1991 (n=3058) sind repräsentative Haushaltsstichproben, die vor der Analyse durch Gewichtungsprozeduren in repräsentative Personenstichproben umgewan-delt wurden. Der ALLBUS 1994 (n=3450) wie auch der ALLBUS 1996 (n=3518) sind bereits als repräsentative Personenstichproben angelegt. Der Wohlfahrtssurvey des Jahres 1993 (n=3062) ist eine repräsentative Haushalts¬ stichprobe, die ebenfalls mittels Gewichtung in eine repräsentative Personenstich¬ probe umgewandelt wurde. Sofern Auswertungen für Gesamtdeutschland durchgeführt werden, wurden in allen Datensätzen Ost-West-Gewichte verwendet. Subjektive Wahrnehmung von Wirtschaftslagen Einschätzungen bezüglich wirtschaftlicher Lagen weichen stark voneinander ab, je nachdem ob eine Person über sich selbst oder über die Allgemeinheit Auskunft ge¬ ben soll. Nachfolgende Graphik verdeutlicht die Diskrepanz zwischen den positi¬ ven Beurteilungen (sehr gut/gut) bei den Fragen "Wie beurteilen Sie ganz allge¬ mein die heutige wirtschaftliche Lage in Deutschland?" und "Wie beurteilen Sie Ihre eigene wirtschaftliche Lage heute?" Grafik 1: Anteile positiver Beurteilungen der wirtschaftlichen Lage Beigene Wirtschaftslage lallgemeine Wirtschaftslage Quelle: ALLBUS, eigene Berechnungen Es wird deutlich, dass die Einschätzung der eigenen wirtschaftlichen Situation mehrheitlich positiv gefärbt ist und zudem noch über die Jahre hinweg einen rela¬ tiv konstanten Verlauf zeichnet. Der Anteil positiver Beurteilungen der allgemei¬ nen wirtschaftlichen Lage hingegen schwankt von Jahr zu Jahr und fällt zudem, abgesehen von den Jahren kurz nach der Wiedervereinigung Deutschlands, we¬ sentlich niedriger aus als der Anteil positiver Beurteilungen der eigenen wirt¬ schaftlichen Lage. Dies kann auf zwei ökonomische Realitäten hinweisen Einerseits eine tendenziell negative, instabile und unruhige gesellschaftliche Realität, andererseits eme relativ stabile und positiv gefärbte individuelle ökonomische Realität Beide Realitäten werden anscheinend voneinander unabhängig erlebt und wahrgenommen Um diese differierenden Einschatzungen erklaren zu können, kann angenom¬ men werden, dass für die unterschiedliche Beurteilung wirtschaftlicher Lagen zwi¬ schen zwei verschiedenen Wahrnehmungsquellen differenziert werden muss, die für die Konstituierung der Einschätzung verantwortlich sind l Es smd dies Wahr¬ nehmungen, die im Falle der Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage, einer individuellen Orientierung, in emem Mikro-Umfeld liegen, also durch primäre Re¬ al itatserfahrungen mit dem sozialen Umfeld geprägt sind Bei Beurteilungen der allgemeinen wirtschaftlichen Lage, einer kollektiven Orientierung, hegt die Wahr¬ nehmung in einem Makro-Umfeld und ist durch sekundäre Reahtatserfahrung ge¬ prägt 2 A Die Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage Die eigene wirtschaftliche Lage wird tendenziell über Jahre hinweg von einem ahnlich hohen Anteil der Bevölkerung positiv eingeschätzt Zur Erklärung dieser stabilen und mit positivem Blas versehenen Einschätzung der eigenen wirtschaftlichen Situation spielt das Bedürfnis, so die These in dieser Studie, das eigene Selbstwertgefuhl zu schützen bzw zu erhohen, eine Rolle 3 Das Selbstwertgefuhl kann z B durch Beurteilungen von eigenen, sozialrele¬ vanten Leistungen, auf die unmittelbar Einfluss genommen werden konnte, beein¬ trächtigt werden Der Zustand der eigenen wirtschaftlichen Situation stellt eine sol¬ che sozialrelevante Leistung dar, denn die eigene wirtschaftliche Situation ist em weitestgehend im Verantwortungsbereich des Individuums liegender Zustand und unterliegt somit einer relativ direkten Einflussnahme des Betroffenen Gleichzeitig spielt die wirtschaftliche Situation eine Rolle bei der Beurteilung durch andere Per¬ sonen Dementsprechend wurde eme negative Beurteilung der eigenen wirtschaft¬ lichen Lage eme Schwächung des Selbstwertgefühls mit sich bringen, wahrend man eine kollektive Lage, wie die allgemeine wirtschaftliche Situation, ohne Kon¬ sequenzen für das Selbstwertgefuhl negativ beurteilen kann, da man die Verant¬ wortung hierfür auf andere Personen oder Umstände übertragen kann Wir gehen noch etwas weiter Der kollektive Zustand kann nicht nur ohne gleichzeitige Reduzierung des Selbstwertgefühls negativ beurteilt werden, sondern eine negative Beurteilung erfüllt weitergehend noch den Zweck des Selbstwert- Quelle ALLBUS 1982 ALLBUS , 1986 ALLBUS , 1991 ALLBUS , 1996 eigene Berechnungen Im wesentlichen beurteilt der Personenkreis mit negativer individueller Beurtei¬ lung auch die allgemeine wirtschaftliche Situation eher schlecht Eine auf Grund¬ lage dieser Ergebnisse sich bestätigende These lautet Bedurfnisse nach Selbst¬ wertschutz und Selbstwerterhohung steigen, je mednger das Selbstwertgefuhl ei¬ ner Person, d h je weniger ihr Bedürfnis nach positiver Selbstbewertung erfüllt ist4 Im Durchschnitt schätzen zu den vier Zeitpunkten über 75 Prozent der Befrag¬ ten mit einer negativen Beurteilung ihrer eigenen wirtschaftlichen Lage die allge¬ meine wirtschaftliche Lage ebenfalls als schlecht ein Nur ca 38 Prozent der Be¬ fragten mit emer positiven Eigeneinschatzung beurteilen die allgemeine Situation negativ Dieser emprnsch interessante Tatbestand kann auf selbstwertdienhche Attnbution zurückgeführt werden, die im Resultat die Stabilisierung bzw Erhöhung des Selbstwertgefühls zur Folge hat Die Ursache für die eigene schlechte wirtschaftli¬ che Situation wird hier offensichtlich in externen Quellen gesucht5 Der Befragte kann sich von emem Kollektivschicksal getroffen fühlen, das, aus seiner Sicht, ein Großteil der Allgemeinheit aufgrund widriger Umstände mit ihm teilt 6 Die Einschätzung der eigenen wirtschaftlichen Situation wird in der Survey-Forschung mit der Standardfrage erfasst "Wie beurteilen Sie Ihre eigene wirt¬ schaftliche Lage heute" 7 Um ein solches Urteil zu fallen, benotigen wir Bezugs¬ großen, die wir unserer Situation gegenüberstellen können Erst dann ist es mög¬ lich, zwischen gut und schlecht, klein und groß, reich und arm zu unterscheiden Die Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage basiert somit auf Vergleichs-prozessen8 Dieser Art ist z B der Vergleich des Status quo mit einem Zustand m der Vergangenheit oder emem zukunftig zu erwartenden Zustand So kann empi¬ risch nachgewiesen werden, dass z B die Erfahrung mit Arbeitslosigkeit oder auch die Furcht vor Stellungsverlust einen signifikanten Effekt auf die Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage ausübt Personen, die in der Vergangenheit bereits einmal arbeitslos waren, schätzen ihre derzeitige wirtschaftliche Situation signifi¬ kant schlechter ein, als Personen, die noch nicht arbeitslos waren Auch Erwerbs¬ tätige, die ihren Stellungsverlust befürchten, schätzen ihre derzeitige wirtschaftli¬ che Situation signifikant schlechter ein, als Personen, die einen (subjektiv oder objektiv) sicheren Arbeitsplatz haben Dieser Effekt wurde völlig unabhängig von anderen Variablen nachgewiesen Die Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Situation wird nicht ausschließlich durch die genannten Faktoren beeinflusst, sondern auch durch emige bekannte demographische Komponenten, wie z B Haushaltsnettoemkommen oder subjekti¬ ve Schichteinordnung Personen, die sich der Oberschicht zuordnen, bewerten ihre wirtschaftliche Lage besser als Personen, die sich der Unterschicht zugehörig füh¬ len Auch die wechselseitige Beeinflussung zwischen Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage und der Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage hat einen nachweisbaren Effekt Der empirische Nachweis wurde mittels Regressi¬ onsmodellen, separat für 4 Zeitpunkte, in dieser Studie geführt Aus den Ergebnis-6 Ausgangspunkt der Attributionsforschung ist, dass nicht Erfolgs-oder Mißerfolgserlebnisse immer auch ein erhöhtes bzw ein reduziertes Selbstwertgefuhl nach sich ziehen, sondern die Effekte im entscheidenden Maße von der Ursachenzuweisung der Erfolge und Mißerfolge abhangen Ein erlebter Mißerfolg senkt nur dann das Selbstwertgefuhl, wenn er den eigenen Fehlleistungen zugeordnet wird, also intern attribuiert wird wah¬ rend externe Attribuierung das Selbstwertgefuhl schützen kann (vgl Sauer, C & Kraussner, P (1980) Effekte interner vs externer Ursachenattribution und selbst vs nicht selbst veränderbarer Konsequenzen aversiver Stimulation auf Leistung und emoti¬ onale Betroffenheit Unveröffentlichtes Manuskript 7 Vgl ALLBUS-Datensatze, ZUMA Mannheim 8 Die Theorie der sozialen Vergleichsprozesse wurde in ihren Grundzugen in Festingers Arbeiten über informelle Kommunikation und Gruppendruck entwickelt, explizit als Theorie der sozialen Konstruktion individueller Realität jedoch erst vier Jahre spater vorgestellt Vgl Festinger, L A (1954) A theory of social comparison processes Hu¬ man Relations Stanford sen der Schätzungen wurde das nachfolgende Modell entwickelt, das über die Ef¬ fektrichtung relevanter unabhängiger Variablen Auskunft gibt. Ein Minus-Zeichen indiziert im statistischen Sinne einen negativen Zusammenhang (ein höherer Wert auf der empirischen Skala der unabhängigen Variable hat einen fallenden Wert auf der empirischen Skala der abhängigen Variable zur Folge), ein Plus-Zeichen einen im statistischen Sinne positiven Zusammenhang (ein höherer Wert auf der empiri¬ schen Skala der unabhängigen Variable hat einen höheren Wert auf der empiri¬ schen Skala der abhängigen Variable zur Folge). Gleichzeitig wurden die Faktoren so angeordnet, dass jene mit dem stärksten Effekt (standardisierter Regressionskoefizient) links oben stehen, jene mit dem schwächsten Effekt auf die Beur¬ teilung der eigenen wirtschaftlichen Lage rechts unten. Der Anteil erklärter Varianz liegt zwischen 10% (1982) und 28% (1991); Kollinearität zwi¬ schen den direkten unabhängigen Variablen < 0,4. Kurz gesagt, fällt die Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Situation dann am besten aus, wenn Personen die allgemeine wirtschaftliche Situation möglichst po¬ sitiv beurteilen, ein möglichst hohes Nettoeinkommen haben und sich der oberen Schicht zugehörig fühlen. Personen schätzen weiterhin ihre wirtschaftliche Lage besonders gut ein, wenn sie stark in einen Arbeitsprozess eingebunden sind, ihre berufliche Stellung in der Zukunft als nicht gefährdet ansehen und bisher keine Er¬ fahrung mit Arbeitslosigkeit gemacht haben. Jeder der 6 Effekte wurde signifikant in den Jahren 1982, 1986, 1991 und 1996 nachgewiesen und wirkt unabhängig von anderen Variablen. Die Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage Bei der Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage ist zunächst zu bemer¬ ken, dass diese (wie nachfolgende Graphik verdeutlicht) den objektiven Konjunk-turverläufen (gemessen in Zuwachsraten des Bruttosozialproduktes (BSP) und Veränderung der Arbeitslosigkeit) zu folgen scheint und somit einen deutlichen Realitätsgehalt aufweist. Steigt, wie deutlich zu erkennen ist, die Zuwachsrate des BSP, steigen auch die Anteile positiver Beurteilungen der wirtschaftlichen Lage. Gleichzeitig ist immer auch eine Reduzierung der Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich zu erkennen. Betrachten wir das Jahr 1990, zeigt sich ein Zuwachs des BSP um über 5%, gleichzeitig eine Reduzierung der Arbeitslosigkeit und damit einhergehend auch ein hoher Anteil positiver Beurteilungen der allgemeinen wirtschaftlichen Lage. Dieser Anteil geht zurück bei niedrigeren Zuwachsraten des BSP im Vergleich zum Vorjahr (siehe 1991 und 1992), und er steigt bei höheren Zuwachsraten des BSP im Vorjahresvergleich (siehe 1982 und 1984) . Eines wird deutlich: Der Konjunkturzustand wird von der Bevölkerung relativ feinsinnig wahrgenommen. Die Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Situ¬ ation lässt sich aber nicht ausschließlich durch den objektiven Konjunkturverlauf erklaren, denn eme Veränderung der objektiven Wirtschaftsindikatoren zieht keine proportionale Veränderung der positiven Beurteilungen der allgemeinen wirt¬ schaftlichen Lage nach sich Erklarungsbedurftig ist weiterhm auch, dass die Be¬ urteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage im Jahre 1994 negativ geprägt ist Trotz emer Zuwachsrate des BSP um ca 2,3 Prozent liegen die Anteile positiver Beurteilungen der allgemeinen wirtschaftlichen Lage immer noch bei nur knapp uber 20% Es müssen also, jenseits der objektiven wirtschaftlichen Lage, zusätzliche Faktoren für die Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage vorhanden Aspekten der wirtschaftlichen Entwicklung em höherer Nachrichtenwert beige¬ messen wird als positiven Aspekten9 Noelle-Neumann bemerkte, dass bei der Auswahl eines Ereignisses all diejenigen Ereignisse Priorität besitzen, die Gefühle ansprechende negative Elemente besitzen 10 Diese einheitlichen Selektionskntenen führen zu einer gleichartigen Auswahl von Ereignissen, die massenmedial vermittelt werden Dadurch entsteht ein konsonantes Bild, dh Medienbotschaften bestätigen sich oft gegenseitig " Hierbei ent¬ steht oft em negativ gefärbtes Bild von der Realität Dies führt zu der These, dass Personen, die sich häufig durch verschiedene Medienkanale über das politische Tagesgeschehen informieren, die wirtschaftliche Lage tendenziell negativ beurteilen Da Fragen zur Häufigkeit der Informationsre¬ zeption nicht gememsam mit anderen hier untersuchten Fragestellungen in den ALLBUS-Datensatzen abgefragt werden, muss für die Überprüfung dieser These ein anderer Datensatz, der Wohfahrtssurvey 1993, herangezogen werden Die Frage "Wie oft informieren Sie sich über das politische Tagesgeschehen44, unterteilt nach 5 Mediengattungen, wurde zu einem Index zusammengefasst, der über Häufigkeit der Mediennutzung und Anzahl verschiedener Medien Auskunft gibt Hiernach wurde überprüft, inwiefern Darüber hmaus sind in der Analyse der 4 ALLBUS-Datensatze weitere Faktoren ermittelt worden, die zu allen Zeitpunkten einen signifikanten Effekt auf die Be¬ urteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage ausüben Hierunter fallen beispielsweise die Auswirkungen von Legitimierungs-bzw Delegitimierungsstrategien der Parteien Die wirtschaftliche Situation wird be¬ kanntlich als wichtiges Legitimationsfeld der Regierungspohtik betrachtet und ur¬ sachlich auf Regierungskompetenz zurückgeführt Oppositionelle Kräfte wie auch regierungsnahe Kräfte versuchen genau dies uber die Medien auszunutzen Beide Kräfte produzieren regelmäßig Nachrichten, m deren Fokus das Thema "Wirtschaft" steht Allerdings werden die Realitatsbilder unterschiedlich konstruiert Die Opposition konstruiert ein Reahtatsbild, das nega¬ tiv geprägt ist, um wirtschaftliche Befürchtungen innerhalb der Bevölkerung zu schüren Ziel dieser Vorgehensweise ist es, durch Schuldzuweisungen an die Re¬ gierung, einen Delegitimierungsprozess in Gang zu setzen und gleichzeitig sich selbst als potentielle Regierungspartei zu legitimieren I3 Die Regierung ihrerseits, versucht ein positiveres Reahtatsbild zu konstruieren Selektionsprozesse der Massenmedien, wie sie beschrieben wurden, und die Dele¬ gitimierungsstrategien der Opposition, stehen sich nahe Die von Oppositionspar¬ teien konstruierten negativen Bilder der Realität, haben so eine erhöhte Chance auf Veröffentlichung Es ist zu vermuten, dass Personen, die der regierenden Partei sehr nahe stehen, auch zu einem Teil deren Sichtweise bezüglich der wirtschaftli¬ chen Lage übernehmen und umgekehrt Personen, die oppositionellen Kräften nahe stehen, der Sichtweise dieser Parteien folgen In der Analyse konnte diesbezüglich signifikant für alle untersuchten Zeitpunkte ein starker Effekt auf die Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage nach¬ gewiesen werden Eine positive Einstellung zur Regierungspartei begünstigt eme gute Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage Mit den 4 ausgewählten Zeitpunkten (1982, 1986, 1991, 1996) fließen 3 "CDUregierte" Zeitpunkte und 1 "SPD-regiertes" Jahr in die Analyse em Der Effekt ist stets eindeutig 1982 beurteilten SPD-Anhanger die allgemeine wirtschaftliche Si¬ tuation besser als Anhanger anderer Parteien, 1986 Parteien, , 1991 Parteien, und 1996 taten dies die CDU-Anhanger Weiterhin zeigte sich, dass Personen, die eher pessimistisch smd, die allgemeine wirtschaftliche Situation, unabhängig von anderen Faktoren, auch eher duster zeichnen als Personen, die nicht als allgemein pessimistisch bezeichnet werden können M der nächsten ALLBUS-Studien diese, für unseren Forschungsgegenstand wich¬ tige Fragestellung enthalten sein wud 13 Vgl Schulz, W (1976) Die Konstruktion von Realität in den Nachrichtenmedien, aaO,S 68 14 Als pessimistisch wurde der Personenkreis bezeichnet, der nachfolgende Meinung ver¬ tritt "Egal was manche Leute sagen Die Situation der einfachen Leute wird nicht bes¬ ser, sondern schlechter" und "So wie die Zukunft aussieht, kann man es kaum noch ver¬ antworten, Kinder auf die Welt zu bringen" Auch das politische Informationsniveau übt emen Einfluss auf die Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage aus Je mehr Einblick Personen m politische Probleme zu haben glauben, desto schlechter fallt ihre Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage aus Unsere Vermutung ist, dass diese Variable relativ stark mit dem leider nur für den Wohlfahrtssurvey 1993 berechneten Index "Politische Informationsrezeption" korreliert Personen, die sich häufig durch verschiedene Medienkanale über das politische Tagesgeschehen informieren, durften wohl auch eher glauben, Einblick in die politischen Probleme zu haben Insofern erhärtet die¬ ses Ergebnis den bereits dargestellten Zusammenhang zwischen Medienrezeption und Beurteilung der allgememwirtschaftlichen Lage Zusätzlich wurde m der Analyse deutlich, dass sich Beurteilungen der eigenen wirtschaftlichen Lage und der allgemeinen wirtschaftlichen Lage gegenseitig be¬ emflussen Em weiteres mteressantes Ergebnis wurde hinsichtlich den demographischen Variablen Einkommen und Alter deutlich Diese Variablen beeinflussen die Beur¬ teilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage signifikant, jedoch schwacher, als man vielleicht vermuten konnte Je hoher das Einkommen, desto besser fallen Be¬ urteilungen der allgemeinen wirtschaftlichen Lage aus Dieser Zusammenhang zeigt sich allerdings nur 1991 und 1996 signifikant (zu diesen Zeitpunkten relativ stark) In den beiden anderen Jahren gab es kernen statistisch abgesicherten Zu¬ sammenhang Daher tritt, ahnlich wie im Falle des nachfolgend geschilderten Al¬ terseffekts, diese Variable im Vergleich zu anderen Variablen, deren Effekt durch¬ gangig zu allen Zeitpunkten signifikant nachgewiesen wurde, etwas m den Hinter¬ grund Für zwei von vier Jahre (1986 und 1991) konnte ein signifikanter Altersef¬ fekt nachgewiesen werden Je alter die Personen sind, desto positiver beurteilen sie die allgemeine wirtschaftliche Situation Dies konnte damit zusammenhangen, dass mit zunehmendem Alter die private ökonomische Situation stabiler wird Gleich¬ zeitig wurde dies bedeuten, dass die Alters-Variable ihren Effekt zum größten Teil über das Einkommen ausübt, was auf hohe Multikollmeantat dieser beiden Vari¬ ablen schließen lassen wurde Dies konnte verworfen werden Als plausible Erklä¬ rung des Alterseffektes kommt die Erfahrung alterer Personen mit vielen Perioden wirtschaftlicher Missstande in Frage Dies kann eme aktuelle ungunstige Situation relativieren Des weiteren beurteilen Personen mit geringem politischen Interesse die allgemeinwirtschafthche Situation eher schlecht An dieser Stelle wird ein inte¬ ressanter Sachverhalt deutlich Der Effekt, der durch ein hohes politisches Infor¬ mationsniveau einer Person hervorgerufen wird, ist zwar starker, geht jedoch in dieselbe Richtung wie der Effekt, der durch politisches Desinteresse hervorgerufen wird Beide Effekte verursachen eine negative Beurteilung der allgemeinen wirt¬ schaftlichen Lage Wiederum wurde für die Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage ein Modell entwickelt, aus dem die Richtung und die relative Starke der Effekte von Faktoren auf die Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage abgelesen werden kann Em Minus-Zeichen indiziert erneut einen negativen Zusammenhang (ein hö¬ herer Wert auf der empirischen Skala der unabhängigen Variable hat einen fallen¬ den Wert auf der empirischen Skala der abhangigen Variable zur Folge), ein Plus-Zeichen einen positiven Zusammenhang (höhere Werte auf der empirischen Skala der unabhängigen Variable haben einen höheren Wert auf der empirischen Skala der abhängigen Variable zur Folge). Faktoren mit dem stärksten Effekt stehen links oben, jene mit dem schwächsten Effekt auf die Beurteilung der eigenen wirt¬ schaftlichen Lage rechts unten. Grafik 4: Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage (sehr gut->sehr schlecht) Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage (Sehr gut ->Sehr schlecht) (1986) * Kollinearität zwischen den direkten unabhängigen Variablen < 0,39 Die Erklärungsleistung des Modells ist in den einzelnen Jahren, ähnlich dem Mo¬ dell zur Untersuchung der Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Situation, un¬ terschiedlich hoch, jedoch im Unterschied zu dem ersten Modell viel stärker schwankend und insgesamt etwas unbefriedigender. Der Anteil erklärter Varianz in den Modellen liegt zwischen neun Prozent im Jahre 1982 und 20 Prozent im Jahre 1986. 1991 konnte 14 Prozent der Gesamtvarianz erklärt werden und im Jahre 1996 12 Prozent. Dabei fällt auf, dass R2 in den Jahren, die nach objektiven wirtschaftlichen Kri¬ terien etwas günstiger waren, am höchsten ist und im Jahre 1982, einem Jahr der Wirtschaftskrise, lediglich bei neun Prozent lag. Aus der verhältnismäßig niedrigen Erklärungsleistung des Modells lässt sich ableiten, dass, neben den durch die ge¬ nannten Faktoren herbeigeführten Effekten, ein Objektivitätsgehalt in der Beurtei¬ lung der allgemeinen wirtschaftlichen Situation steckt, der mit dem in dieser Studie entwickelten Modell nicht direkt empirisch nachzuweisen ist. 2. Die positive Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage und die negative Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage -Determinanten einer asymmetrischen Beziehung Nachdem für die Beurteilung der eigenen und der allgemeinen wirtschaftlichen Lage über die Jahre hmweg valide Effektvanablen analysiert wurden, werden diese insgesamt neun Variablen nun zur Erklärung der Asymmetrie bei Einschatzungen wirtschaftlicher Lagen verwendet Unter Asymmetrie ist eine gegenläufige Beur¬ teilung der eigenen und der allgemeinen wirtschaftlichen Lage zu verstehen Bei der Beurteilung der eigenen und der allgemeinen wirtschaftlichen Lage gibt es für den Befragten msgesamt vier potentielle Reaktionskombinationen 1) Die eigene wirtschaftliche Situation wird mit gut, die allgemeine Situation schlechter bewertet 2) Die allgemeine wirtschaftliche Situation wird mit gut, die eigene Situation schlechter bewertet 3) Die eigene wirtschaftliche Situation wird mit gut, die allgemeine Situation ebenfalls gut bewertet 4) Die eigene wirtschaftliche Situation wird mit schlecht, die allgemeine Situati¬ on ebenfalls schlecht bewertet Jede der potentiellen Möglichkeiten taucht empirisch auf Die erste Kombination ist jedoch am stärksten vertreten und wird daher hier genauer analysiert Im Jahre 1996 beurteilten 40% der Befragten ihre eigene wirtschaftliche Lage mit gut und gleichzeitig die allgemeine schlechter, und legten damit in unserem Sinn eine asymmetnsche Beurteilung an den Tag Die restlichen 60% der Befragten taten dies nicht Somit hegt in dieser Analyse eine abhangige Variable mit zwei Ausprägun¬ gen vor Aus diesem Grund wurde kerne lmeare, sondern die binomiale logistische Regression verwendet Dies hat zusätzlich den Vorteil, dass der Effekt einer unab¬ hängigen Vanablen als Zuwachs der prozentualen Wahrscheinlichkeit für oder ge¬ gen das Eintreten des emen oder des anderen Ereignisses der zu erklärenden Vari¬ ablen besenneben werden kann Zunächst hat sich herausgestellt, dass von den ur¬ sprünglich neun Variablen sechs Vanablen der Signifikanzprufung standhielten Für die Analyse der asymmetrischen Beurteilung spielen der Grad der Erwerbsta¬ tigkeit, der allgemeine Pessimismus und das politische Interesse kerne Rolle Für alle anderen Variablen wurden SPSS-gestutzt die Logitkoeffizienten (B) für jede unabhängige Variable errechnet Mit Hilfe dieser Logitkoeffizienten können die Veränderungen der Wahrscheinlichkeiten berechnet werden, dass wirtschaftli¬ che Lagen asymmetrisch beurteilt werden 15 Lage schlechter beurteilt, um 9,5 Prozentpunkte (0,095), also von 40% auf 49,5% Nahe zur Regierungspartei Aus den Analysen zur Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage wissen wir, dass Personen, die Oppositionsparteien nahe ste¬ hen, die allgemeine wirtschaftliche Lage eher schlecht beurteilen Bei der asym¬ metrischen Beurteilung fallt auf, dass dieser Personenkreis jedoch eme relativ ge¬ ringe Wahrscheinlichkeit hat, wirtschaftliche Lagen asymmetrisch zu beurteilen Steht die befragte Person eher oppositionellen Kräften und nicht der Regierungs¬ partei nahe, fallt die Wahrscheinlichkeit, wirtschaftliche Lagen asymmetrisch zu beurteilen, von 40 Prozent auf 23 Prozent, eme Reduktion um 17 Prozentpunkte (-0,17) Dieser Personenkreis beurteilt anscheinend wirtschaftliche Lagen homogen, wahrscheinlich homogen schlecht Haushaltsnettoeinkommen Erhöht sich hmgegen das Haushaltsnettoeinkommen um DM 1 -, verändert sich die ursprüngliche Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent auf 40,0024 Prozent, eine Erhöhung um 0,0024 Prozentpunkte Politik-Informationsmveau Gibt eine Person an, nur einen guten, anstatt einen sehr guten Einblick m politische Probleme zu haben, verändert sich also die Vannicht auf das Prinzip der logistischen Regression eingegangen werden Eine gut ver¬ ständliche Einfuhrung bietet Urban, D (1993) Logit-Analyse Stuttgart able "Politik-Informationsmveau" um eme Einheit, so smkt die Wahrscheinlich¬ keit dieser Person, die eigene wirtschaftliche Lage gut und die allgemeine schlechter zu beurteilen, um 7,4 Prozentpunkte (-0,074) auf 32,6 Prozent (40 Pro¬ zent -7,4 Prozentpunkte). Umgekehrt gilt also, je höher das Informationsniveau, desto eher werden wirtschaftliche Lagen asymmetrisch beurteilt Erfahrung mit Arbeitslosigkeit Hat eine Person noch keine Erfahrung mit Ar¬ beitslosigkeit, so steigt die Wahrscheinlichkeit, die eigene wirtschaftliche Lage mit gut und die allgemeine schlechter zu beurteilen, um 14 Prozentpunkte auf 54 Pro¬ zent gegenüber den Personen, die bereits Erfahrungen mit Arbeitslosigkeit sam¬ meln müssten. Furcht vor Stellungsverlust Ähnlich verhält es sich mit den beruflichen Zu¬ kunftsaussichten der Befragten. Hat eine Person Furcht, in Zukunft seme Stellung zu verlieren, hat dies negative Konsequenzen für die Wahrscheinlichkeit, die eige¬ ne wirtschaftliche Lage gut und die allgemeine schlechter zu bewerten Die Wahrscheinhchkeit smkt um 13 Prozentpunkte, also von 40 Prozent auf 27 Prozent Als Besonderheit der logistischen Regression sei angemerkt, dass enechnete prozentuale Veränderungen nicht als Konstante zu verstehen sind, sondern in Ab¬ hängigkeit von den jeweils neuen Wahrschemhchkeitsverhältnissen immer neu be¬ rechnet werden müssen. Die S-fÖrmige Verteilungsform der logistischen Regressi¬ on unterstellt, dass die Effekte im mittleren Bereich der Skala der unabhängigen Variable stärker ausgeprägt smd als m den extrem rechten oder linken Bereichen Um die Variablen hinsichtlich der Stärke ihres Effektes auf die asymmetrische Beurteilung wirtschaftlicher Lagen zu evalmeren, werden in der folgenden Tabelle die standardisierten Effektkoeffizienten der unabhängigen Variablen ausgewiesen, dies ermöglicht eine vergleichende Betrachtung Je höher der Effektkoeffizient, unabhängig vom Vorzeichen, desto starker ist der Effektl6 Stellungsverlust (Ja -> Nein) Die Variable "Nähe zur Regierungspartei" hat den stärksten Effekt auf die asym¬ metrische Beurteilung wirtschaftlicher Lagen, gefolgt vom "Pohtik-Informationsniveau" und der "Subjektiven Schichteinordnung". An vierter Stelle ist die Vari¬ able "Erfahrung mit Arbeitslosigkeit" einzuordnen, gefolgt von der Variable "Haushaltsnettoeinkommen". Den geringsten Effekt hat die Variable "Furcht vor Stellungsverlust". Schlussbemerkung Nach Durchführung der empirischen Analysen ist deutlich geworden, dass für die Konstituierung der Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage und der Beur¬ teilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage verschiedene Wahrnehmungsquellen verantwortlich sind. Insgesamt wird ersichtlich, dass die individuelle und kollektive Orientierung am Beispiel der Einschätzung wirtschaftlicher Lagen von verschiedenen Wahrneh¬ mungsquellen geprägt ist. Die Untersuchung der asymmetrischen Beurteilung wirtschaftlicher Lagen bringt eines deutlich zu Tage. Die beeinflussenden Faktoren sind ein Konglomerat aus sozialpsychologischen Faktoren, die soziale Vergleichsprozesse beeinflussen, und Faktoren, die Aufschluss geben über die Häufigkeit medial vermittelter Infor¬ mationsrezeption politischer Geschehnisse. Ebenso beeinflussen die Einstellung zur regierenden Partei sowie weitere Faktoren, die man als objektive Indikatoren des Wohlstands bezeichnen könnte, die ungleiche Beurteilung wirtschaftlicher La¬ gen. Gleichzeitig fällt auf, dass objektive Indikatoren des Wohlstandes, wie das Haushaltsnettoeinkommen, zwar eine signifikante Rolle spielen, die Effektstärke jedoch vergleichsweise gering ist. Von den insgesamt sechs beeinflussenden Vari¬ ablen im Modell, hat das Haushaltsnettoeinkommen den zweitschwächsten Effekt auf die asymmetrische Beurteilung wirtschaftlicher Lagen. Im Laufe dieser Untersuchungen wurde erkannt, dass mit sekundäranalytischen Mitteln nur ein Teil der Problemstellung geklärt werden konnte. Die Ursache hier¬ für ist darin zu sehen, dass die für Problemstellungen dieser Art notwendigen Fra¬ gestellungen bisher noch nicht alle in einem Erhebungsinstrument vereinigt wur¬ den. Zwar konnten mit Hilfe der ALLBUS Datensätze Vergleichsprozesse nach¬ gewiesen werden, jedoch nur solche, die sich auf einen Vergleich der eigenen der¬ zeitigen Situation mit einer vergangenen oder einer zukünftig zu erwartenden Situ¬ ation beziehen. Dies sind intrapersonelle Vergleiche. Zu einer vollständigen Ana¬ lyse sollten aber auch Fragestellungen, die sich auf das direkte soziale Umfeld der Befragten beziehen, einbezogen werden. Auf diese Weise könnte eine Relativie¬ rung der Beurteilung eigener wirtschaftlicher Lagen der Befragten durch deren Vergleich mit wirtschaftlichen Situationen von Freunden oder Bekannten sichtbar gemacht werden. Dahinter steckt die These, dass unter Umständen ein überdurch¬ schnittliches Einkommen subjektiv unterbewertet wird, wenn Personen des direk¬ ten sozialen Umfeldes sehr viel wohlhabender sind. Dies würde dann auch umge¬ kehrt zutreffen. Um eine vollständige Analyse bezüglich der Beurteilung der allgemeinen wirt¬ schaftlichen Lage durchzuführen, ist es notwendig, in zukünftigen Untersuchungen die Frage nach der Häufigkeit der Informationsrezeption bezüglich politischer Ge¬ schehnisse über Massenmedien zusammen mit den anderen hier untersuchten Faktoren in einem Datensatz zu vereinigen. In der hier geschilderten Untersuchung fand eine Annäherung an die Lösung des Problems statt, dass dadurch entstand, dass wichtige Fragestellungen nicht in einem Datensatz vereinigt sind. Die Aus¬ wirkungen der einheitlichen Nachrichten-Selektionskriterien, die als Resultat be¬ vorzugt die Veröffentlichung von negativen Nachrichten zur Konsequenz haben, wurden mit Hilfe eines anderen Datensatzes, dem Wohlfahrtssurvey, erfasst. Das dies keine optimale Lösung darstellt, dürfte dem Leser nicht entgangen sein. Zwar konnte dieser Effekt nachgewiesen werden, es können aber keine Aussagen über die Stärke dieses Effektes im Vergleich zu der Stärke anderer, durch die Analyse der ALLBUS Datensätze berechneter Einflussstärken, getroffen werden. Eine Lö¬ sungsmöglichkeit, die zu einer vollständigeren Analyse der Beurteilung wirt-schaftlicher Lagen beitragen wird, besteht dann, im ALLBUS auch Fragen nach der Rezeptions-Häufigkeit der über Medien vermittelten politischen Nachnchten zu stellen Die hier behandelte Thematik ist grundsätzlich im Bereich der Haushaltsund Familienforschung anzusiedeln, denn wirtschaftliche Lagenund damit auch die Sicherung der Existenz durch Einkommenspielen eme erhebliche Rolle für pri¬ vate Haushalte und werden dies auch zukunftig tun. Die Untersuchung dieser Thematik unter besonderer Berücksichtigung individueller subjektiver Wahrneh¬ mungsprozesse ist bisher in der empirischen Sozialforschung zu kurz gekommen Insofern zeigt diese Studie wohl Ergebnisse auf, die zur Erhellung einer selten thematisierten, aber für die Haushaltsforschung und Familienforschung relevanten Problematik beiträgt. Literatur Boski, P (1983) Egotism and evaluation in seifand other attributions for achievement re¬ lated outcomes European Journal of Social Psychology, 13 Dittes, J E (1959) Attractiveness of group as a function of self-esteem and acceptance by group Journal of Abnormal and Social Psychology, 59, [77] [78] [79] [80] [81] [82] Festinger, L (1954) A theory of social comparison processes Human , eigene Berechnungen, Statistisches Bundesamt Schutzes Die Abwertung der kollektiven Lage lasst die eigenen Leistungen positi¬ ver erscheinen, schützt damit das Selbstwertgefuhl und erfüllt mdirekt den Zweck der Selbstwerterhohung Selbstwertschutzstrategien smd m dieser Studie empirisch nachweisbar, wie sich anhand eindeutiger Muster bei der Beurteilung wirtschaftlicher Lagen in Abhän¬ gigkeit der Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage zeigen lasst Tabelle 1 Auswirkungen negativer und positiver Selbsteinschatzung auf eme kol¬ lektive Beurteilung 19B2 1986 1991 1996 Eigene wirtschaftli¬ Eigene wirtschaft¬ Eigene wirtschaftli¬ Eigene wirtschaftli¬ che Lage liche Lage che Lage che Lage Schlecht Gut Schlecht Gut Schlecht Gut Schlecht Gut Allgemeine Wirtschaftslage 9,9% 44,9% 34 7% 88,3% 45,4 71 4 8,0% 44,2% Gut Allgemeine Wirtschaftslage 90,7% 55,1% 65,3% 11,7% 54,6% 28 6 92 0% 55 8% Schlecht N 216 670 165 1083 399 1551 264 765 1 Vgl Franz, G (1988) Sozialpsychologie politischer Legitimierung Frankfurt New York, S 67 2 Vgl Klages, H , Franz, G & Herbert, W (1987) Sozialpsychologie der Wohlfahrtsge¬ sellschaft, S 113 Frankfurt 3 Vgl Stahlberg, D , Osnabrugge, G & Frey, D Die Theorie des Selbstwertschutzes und der Selbstwerterhohung In D Frey & M Irle (Hrsg) (1985) Theorien der Sozialpsy¬ chologie Bd III, S 79-124 Bern Eine Annahme ist, dass Massenmedien und die Konstruktion von Nachrichten eine nachweisbare Rolle spielen Bei der Bewertung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage ist der Befragte auf massenmedial verbreitete Informationen angewiesen Dabei herrschen m allen Re¬ daktionen uberemshmmende Nachnchten-Selektionskntenen, wonach negativen sem dieser Index mit der Sorge über die allge¬ meine wirtschaftliche Entwicklung korreliert Das Ergebnis zeigt einen signifi¬ kanten Einfluss der Häufigkeit politischer Informationsrezeption über Massenme¬ dien auf die Sorge über die wirtschaftliche Entwicklung Je weniger sich Personen über Massenmedien informieren, desto gennger ist ihre Sorge über die allgemeine wirtschaftliche Entwicklungund umgekehrt n 9 Vgl Schulz, W (1976) Die Konstruktion von Realität in den Nachrichtenmedien Mün¬ chen 10 Vgl Noelle-Neumann, E (1977) Öffentlichkeit als Bedrohung, S 140 München11 Vgl Noelle-Neumann, E, Schulz, W & Wilke, J (1994) Fischer Lexikon Publizistik, Massenkommunikation, S 528 Frankfurt12 Leider kann die Starke dieses Zusammenhangs nicht simultan mit anderen Faktoren geschätzt werden, da die Frage über Art und Häufigkeit der Medien¬ nutzung nur im Wohlfahrtssurvey vorhanden ist Bleibt zu hoffen, dass m einer Tabelle 3 Die Effekte der unabhängigen Variablen in der Reihenfolge ihrer Starke Ergebnisse sollen wieder für die Umsetzung in ein verständliches Pfadmo¬ dell verwendet werden, das, wie bereits bekannt, die Richtung und Reihenfolge der Effektstärke indiziert. Grafik 5 Nahe zur Regierungspartei Chancen der (Regierungspartei ->andere ¦O-* asymmetrischen Beurteilung Partei) wirtschaftlicher Lagen Pohtik-Informationsniveau (hoch --> niedrig)^-o Subjektive Schichteinordnung (Unterschicht --> Oberschicht) Erfahrung mit Arbeitslosigkeit (Ja --> Nein) Haushalts- nettoeinkommen Furcht vor Variablen Standardisierter Effekt-Koeffizient Nahe zur Regierungspartei 0,71[1,4(-)r Politik-lnformationsniveau 0,72[1,38(-)]* Subjektive Schichteinordnung 1,28 Erfahrung mit Arbeitslosigkeit 1,26 Haushaltsnettoeinkommen 1,23 Furcht vor Stellungsverlust 0,82[1,21(-)]* *Zahlen in Klammem sind die Kehrwerte der Effektkoeffizienten, deren Werte unter 1 he¬ gen 16 Die Standardisierung der Effektkoeffizienten ergibt sich aus der Multiplikation der Lo¬ git-Koeffizienten mit der Standardabweichung der unabhängigen Variable Dieser Term wird anschließend entloganthmisiert Darüber hinaus sollte, um eine exakte Vergleich- barkeit der Koeffizienten zu ermöglichen, bei Effektkoeffizienten kleiner als 1 immer auch deren Kehrwert ausgewiesen werden (1/Effekt-Koeffizient)Diese Herbert, W (1987) Sozialpsychologie der Wohlfahrtsgesellschaft Zur Dynamik von Wertonentierungen, Einstellungen und Ansprüchen Frankfurt/New Osnabrugge, G & Frey, D (1985) Die Theorie des Selbstwertschutzes und der Selbstwerterhohung In D Frey & M Irle (Hrsg ) Theorien der Sozialpsychologie Relations Stanford Stanford University Press Franz, G (1988) Sozialpsychologie politischer Legitimierung Frankfurt/New York Cam¬ pus Hakmiller, K L (1966) Threat as a determinant ofdownward comparison Journal of Expe¬ rimental Social Psychology, 2 (Supplement 1) Klages, H Franz, G & York Campus , Noelle-Neumann, E (1977) Öffentlichkeit als Bedrohung München Alber Noelle-Neumann, E , Schulz, W & Wilke, J (1994) Fischer Lexikon Publizistik Massen¬ kommunikation Frankfurt Fischer Schulz, W (1976) Die Konstruktion von Realität in den Nachrichtenmedien München Alber Stahlberg, D Bd 3 Bern Urban, D (1993) Logit-Analyse Stuttgart Teubner Anschrift des Autors: Dipl-Soz Ralf Mielke Ruhlstr 10 , VglDittes, J E (1959) Attractiveness of group as a function of self-esteem and accep¬ tance by group Journal of Abnormal and Social Psychology, 59, S 77-82 5 Vgl auch die Ergebnisse aus Boski, P (1983) Egotism and evaluation in seif and other attributions for achievement related outcomes Journal of Social Psychology, 13 Dies geschieht durch Multiplikation der Logit-Koeffizienten mit dem Produkt aus Wahr¬ scheinlichkeit für die asymmetrische Beurteilung wirtschaftlicher Lagen (40%) und der davon abhangigen Gegenwahrscheinhchkeit (100%-40%=60%) An dieser Stelle soll
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