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  • Die indisch-stämmigen Roma stellen eine in mehrfacher Hinsicht spezifische "Ethnie" dar. Die heterogene Großgruppe lebt über etliche europäische und außereuropäische Staaten verstreut und ihre Angehörigen sind mehrheitlich "traditionell" von Randgruppendasein betroffen. Roma sind insbesondere in den südosteuropäischen Ländern mit signifikanten Gesamtbevölkerungsanteilen vertreten. Am Beispiel Bulgariens, einem Staat mit einem der europaweit größten Gesamtbevölkerungsanteile dieser Ethnie, zeigen sich die ambivalenten Auswirkungen der demokratisch und marktwirtschaftlich orientierten Transformationsprozesse auf breite Segmente dieser Minderheit. Einerseits sichern seit 1990 verankerte Grundrechte und Freiheiten neue Möglichkeiten der Entfaltung ethnokultureller Charakteristika, der Organisation und Artikulation gruppenspezifischer Interessen und der politischen und sozioökonomischen Partizipation. Andererseits hat sich der Randgruppenstatus der Roma in mehrfacher Hinsicht verschärft. Überproportionale Erwerbslosigkeit, drastische Verarmung, eine niedrige Lebenserwartung sowie eine überdurchschnittliche Abhängigkeit vom Wohlfahrtssystem kennzeichnen die Lebensbedingungen der Betroffenen. Der Teufelskreis der Armut zwingt im Rahmen einer armutsbedingten Subkultur zum Leben außerhalb gesellschaftlicher Werte und Normen. Im Rahmen der krisenhaften Wandlungsprozesse haben die Roma auch die begrenzte Akzeptanz ihres gesellschaftlichen Umfeldes verloren. Dies belegen die Verfestigung historischer Negativklischees und die Entfaltung neuer Ausgrenzungs- und Diskriminierungsmechanismen gegen die zunehmend als "soziales Problem" wahrgenommene Ethnie. Ansätze der ethnospezifischen Interessenorganisation der Roma sind insbesondere auf der parteipolitischen Ebene schwach ausgeprägt und ermöglichen die Einflussnahme auf nationale politische Entscheidungsprozesse bislang nicht. Zur langfristigen Angleichung der Lebenschancen dieser Minderheit sind die von der politisch-institutionellen Ebene ausgehende Schaffung von Entwicklungsmöglichkeiten in den Schlüsselbereichen Bildung und Erwerbswesen, die Bekämpfung von Diskriminierung und die Förderung politischer Partizipation grundlegende Voraussetzungen. Die staatliche Politik gegenüber den Roma zeichnete sich bis Ende der neunziger Jahre durch die außenpolitische Demonstration von Reformbereitschaft und die faktische Umsetzung einzelner Symbolmaßnahmen mit unzureichender Bedürfnisorientierung aus. Erst innerhalb der vergangenen Jahre wurden im Zuge der EU-Beitrittsvorbereitungen erste problemorientierte politische Maßnahmen eingeleitet, deren praktischer Nutzen sich noch erweisen muss. Sollten die nicht nur in Bulgarien, sondern in zahlreichen Staaten mit vergleichbaren Problemen dringend benötigten Reformansätze in ihren Ansätzen stecken bleiben, so werden breite Segmente der Roma-Bevölkerung langfristig am Rande eines erweiterten EU-Bereichs verbleiben, innerhalb dessen sie die numerisch größte ethnische Minderheit darstellen - mit weitreichenden politischen und sozioökonomischen Folgen. (Autorenreferat) (xsd:string)
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  • Roma in Bulgaria after 1989/90: living conditions and state policy (xsd:string)
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  • In: Europa Regional, 14.2006, 2006, 4, 194-203 (xsd:string)
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