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"In dieser Arbeit wird die Frage untersucht, ob die Identifikation mit Deutschland mit fremdenfreundlichen Einstellungen kompatibel ist und dazu motivieren kann, sich gegen Fremdenfeindlichkeit einzusetzen. Dazu wird auf der Basis psychologischer Forschung zu Formen nationsbezogener Orientierungen ein konfiguratives Modell des konstruktiven Patriotismus entwickelt. Nach diesem Modell sind konstruktive Patrioten Menschen, die sich mit Deutschland identifizieren, die prosoziale und demokratische Werte vertreten und die bereit sind, sich politisch zu engagieren. Inspiriert von der sozialpsychologischen Forschung zum Black-Sheep-Effekt (Marques et al., 1988) wird angenommen, dass konstruktive Patrioten motiviert sind, sich gegen Fremdenfeindlichkeit einzusetzen, weil sie fremdenfeindliche Deutsche als "schwarze Schafe" ansehen - als Deutsche, die mit ihrem Verhalten gegen identitätsrelevante Normen verstoßen, dadurch die positive Identität der Gruppe der Deutschen bedrohen und somit ein politisches Gegensteuern verlangen. An drei unterschiedlichen Datensätzen wird eine Klassifikation von Personen vorgenommen, die sich durch spezifische Konfigurationen von nationaler Identifikation, politischen Werten und politischer Engagementbereitschaft auszeichnen. In allen drei Studien lassen sich konstruktive Patrioten identifizieren. Sie sind nicht durch ausländerfeindliche, sondern eher durch ausländerfreundliche Einstellungen gekennzeichnet. Die Studien 2 und 3 ermöglichen weitere Analysen. In Studie 2, die auf Daten aus dem Projekt "Gerechtigkeit als innerdeutsches Problem" basiert, weisen die konstruktiven Patrioten die stärkste Bereitschaft zum Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit auf. Dieses Ergebnis ist zum Teil darauf zurückführbar, dass die konstruktiven Patrioten eine stärkere Bedrohung der nationalen Identität durch Fremdenfeindlichkeit wahrnehmen als die anderen Gruppen. In Studie 3, einem Internetexperiment zur Bewertung von Gewalttaten, sind die konstruktiven Patrioten ebenfalls diejenigen, die am negativsten und mit der stärksten Bereitschaft zum Engagement reagieren. Zugleich reagieren alle Befragten besonders stark auf Gewaltvorfälle, in denen die Gewalt von deutschen Tätern ausgeht. Dieser Effekt ist dadurch erklärbar, dass bei deutschen Tätern eine stärkere Bedrohung der nationalen Identität wahrgenommen wird als bei ausländischen Tätern. Entgegen den Erwartungen ist dieser Black-Sheep-Effekt aber bei den konstruktiven Patrioten nicht stärker ausgeprägt als bei den anderen Gruppen. Die Ergebnisse werden so interpretiert, dass nationale Identifikation in einer konstruktiv-patriotischen Form mit Fremdenfreundlichkeit kompatibel ist und die Bereitschaft zum Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit fördert. Da nicht-patriotische Menschen aber ebenso wenig oder sogar weniger ausländerfeindlich sein können, kann man nicht den normativen Schluss ziehen, dass die Förderung von Nationalgefühlen von einem demokratischen Standpunkt aus erwünscht ist." Anhand von Daten des ALLBUS 2000 ermittelt der Autor Zusammenhänge zwischen allgemeinem Nationalstolzund einer rechten politischen Grundhaltung, sowie fremdenfeindlichen Einstellungen und ablehnendenEinstellungen zum Zuzug nach Deutschland
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