?:abstract
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"Eine vorläufige Bilanz der Entwicklung des Antisemitismus in der Bundesrepublik über fast fünf Jahrzehnte kann einen Rückgang feststellen, der sehr langsam, zäh und diskontinuierlich verlaufen ist, da er weniger auf Einstellungsänderungen bei den antisemitisch geprägten älteren Generationen beruhte als vielmehr darauf, dass nach 1945 Politik, Öffentlichkeit und Schule gegen eine weitere Tradierung des Vorurteils angekämpft und ein liberales, demokratisches Wertsystem vermittelt haben. [...] Noch immer stimmen beachtliche Teile der Bevölkerung einzelnen antijüdischen Aussagen zu, doch verdichtet sich diese Zustimmung nur bei einem 'harten Kern' zu einem geschlossenen antisemitischen Vorurteilskomplex. Dieser hat nicht nur quantitativ an Bedeutung verloren, er hat auch seine Qualität und Motivation geändert. Es geht ihm heute nicht primär um rechtliche Gleichstellung, religiöse Toleranz, wirtschaftliche Konkurrenz, sondern um ein Ressentiment, das sich als 'sekundärer Antisemitismus' aus den Problemen im Umgang mit der NS-Vergangenheit, insbesondere mit dem Holocaust ergibt. Verglichen mit fremdenfeindlichen Einstellungen und Aktionen spielt Antisemitismus in Deutschland eine deutlich geringere Rolle. Er ist allerdings weiterhin zentraler ideologischer Bestandteil des Neonazismus und des Rechtsextremismus, der mit dem Internet ein 'ideales' Verbreitungsmedium besitzt, das die Strafverfolgung sehr erschwert." Bergmann verwendet neben anderen Datenquellen den ALLBUS 1996 mit seinem Themenschwerpunkt "Einstellungen gegenüber ethnischen Gruppen in Deutschland"
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